Hendrik Bonmann kämpft mit den Würzburger Kickers um den Klassenerhalt in der 3. Liga. © imago / Beautiful Sports
Interview
Ex-BVB-Torhüter Bonmann: „In der Realität des Profifußballs angekommen“
Mit Würzburg kämpft Hendrik Bonmann um den Klassenerhalt in der 3. Liga. Im Interview spricht der ehemalige BVB-Torhüter über seine Entwicklung, die Dortmunder U23 und die Schattenseiten des Profifußballs.
Seit Oktober 2020 trägt Hendrik Bonmann das Trikot der Würzburger Kickers - und hat seither unter acht (!) verschiedenen Trainern gearbeitet. Nach einem Jahr in der 2. Bundesliga und vielen finanziellen Problemen kämpfen die Rothosen mittlerweile um den Klassenerhalt in der 3. Liga. Vor dem Duell gegen seinen Ex-Klub Borussia Dortmund II (Sonntag, 14 Uhr) spricht der 28-jährige Torhüter im Interview mit Florian Groeger über lehrreiche Jahre, seine zehnwöchige Arbeitslosigkeit und die Entwicklung des BVB.
Herr Bonmann, die Würzburger Kickers stecken mittendrin im Abstiegskampf, der Rückstand aufs rettende Ufer beträgt bei noch neun ausstehenden Spielen beträgt vier Punkte. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation?
Der Abstand zum rettenden Ufer ist gering - außerdem haben wir noch das direkte Duell gegen Viktoria Berlin. Es sind noch viele Spiele offen. Deswegen ist die Chance auf den Klassenerhalt natürlich noch da. Sie ist nicht riesig, weil wir dafür zu wenig gepunktet haben, aber es ist noch alles möglich.
Sie sind Kapitän der Mannschaft. Wie definieren Sie ihre Rolle?
Ich habe in den vergangenen Jahren eine Entwicklung durchgemacht, viel Erfahrung gewonnen. Ich bin ein Spieler, der auch mal die unangenehmen Dinge anspricht und das auch hier in Würzburg getan hat. Dabei steht immer der mannschaftliche Erfolg im Vordergrund.
Borussia Dortmund, 1860 München und jetzt die Würzburger Kickers. Wie bewerten Sie ihren bisherigen Werdegang im Profifußball?
Es ist schon ein ständiges Auf und Ab. In Dortmund hatte ich eine wunderschöne Zeit, die ich sehr genossen habe aufgrund des professionellen Trainings und der Spiele bei der U23. Einfach meinen Traum zu leben - das kann man im Nachhinein immer noch so sagen. Ich bin Dortmunder durch und durch. Bei 1860 München gab es Höhen und Tiefen mit zwei längeren Verletzungspausen, die mich zurückgeworfen und jeweils den Stammplatz gekostet haben. Deswegen bin ich nie so richtig angekommen. Ich habe zwar viele Erfahrungen gesammelt - aber letztlich mehr negative als positive.
Beim TSV 1860 München erlebte Hendrik Bonmann eine Zeit mit Höhen und Tiefen. © imago / Passion2Press
Nach ihrem Engagement in München haben Sie schwierige Wochen durchlebt ...
Ich war in der Realität des Profifußballs angekommen, war zehn Wochen lang arbeitslos und musste diese Situation in Zeiten von Corona kennenlernen. Das war keine schöne Erfahrung. Ich hatte dann riesiges Glück, bei Würzburg unterzukommen und mich wenige Monate später als Nummer eins durchzusetzen. Ich durfte 20 Spiele in der 2. Bundesliga machen. Das war ein rasanter Aufstieg, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Es hat riesigen Spaß gemacht – auch wenn wir letztlich abgestiegen sind. Es war cool, sich auf diesem Niveau zu beweisen und mir selbst zu zeigen, dass ich in diesem Bereich spielen kann. Der nächste Schritt war dann hier in Würzburg der Aufstieg zum Kapitän. Ich spiele meine Saison, bin gesund - das steht an oberster Stelle. Aber klar ist, dass die sportliche Situation an den Nerven nagt.
Ihr Vertrag läuft im Sommer aus …
Ja, ich stehe vor einer ungewissen Zukunft. Aber das gehört zum Profigeschäft dazu. Derzeit zählt aber nur, dass wir den Klassenerhalt noch schaffen.
Die Corona-Pandemie hat alle Profiklubs schwer getroffen. Wie erleben Sie diese Phase?
Generell war die Entwicklung durch Corona natürlich grausam. Man hat gemerkt, dass die Vereine in der 2. und 3. Liga nicht mehr so gut planen können, dass sie sich mehr Zeit lassen. Man hat sich zwar schnell an die Geisterspiele gewöhnt, aber schön war es natürlich nicht. Es ist schon ein Unterschied, ob ein Spieler in Dortmund bei einem Konter von 80.000 Zuschauern getragen wird oder ob es in einem leeren Stadion passiert. Die Spielweise verändert sich. Es war eine andere Sportart. Umso schöner ist es, wenn es jetzt wieder in die andere Richtung geht.
Hendrik Bonmann (M.), hier mit Roman Weidenfeller (l.) und Roman Bürki, denkt gerne an seine BVB-Zeit zurück. © imago / Team 2
Am Sonntag geht es gegen Ihren Ex-Klub Dortmund. Wie bewerten Sie die bisherige Saison der U23?
Sie haben derzeit eine etwas schwächere Phase, aber gehören fußballerisch definitiv zu den besten Mannschaften in dieser Liga. Mir war vor der Saison eigentlich klar, dass Dortmund nichts mit dem Abstieg zu tun haben würde. Was der BVB spielt, ist teilweise echt beeindruckend. Das liegt natürlich auch an Enrico Maaßen. Von ihm habe ich nur Gutes gehört. Und wäre der Rasen in der Roten Erde besser, hätten sie wahrscheinlich noch ein paar Punkte mehr (lacht).
Sie sind bekennender BVB-Fan. Die aktuelle sportliche Situation der Profis wird Sie daher kaum zufrieden stellen, oder?
Das frühe Ausscheiden in den Pokalwettbewerben ist natürlich enttäuschend. Ein Finale in Berlin ist immer ein Highlight - ich durfte in meiner BVB-Zeit ja viermal dabei sein. Die Saison läuft nicht so, wie sie laufen sollte. Man muss natürlich berücksichtigen, dass Erling Haaland so viele Spiele verpasst hat. Aber die Saison ist noch nicht vorbei. Es ist zwar schwer vorstellbar, aber wenn jetzt doch eine Konstanz reinkommen würde, dann habe ich die minimale Hoffnung, dass man die Bayern nochmal ärgern könnte. Die Wahrscheinlichkeit liegt natürlich nur bei fünf Prozent. Und die Bayern sind ohne Frage bockstark, das haben sie gegen Salzburg gezeigt. Aber sie sind nicht so breit besetzt - und haben einige Probleme in der Defensive.
Am Sonntag sollen die drei Punkte aber schon in Würzburg bleiben?
Das wäre wünschenswert. (lacht)
Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Artikel unseres Premium-Angebots. Bitte registrieren Sie sich kurz kostenfrei, um ihn vollständig lesen zu können.
Jetzt kostenfrei registrieren
Einfach Zugang freischalten und weiterlesen
Werden auch Sie RN+ Mitglied!
Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.
Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung
Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung durch Klick auf den Link in der E-Mail, um weiterlesen zu können.
Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.
Einfach Zugang freischalten und weiterlesen
Werden auch Sie RN+ Mitglied!
Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.