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Guido Burgstaller und besondere Wetteinsätze bei St. Pauli: „Das ist schon etwas Leckeres“
Interview
BVB-Pokalgegner FC St. Pauli hat den Bundesliga-Aufstieg fest im Blick. Großen Anteil daran hat Torjäger Guido Burgstaller. Im Interview spricht der Torjäger über leckere Wetteinsätze und ein besonderes Derby.
Im DFB-Pokal ist der BVB am Dienstagabend (20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky) zu Gast beim FC St. Pauli. Die Kiezkicker führen aktuell die Tabelle der 2. Bundesliga an - auch dank Guido Burgstaller, der regelmäßig trifft und die Torschützenliste im Fußball-Unterhaus anführt. Im Interview spricht der 32-Jährige über leckere Wetteinsätze, seine Rolle im Team und er verrät, welches Derby im S04-Trikot für ihn am wichtigsten war.
Herr Burgstaller, wie geht es Ihnen?
Alles paletti.
Das ist kein Wunder, wenn man bedenkt, wie gut es bislang für Sie und den FC St. Pauli läuft.
Das letzte Jahr lief sportlich echt ganz gut, da können wir zufrieden sein. Wir sind aber auch gesund durchs Jahr gekommen und das ist an dieser Stelle eigentlich noch viel wichtiger. Ich hoffe persönlich, dass das neue Jahr so weitergeht. Vor allem mit der Gesundheit. Der Rest kommt dann ganz von allein.
Wenn ein Spieler in der 2. Bundesliga weiß, wo das Tor steht, dann Sie. Gibt es aktuell ein Limit für Sie?
Wir müssen gut in die zweite Hälfte der Saison starten und wir wollen als Mannschaft da anknüpfen, wo wir aufgehört haben. Aber wir wissen, dass harte Monate auf uns zukommen und wir alles abliefern müssen. Da wollen wir möglichst viele Siege feiern und ich bin zuversichtlich, dass wir erfolgreich sein können.
Sie sprechen viel von „Wir“. Sie sind die klare Nummer eins im Sturm und Ihr Trainer hat Ihnen zuletzt sogar eine Art Stammplatzgarantie ausgesprochen. Wie gehen Sie damit um?
Ich sehe einfach, dass die Jungs sich alle reinhauen. Jeder will spielen, auch im Training gibt jeder Gas, der Konkurrenzkampf ist da - und genau das ist gut. Alle anderen Spieler und auch die Stürmer haben ihre Qualitäten. Das ist jetzt nicht so einfach daher gesagt: Wir brauchen wirklich alle, wenn wir in dieser Saison Erfolg haben wollen. Da brauchst du auch die Spieler, die eingewechselt werden und das Spiel dann drehen oder über die Runden bringen. Leider ist es so, dass du im Fußball auch mal nur von der Bank kommst. Diese Situation habe ich auch schon selbst erlebt. Bei uns kann ich daher jedem Spieler nur ein Kompliment dafür aussprechen, dass er sich voll reinhängt und alles dafür tut, dass wir erfolgreich sein können.
Sie sind ein Führungsspieler. Helfen Sie also mit, die eben angesprochene Moral der Mannschaft auch weiter aufrechtzuhalten?
Das muss ich zum Glück bis jetzt nicht machen. Die Jungs trainieren super, alle sind topmotiviert und jeder will sich zeigen. Von daher mache ich eher ein bisschen Spaß mit den Jungs und gut ist es.

Führungsspieler beim FC St. Pauli: Guido Burgstaller. © dpa
Wie äußert sich dieser Spaß?
Ach, so Kleinigkeiten eben. Ein paar Schüsse nach dem Training, kleinere Wetten, wer mehr Tore schießt.
In der Kreisliga wäre der Wetteinsatz wohl eine Kiste Bier. Worum wettet der Spitzenreiter der 2. Bundesliga?
(lacht) Bier wäre auch nicht schlecht. Bei uns bringt der Verlierer am nächsten Tag einen Kaffee, Smoothie oder ein Franzbrötchen mit.
Ist das etwas, was Sie lieben gelernt haben, seitdem Sie im Norden spielen?
Auf jeden Fall, ich liebe Franzbrötchen. Das ist schon etwas Leckeres.
Auch der Rest scheint Ihnen ganz gut zu schmecken: der FC St. Pauli und Guido Burgstaller - das passt.
Wenn du erfolgreich bist, ist es meistens so, dass es gut funktioniert. Ich fühle mich hier sehr wohl und habe mich von Beginn an gut aufgenommen gefühlt. Ich hatte auch meine schwierige Zeit am Anfang mit meiner Verletzung. Aber ja: Es passt.
Sie treffen jetzt im Pokal auf den BVB. Ist das auch ein Duell der Fußball-Kulturen?
Ich kann jetzt nicht viel über Borussia Dortmund sagen. Aber ich kriege natürlich mit, was St. Pauli alles macht. Die ganze Historie finde ich klasse und ich bin froh, dass ich für so einen Traditionsverein spielen kann. Der BVB ist natürlich ein größerer Klub, aber sonst habe ich mich nicht groß damit beschäftigt.
Der FC St. Pauli geht sportlich als Außenseiter in die Partie. Ist das ein Vorteil?
Dass Dortmund Favorit ist, darüber müssen wir nicht diskutieren. Wir werden trotzdem versuchen, unseren Fußball zu spielen und nicht ängstlich sein. Das ist ein Bonusspiel für uns und dann gucken wir, was am Ende der 90 oder 120 Minuten dabei rumkommt. Es ist etwas Besonderes für uns, keine Frage.
Sie selbst dürften Dortmund am besten kennen aufgrund Ihrer Schalker Vergangenheit. Gibt es da noch eine besondere Rivalität?
Nein, das würde ich nicht sagen. Ich will gegen jede andere Mannschaft gewinnen und natürlich auch gegen Dortmund. Es wird schwierig, aber Geschichten von früheren Spielen gegen den BVB muss ich meinen Mitspielern jetzt auch nicht erzählen. Das 4:4 damals im Revierderby wird ja wohl jeder mitbekommen haben - es war eines der wichtigsten Spiele meiner Karriere.
Damals war das Stadion noch voll. Mittlerweile wird fast ausschließlich vor leeren Rängen gespielt. Gegen Dortmund im Pokal und zuletzt gegen Aue waren immerhin 2000 Zuschauer zugelassen. Wie erleben Sie das als Spieler?
Im Herbst konnten wir zum Glück noch mit einigen Fans im Rücken spielen bei uns am Millerntor. Da hat man dann auch gesehen, was das ausmacht: Wir waren richtig heimstark. Natürlich vermisst man jetzt die Fans wieder und das ganze Drumherum. Wenn du im Bus sitzt und du siehst die ganzen Fans, die zum Stadion pilgern, dann ist das etwas ganz Besonderes. Ich hoffe, dass wir möglichst bald wieder zur Normalität zurückkehren.
Jahrgang 1993, Dortmunder Junge und Amateurhandballer mit großer Liebe für den Fußball und den Ruhrpott. Studium der Journalistik an der TU Dortmund, nach kurzer Zwischenstation beim Westfälischen Anzeiger in Hamm wieder seit 2020 zurück bei den Ruhr Nachrichten. Schreibt über Thekenmannschaften bis hin zur Champions League.
