Mats Hummels bejubelt den Derbysieg gegen Schalke.

Die Emotionen müssen raus. BVB-Innenverteidiger Mats Hummels bejubelt den Derbysieg. © imago / Sven Simon

Hummels in Topform: Beim BVB die Nummer eins – und bei Flick?

rnBorussia Dortmund

Mats Hummels präsentiert sich in bestechender Form – und brennt vor Ehrgeiz. Beim BVB macht ihn das zur Nummer eins in der Innenverteidigung. Und bei Hansi Flick?

Dortmund

, 19.09.2022, 06:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Noch in Manchester, wenige Stunden nach dem 1:2 seiner Borussia, telefonierte Edin Terzic mit Hansi Flick. Der Bundestrainer war Augenzeuge der Partie, er sei angetan gewesen von der Leistung des BVB, wie Terzic beschrieb, was im Speziellen auch für den Auftritt von Mats Hummels gegolten habe. Dennoch informierte Flick Dortmunds Trainer auch darüber, dass Hummels für die anstehenden Länderspiele gegen Ungarn in Leipzig und in England nicht berufen werden würde. Ob Terzic davon überrascht war, blieb sein Geheimnis, „wie auch alle weiteren Inhalte unserer Unterhaltung vertraulich bleiben.“

BVB-Routinier Hummels überzeugt in Manchester und gegen Schalke

Im Revierderby ließ Hummels dann einer starken Leistung im Etihad Stadium eine nicht minder beeindruckende im heimischen Signal Iduna Park folgen – er unterstrich seine aktuell gute Form auch mit starken Werten: Hummels war gegen Schalke 86 Mal am Ball, gewann herausragende 82 Prozent seiner Zweikämpfe und brachte 90 Prozent seiner Pässe an den Mann. Der Statistik-Dienstleister Deltatre erkor ihn zum besten Balleroberer des siebten Bundesliga-Spieltags. Faktisch gibt es in der höchsten deutschen Spielklasse aktuell keinen formstärkeren Innenverteidiger als Dortmunds Routinier.

Über die WM-Chancen des 33-Jährigen lässt sich dennoch munter diskutieren. Auf der einen Seite kennt Flick Hummels zur Genüge. Er ist nicht der Spieler, der sich dem Bundestrainer noch zeigen oder beweisen müsste. Dem steht entgegen, dass die nun anstehende Maßnahme auch Flicks letzte Chance ist, die von ihm favorisierten Innenverteidiger noch besser miteinander einzuspielen.

Löw holt BVB-Spieler Hummels zur EM 2021 zurück in den DFB-Kader

Hummels selbst äußerte sich in den vergangenen Wochen nicht zu diesem Thema. Im großen Interview mit den Ruhr Nachrichten im Juli beschrieb er den Austausch mit Flick aber „als relativ eng.“ Er mache sich noch nicht allzu viele Gedanken über die WM, „ich sehe es entspannt. Ich will und muss hier meine Leistung bringen. Wenn ich beim BVB auf dem Niveau spiele, auf dem ich spielen kann, gibt es glaube ich viele Trainer, die das in ihrer Mannschaft gerne sehen würden.“

Mats Hummels im Zweikmapf mit Bukayo Saka

Sein bislang letztes Spiel für das DFB-Team absolvierte Mats Hummels (l.) im EM-Achtelfinale gegen England (0:2) Ende Juni 2021. © imago / Shutterstock

Für Flicks Vorgänger Joachim Löw galt das erst wieder nach einer langen Phase von 31 Monaten, in der der damalige Bundestrainer versuchte, nach der verkorksten WM 2018 in Russland ein neues Team ohne etabliertes Personal wie Hummels, Bayerns Thomas Müller oder Jerome Boateng auf die Beine zu stellen. Erst kurz vor der EM 2021 beugte sich Löw auch dem öffentlichen Druck. Der Dortmunder kehrte wie auch Müller zurück. Es wurde eine Geschichte ohne Happy End, weil Hummels schon während der EM mit Patellasehnen-Problemen zu kämpfen hatte und nicht sein absolutes Top-Niveau erreichte.

BVB-Neuzugang Süle und Rüdiger haben beim DFB die Nase vorn

Eine Verletzung, die auch die komplette vergangene Saison beeinflusste. Zu früh kehrte er zurück und stellte sich in den Dienst der Mannschaft – auch wider besseren Wissens. „Ich habe die Verletzung nicht gut genug auskuriert. Da war ich weder fit noch schmerzfrei, was eine bescheidene Kombination ist, um Leistungssport zu betreiben.“

Im Trikot der Nationalmannschaft hat man Mats Hummels seither nicht mehr gesehen – was Futter für die Skeptiker ist, die dem 33-Jährigen kaum Chancen auf ein WM-Ticket zuschreiben. In Niklas Süle und Antonio Rüdiger scheint Flick seine Stamm-Innenverteidigung in der Tat gefunden zu haben, Hummels‘ BVB-Kollege Nico Schlotterbeck gilt als die DFB-Zukunft und dürfte seinen Platz ebenfalls sicher haben. Bleibt ein viertes Ticket für einen Innenverteidiger.

Hummels-Kritik nach dem 1:2 in Manchester zeigt den Ehrgeiz

Mit seiner starken Frühform in dieser Saison hat Mats Hummels es seinen Kritikern dennoch gezeigt. Die besondere Situation beim BVB mit dem Start in sein letztes Vertragsjahr und gleich zwei neu verpflichteten Spielern auf seiner Position haben den Kämpfer in Hummels besonders herausgefordert. Die, die dem seit seiner Rückkehr aus München unumstrittenen Chef in der BVB-Defensive einen dauerhaften Verlust seines Stammplatzes prophezeit haben, hat Hummels eines Besseren belehrt. Aktuell ist er eher die unumstrittene Nummer eins. Mit der stabilsten Form und den wenigsten Fehlern.

Und Hummels‘ Lust auf Erfolg ist ungebrochen, wie auch die Minuten nach dem Abpfiff in Manchester zeigten. Der vom Boulevard arg aufgebauschte verbale Meinungsaustausch mit Kapitän Marco Reus und Hummels‘ anschließende deutliche Kritik („Der Frust überwiegt deutlich. Für den Rest können wir uns nichts kaufen“) zeigen seinen unvermindert großen Ehrgeiz. Hummels war schon immer ein Mann der klaren Worte. Im Sommer beklagte er das in der vergangenen Spielzeit „nicht maximal erfolgsfördernde Klima“ im Kader. Dass er Defizite klar anspricht, macht ihn intern seit Jahren nicht zum beliebtesten Mitspieler.

Gier nach Erfolg: Mats Hummels überzeugt beim BVB

Auch Hansi Flick wird registriert haben, dass die Gier nach Erfolg in Hummels noch vorhanden ist. „Wenn ich es nicht schaffe, mich auf das Niveau zu heben, darf ich da auch kein Thema sein“, hat er den Ruhr Nachrichten im Sommer zu seinen WM-Chancen gesagt. Seinen Part hat Hummels bislang eindrucksvoll erledigt. Der Rest liegt in Flicks Händen.