Für Romantik ist im Profi-Fußball eigentlich wenig Platz, aber bei dieser Transfer-Spekulation flogen virtuell die roten Herzchen nur so durch die Weiten des Internets. Mats Hummels zurück zum BVB, wenn auch nur temporär als Backup für die Klub-Weltmeisterschaft – exakt eine Woche nach seiner Karriereende-Ankündigung waren Borussia Dortmunds Anhänger elektrisiert von der momentan noch sehr vagen Überlegung im Verein, den Innenverteidiger-Engpass mit der zweiten Rückholaktion eines streitbaren, sportlich aber eigentlich immer unantastbaren Spielers zu beheben.
BVB-Rückholaktionen mit überschaubarem Erfolg
Wenn, könnte man etwas flapsig formulieren, dann würde das wohl tatsächlich bei Borussia Dortmund gut passen, auch wenn der Sinn dieser Transfer-Überlegung nur die Reaktion auf einen personellen Engpass wäre. Aber schließlich hat der BVB ja schon mehrfach versucht, ehemalige Größen wieder in den Schoß des Vereins zurückzuholen in der Hoffnung, alten Glanz neu zu beleben. Geklappt hat das in der Vergangenheit in den seltensten Fällen. Es war bei Nuri Sahin nicht von Erfolg gekrönt, bei Shinji Kagawa nicht, bei Mario Götze nicht und, bei allem Faible der Fans für diesen Spieler, auch Jadon Sancho war in seiner zweiten BVB-Zeit weit entfernt von den Leistungen, die ihn für Manchester United interessant machten.
Geklappt hat es nur einmal: bei Mats Hummels. Und die Fans honorierten, dass er auf Meistertitel in Serie mit den Bayern verzichtete, um mit Borussia Dortmund noch einmal zu versuchen, Momente für die Ewigkeit zu kreieren. Selten zuvor hat daher eine Vereins-Entscheidung so kontroverse Diskussionen ausgelöst wie die vor einem Jahr, als Borussia Dortmund entschieden hat, Hummels keinen neuen Vertrag anzubieten.
Unwürdiger BVB-Abschied vom Hummels
Das Ende war dieser langen, treuen und erfolgreichen gemeinsamen Zeit unwürdig. Woran beide Seiten ihren Anteil hatten. Hummels hat in seinem Abschiedsvideo eine Sequenz aus dem 4:0 gegen Darmstadt einspielen lassen, die ihn zeigte, wie er nach dem letzten Bundesliga-Spiel allein am Torpfosten saß und die Atmosphäre aufsog. Da, erklärte er, habe er gespürt, „dass dies das letzte Mal als Dortmund-Spieler“ im Signal Iduna Park gewesen sein könnte. Wenn er es wirklich nur geahnt und noch nicht gewusst hat in diesem Moment direkt vor dem Ende der Saison, wäre das beschämend für den BVB.
Dass Hummels allerdings ausgerechnet dann in der Woche vor dem Champions-League-Finale gegen Madrid, dem wichtigsten Spiel seit Jahren, ein Interview gegeben hat, in dem er – wohl aus Frust über die sich andeutende Trennung – überaus deutlich Kritik am damaligen Trainer Edin Terzic übte, stieß nicht nur im Klub übel auf.
Hängen geblieben ist auf beiden Seiten nichts. Was neben der Bereitschaft des Spielers eine Grundbedingung wäre, um erneut für einen sehr begrenzten Zeitraum wieder zusammenzukommen. Und doch sollte sich Borussia Dortmund aus gutem Grund sehr genau überlegen, ob das Sinn ergeben würde.
Mögliche Hummels-Rückkehr genau abwägen
Hummels wird an seinem Karriereende kaum rütteln wollen, so kurz nachdem er es erst verkündet hat. Selbst wenn er ein längeres Engagement in Aussicht gestellt bekäme, würde das eine für den Klub fragwürdige Kehrtwende um 180 Grad bedeuten nur ein Jahr, nachdem man ihn nicht mehr haben wollte. Und man stelle sich nur vor, Hummels würde in den USA tatsächlich gebraucht und die in den Schatten stellen, die ihn eigentlich beerben sollten und mit denen der BVB dann die kommende Saison bestreiten will und muss. Bei allem Charme, der einer zweiten Hummels-Rückkehr innewohnen würde: Noch gibt es keine Anzeichen, dass man die losen Gedankenspiele vertiefen wird. Und vielleicht ist das auch ganz gut so. Den Schlussstrich zu ziehen, hat man sich schließlich reiflich überlegt. Das eigentlich einzig logische Argument wäre kein sportliches: Man könnte ihm dann den Abschied verschaffen, den er verdient hätte.