Genau vor 110 Jahren Wie der BVB sich für Schwarzgelb statt Blauweiß entschied

Von Gerd Kolbe
Genau vor 110 Jahren: BVB entscheidet sich für gelb-schwarz
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Der 4. Januar 1913, ein Donnerstag, war für den BVB ein Schicksalstag mit „Farbzäsur.“ Denn genau an diesem Tage fand die Jahreshauptversammlung der Borussen statt, in der man sich neue Vereinsfarben gab: Schwarz und Gelb.

Ursprünglich trug der BVB blau-weiß

Zur Erinnerung: Die Kluft des BVB, die die Vereinsfarben bestimmte, bestand bis dato aus einem blau-weißen Trikot mit roter Schärpe und einer schwarzen Hose. Der Grund war ausgesprochen pragmatisch: Das waren auch die Farben der Dreifaltigkeitskirche, die die Sportkleidung der Kirchensportler aus Dortmund seit 1906 zierten. Damals machten die „Jung-Borussen“ aus der Not eine Tugend und trugen die vorhandenen Kluften weiter. Um zu dokumentieren, dass man sich dem Arbeitersport verbunden fühlte, kam ergänzend eine rote Brust-Schärpe hinzu.

Mit Hilfe des damaligen DFB-Geschäftsführers Walter Sanß gelang es dem BVB, 1910 in den Westdeutschen Spielverband aufgenommen zu werden. Dieses Glück hatten nicht viele, da es damals einen Aufnahmestopp für neue Fußballvereine gab. Schalke 04 blieb beispielsweise jahrelang ein nicht anerkannter „wilder Verein“.

Ähnlich erging es den Klubs Britannia, Rhenania und Deutsche Flagge, die im Dortmunder Norden quasi als Nachbarn des BVB entstanden waren. Da aus Duisburg keine positiven Aufnahme-Signale kamen, entschied man sich, dem BVB beizutreten. Das war auch den Borussen, die Ende 1910 nur 13 Mitglieder zählten, sehr recht. Mit den „Neuen“, die durchweg auch noch gute Kicker waren, stieg die Mitgliederzahl rapide an. Der Wortführer der Britannia-Fraktion, der zahlenmäßig stärksten „Neu-Borussen,“ war August Busse, später langjähriger BVB-Präsident. Er versammelte hinter sich 45 Stimmen, die er in Abstimmungen geschickt einzusetzen verstand. Busse war es auch, der für den 4. Januar 1913 den Antrag „Änderung der BVB-Vereinsfarben“ auf die Tagesordnung hatte setzen lassen.

„Kein Katholikenverein mehr“

Selbstverständlich begründete er den Vorschlag höchst persönlich: „Der BVB ist 1909 aus „Dreifaltig“ hervorgegangen. Alle Vereinsgründer waren katholisch. Deshalb machte man die Kirchenfarben zu den Vereinsfarben. Mittlerweile hat sich die Situation grundlegend geändert. Borussia Dortmund ist kein Katholikenverein mehr, sondern hat jetzt mehrheitlich evangelische Mitglieder. Ich beantrage deshalb neue Vereinsfarben. Mein Vorschlag lautet gelb-schwarz. Gelbes Trikot, schwarze Hose“.

Das waren übrigens die früheren Farben von „Britannia.“ Busse hatte seinen Vorstoß gut vorbereitet und abschließend auch mit Franz Jacobi besprochen, der ihn unterstützte. Also fasste man schon nach kurzer Diskussion einen wirklich sporthistorischen Beschluss, der am 14. Februar 1913 seinen Segen aus Duisburg bekam.

Mats Hummels spielt einen Pass.
Seit 110 Jahren läuft der BVB nun in schwarzgelben Trikots auf. © IMAGO/Laci Perenyi

Überbringer der frohen Botschaft war DFB-Geschäftsführer Walter Sanß höchstpersönlich. Er informierte seinen Freund Franz Jacobi, dass der Bezirksausschuss des Westdeutschen Spielverbands in seiner Sitzung in Dortmund den Borussen die beantragten zitronengelben Jerseys mit einem schwarzen „B“ auf der Brust genehmigt hatte. Da die bisherigen schwarzen Hosen weiter getragen werden sollten, hießen die neuen Farben „gelb-schwarz.“

Die Presse nannte den BVB nunmehr: „Kanarienvögel vom Borsigplatz“, „Die Gelbhemden“, „Die gelbe Gefahr“ oder: „Die Zitronen“. Das blieb so bis 1934. Zum 25-jährigen Bestehen gab sich der BVB ein Vereinslied. Den Text schrieb Heinrich Karsten, der langjährige Pressewart. Er dichtete als erste Zeile: „Wir zieh’n vergnügt und froh dahin, schwarz-gelb ist unsre Tracht.“

Schwarz-Gelb statt Gelb-Schwarz

Damit tauchte zum ersten Mal überhaupt die Farbkombination Schwarz-Gelb auf. Der Grund laut Karsten: „Weil man die Worte schwarz-gelb besser singen kann als gelb-schwarz.“ Von dem Tag an trat schwarz-gelb an die Stelle von gelb-schwarz. Das Lied wurde jeden Donnerstag bei den Mitgliederversammlungen gesungen, dadurch nicht nur populär innerhalb des Vereins, sondern fast eine inoffizielle Hymne des gesamten Borsigplatzes und gehörte ganz auch zum Repertoire der nördlichen Gesangvereine. Und so kam es, dass der BVB, der nach der „reinen“ Farbenlehre für Fußballkluften ein Klub in Gelb-Schwarz ist, ein solcher in Schwarz-Gelb wurde.

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