Hitziges BVB-Topspiel in Frankfurt Gregor Kobel überstrahlt die Dortmunder Defizite

Hitziges BVB-Topspiel in Frankfurt: Gregor Kobel überstrahlt die Dortmunder Defizite
Lesezeit

Die Kraft war noch da, um in der Kurve ausgiebig mit den Fans zu feiern. Wie an einer Perlenschnur aneinandergereiht, standen Spieler und Ersatzspieler Borussia Dortmunds nach dem 2:1 in Frankfurt vor der Kurve und ließen sich nach den vielleicht spektakulärsten 95 Minuten dieser Bundesliga-Saison zu Recht feiern.

Frankfurt und der BVB liefern sich hochklassigen Schlagabtausch

Nach einer Partie, in der der BVB viel Glück und einen Torhüter Gregor Kobel in absoluter Ausnahmeform beanspruchte, zweimal eiskalt zuschlug und sich auch über Dusel bei zwei strittigen Elfmeter-Entscheidungen nicht beschweren durfte, feierte die Borussia den Dreier überschwänglich. Tore von Julian Brandt und Jude Bellingham besiegelten Frankfurts Schicksal, mit großer Moral bekämpften sich beide Mannschaften in einer hochklassigen Bundesliga-Partie.

Dass es eine schwierige Partie für den BVB werden könnte, deutete sich schon in der vierten Minute an, als Mats Hummels mit einer Not-Grätsche das frühe 0:1 verhinderte. Frankfurts Dina Ebimbe war mit Power und Geschick nach vorne gestürmt, hatte erst Julian Brandt und dann Salih Özcan abgeschüttelt und den Ball dann perfekt in den Lauf von Lindström gelegt. Hummels rechtes Bein blockte dessen Schuss, vom eigenen Keeper gab es danach ein dickes Dankeschön.

BVB nur in der Anfangsphase spielbestimmend

Dies sollte der Beginn von furiosen ersten 45 Minuten werden, in denen es hin und her ging, in der auch der BVB seine Akzente setzen konnte – allerdings vor der Pause nur bis zum Frankfurter 1:1-Ausgleich, der die Hausherren nach einer kurzen Phase des Durchschüttelns sofort wieder in die Spur brachte.


Julian Brandt hatte seine Farben in einer Phase in Führung gebracht, in der sich der BVB besser auf die schnellen Umschaltmomente der Frankfurter eingestellt hatte und im Gegenpressing einige erfolgreiche Ballgewinne verzeichnen konnte. Als Niklas Süle einen solchen Angriff der Eintracht unterband und Özcans Seitenverlagerung die linke Außenbahn öffnete, war der Weg für Donyell Malen frei, der in der Mitte Julian Brandt sah. Dessen Aufsetzer-Schuss schlug hinter SGE-Torhüter Trapp ein (21.).

BVB-Freude über Brandts Treffer währt nur kurz

Die Freude über die Führung währte aber nur kurz. Große Probleme, wenn Frankfurt mit Tempo auf die Dortmunder Abwehr zulief, hatte Dortmund schon vorher offenbart, am 1:1-Ausgleich hatten in Jude Bellingham, Özcan und der zu spät herausrückende Nico Schlotterbeck dicken Anteil. Kolo Muani ließ sich einmal mehr nicht vom Ball trennen, vor Schlotterbeck spitzelte er den Ball zu Kamada, dessen Schuss unhaltbar für Gregor Kobel im langen Eck einschlug (26.).

Ein Tor, dass die Dortmunder Sicherheit wie ein Kartenhaus zusammenfallen ließ. Frankfurt spielte nun griffig und vor allem viel giftiger, vor allem über die linke Abwehrseite hatte der BVB ständig das Nachsehen. Hazard stieß ebenso an seine Grenzen wie Schlotterbeck, der im Zweikampfverhalten arge Probleme hatte – auch bei der spektakulärsten Szene der ersten Hälfte, als er gegen Mario Götze zunächst den Ball eroberte, dann die Kugel aber sofort wieder verlor. Kolo Muani drehte sich um Hummels, hob die Kugel perfekt über den Dortmunder Abwehrchef und Keeper Kobel. Vom Innenpfosten sprang der Ball zurück, statt Elfmeter für Frankfurt nach Adeyemis klarem Foul an Lindström entschied Schiedsrichter Sascha Stegemann zur Überraschung aller auf Freistoß für den BVB – er hatte ein Handspiel Lindströms erkannt, das allerdings erst nach dem Foul Adeyemis passierte (41.). Später räumte Stegemann seinen Fehler ein. In einem rassigen und temporeichen Top-Spiel hatte sich der BVB in dieser Phase endgültig den Schneid abkaufen lassen – der Pausenpfiff rettete die Gäste in die Kabine.

