Neun intensive Tage in Marbella liegen hinter den Profis von Borussia Dortmund. Einige konnte sie für sich nutzen – andere hinken hinterher. Das sind die Gewinner und Verlierer des BVB-Trainingslagers:
Sebastien Haller (Gewinner): Es ist die Geschichte nicht nur dieses Trainingslagers: 177 Tage nach der Diagnose Hodentumor feiert der Stürmer sein Comeback. Die Einwechslung gegen Fortuna Düsseldorf war der nächste große Meilenstein zurück zur Normalität, der Dreierpack gegen den FC Basel toppte das gute Gefühl noch einmal. Haller scheint die enormen Belastungen gut zu verkraften, konnte in allen Einheiten voll mitgehen. Sofern seine Vitalwerte weiter im grünen Bereich bleiben, soll in den verbleibenden Tagen bis zum Bundesliga-Wiederbeginn am Sonntag in einer Woche die Intensität weiter gesteigert werden. Ein (Kurz-)Einsatz zum Auftakt gegen Augsburg ist denkbar.
Mahmoud Dahoud (Gewinner): Ein weiterer Rückkehrer, den der BVB in der Hinrunde schmerzlich vermisst hat. Mit seiner Kreativität und seinem Instinkt bringt der 27-Jährige Komponenten ins Spiel ein, die Borussia Dortmund zuletzt abhanden gekommen waren. Die operierte Schulter bereitet keine Probleme mehr, wie er im Exklusiv-Interview mit den Ruhr Nachrichten (erscheint am Montag) bestätigte. Defensiv hat der Techniker in den vergangenen Monaten deutlich zugelegt. Gepaart mit seiner spielerischen Intelligenz könnte er auf der Position vor der Abwehr – ob als alleiniger Sechser oder neben Jude Bellingham bzw. Salih Özcan – eine entscheidende Rolle einnehmen.
Edin Terzic (Gewinner): Die Haller-Diagnose im Sommer-Trainingslager, etliche (langfristige) Ausfälle während des Saisonverlaufs, hohe Belastung und kaum gemeinschaftliche Einheiten durch den knackigen Spielplan vor der Winterpause: Terzic‘ erstes Halbjahr war geprägt von Unwägbarkeiten. Nach der ungewöhnlich langen Pause erfolgt nun der Neustart. In Marbella stand dem 40-Jährigen nahezu der gesamte Kader zur Verfügung. Eine äußerst komfortable Situation, von der Terzic in vielerlei Hinsicht profitiert. Der Konkurrenzkampf ist so groß wie selten, das hebt gleichzeitig die Qualität an und bietet deutlich mehr Alternativen. Unter besten Bedingungen hat der Coach an vielen Feinheiten gefeilt. Standards waren ein großes Thema, aber auch die Arbeit im Defensiv-Verbund und die zu selten sauber ausgespielten Offensiv-Vorträge.

Thomas Meunier (Verlierer): Wegen eines Jochbeinbruchs war die Hinrunde für den Belgier vorzeitig beendet, jetzt gibt es die nächste Hiobsbotschaft: Nachdem Meunier bereits wegen eins Hämatoms am Oberschenkel die ersten Einheiten in Marbella verpasst hatte, zog sich der 31-Jährige im Training am Donnerstag einen Muskelfaserriss in der Wade zu. Edin Terzic muss in den kommenden Spielen auf der Rechtsverteidiger-Position erneut improvisieren. Wahrscheinlich ist, dass wie zuletzt Niklas Süle nach Außen rutscht. Die weiteren Alternativen heißen Marius Wolf, Emre Can, Thorgan Hazard und Felix Passlack (der einzig gelernte Außenverteidiger).
Anthony Modeste (Verlierer): So sehr sich alle beim BVB über die schnelle Rückkehr von Sebastien Haller gefreut haben, so bitter ist sie (aus rein sportlicher Sicht) für Anthony Modeste. Zwar wusste der Routinier im Sommer, worauf er sich einlässt. Das alles so schnell geht, hätte er aber wohl nicht gedacht. Innerhalb weniger Monate ist er in der Stürmer-Hierarchie auf Rang drei abgerutscht. Youssoufa Moukoko hat nach seinen überzeugenden Auftritten in der Liga mittlerweile die Nase vorn, durch das Haller-Comeback wackelt für Modeste auch die Rolle als Backup. Zumal der 34-Jährige nach seiner Leisten-Operation im November in Marbella nur Teile des Trainings absolvierte. Der Franzose steht vor harten Monaten.

Giovanni Reyna (Verlierer): Hinter dem US-Amerikaner liegen schwierige Monate: Der lange Weg zurück nach seinen Verletzungen, eine WM, bei der er nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat und eine durch seine Eltern angezettelte Medien-Schlammschlacht. All das hat Spuren hinterlassen beim hochveranlagten Mittelfeldspieler. Er wirkt nicht frei im Kopf, weder neben noch auf dem Platz. Auf die Frage, welche persönlichen Ziele er sich für die Rückrunde gesetzt hat, antwortete der 20-Jährige nur: „Keine Ahnung.“ Der als potenzieller Reus-Nachfolger gehandelte Amerikaner muss aufpassen, dass ihm in Dortmund nicht das gleiche Schicksal ereilt wie im US-Team.
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