Der BVB lässt sich in Frankfurt den Schneid abkaufen

Dortmund kam mit der Pflicht aus der Halbzeit, vor allem im Zweikampfverhalten deutlich zulegen zu müssen – Frankfurt machte einfach da weiter, wo die Mannschaft mit schier unendlicher Gier vor der Pause aufgehört hatte. Doch hinein in die Versuche, dem BVB den entscheidenden Nackenschlag zu verpassen, spielte die Borussia endlich einen Konter mit Tempo und Klasse aus. Süles Ball auf Moukoko leitete der Angreifer direkt auf Bellingham weiter, dem reichte ein Haken und ein trockener Linkschuss zum nächsten Tor: Dortmund führte wieder, dass die Führung glücklich war, störte niemanden im schwarzgelben Triko (51.).

https://tools.pinpoll.com/embed/219445

Das sollte aber nur der Anfang von unglaublichen zehn Minuten gewesen sein, mit Chancen beinahe im Sekundentakt. Lindström war mal wieder schneller als Schlotterbeck, Kobel mit einer Hand blitzschnell unten (54.). Drei Minuten später verlor Özcan von allen guten Geistern verlassen den Ball an Kolo Muani, wieder bügelte der Dortmunder Torhüter aus. Beim Abpraller holte Schlotterbeck Götzes Schuss von der Linie. Und als der Ex-Freiburger als letzter Mann den Ball gegen Lindström verlor, musste Kobel erneut seine ganze Klasse aufbieten (58.). Damit nicht genug: Götzes Zusammenprall mit Kobel sorgte für die nächste stritte Szene, der Ex-Dortmunder war von Süle leicht in den Schlussmann gestoßen worden. Stegemann verweigerte den Gastgebern erneut den Elfmeter (59.).

Der BVB offenbart riesige Lücken im Zentrum

Erst drei Wechsel boten Zeit, um endlich einmal Luft zu holen und halfem dem BVB wieder auf die Beine. Auf die riesigen Lücken im Zentrum reagierte Trainer Terzic: Emre Can ersetzte Brandt, auch Moukoko und Malen räumten ihren Platz. Dortmund stellte sich nun sehr tief auf, bekam dadurch aber die großen Löcher besser geschlossen. Und bei der Eintracht machte sich der enorme läuferische Aufwand nun deutlich bemerkbar.

Mit Geschick nahm der BVB Zeit von der Uhr. Doch Aufgeben kam für die Eintracht nicht in Frage. Und als Kolo Muani kurz vor der Strafraumkante von Hummels übel von den Beinen geholt wurde, kam der Dortmunder mit Gelb noch gut davon (81.). Der Freistoß brachte nichts ein. Frankfurt warf alles nach vorne, zu klaren Chancen kamen die Hessen nicht mehr. Nach einer Partie mit höchstem Unterhaltungswert und etlichen spektakulären Szenen war das Nervenkostüm auf beiden Seiten bis zum Zerreißen gespannt. Schiedsrichter Stegemann, der große Probleme mit der Beurteilung der vielen kniffligen Szenen hatte, zückte in der Nachpsilzeit noch vier Gelbe Karten. Im gellenden Pfeifkonzert der Eintracht-Fans lagen sich die Dortmunder nach dem Schlusspfiff jubelnd in den Armen.

BVB-Einzelkritik: Kobel in Frankfurt überragend – Schlotterbeck und Özcan von der Rolle

RN-Analyse zum BVB-Sieg in Frankfurt: Kobel und Stegemann im Fokus