Schwarzgelbes Pulverfass

Erschreckende Mängel: BVB droht krachender Absturz

Das enttäuschende 2:2 gegen den SC Freiburg zeigt die erschreckende Vielzahl an Mängeln beim BVB. Nach dem dritten Remis in der Rückrunde droht das Saisonziel aus den Augen zu geraten. Es rumort beim BVB.

DORTMUND

, 28.01.2018 / Lesedauer: 4 min

"Kein Spieler ist größer als unser Verein." Dieses Plakat war am Samstag Pierre-Emerick Aubameyang gewidmet. © Thomas Bielefeld

Es war bezeichnend für die Situation beim BVB, dass der emotionalste Moment dieses Bundesliga-Nachmittags schon vor dem Anpfiff der Partie stattfand. Auf der Stadion-Leinwand flimmerten die besten Momente der BVB-Karriere von Neven Subotic, und auf den Rängen gab es Sprechchöre und lang anhaltenden Applaus.

Das Ende einer Ära

Der Serbe war am Donnerstag zu AS St. Etienne nach Frankreich transferiert worden. Ein logischer Schritt, den der 29-Jährige selbst vorantrieb, weil man sportlichs chon lange keine Verwendung mehr für ihn hatte.

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Aber Subotic stand in diesem Moment als Figur stellvertretend für eine Epoche, in der Borussia Dortmund große Erfolge auch deshalb feiern konnte, weil die Spieler dieser Generation eine hohe Identifikation mit dem Verein mitbrachten. In gewisser Weise betrauerten die Fans also nicht nur den Weggang des besonderen Profis Subotic. Sie betrauerten das Ende einer Ära.

BVB hat seinen Schrecken verloren

Und vielleicht ahnten sie da auch schon, dass es später nicht mehr viel zu bejubeln und beklatschen geben würde. Denn auch das glückliche 2:2 zeigte, dass Borussia Dortmund bei den Gegnern seinen Schrecken verloren hat. Wer glaubte, die beiden Bundesliga-Siege kurz vor Weihnachten zur Premiere des neuen Trainers Peter Stöger hätten gereicht, um die Herbst-Depression endgültig zu vertreiben, wird derzeit schmerzhaft eines Besseren belehrt.

Nicht allein die Tatsache, dass drei Unentschieden gegen drei nicht gerade namhafte Gegner nicht den Ansprüchen des BVB genügen, gibt zu denken. Es ist auch der Fußball, der gespielt wird. "Das war alles inallem viel, viel, viel zu wenig", giftete Sportdirektor Michael Zorc angefressen. "Diese Leistung ist nicht das, was wir hier von jedem einzelnen Spieler im schwarzgelben Trikot erwarten."

Elf Individualisten

Borussia Dortmund Ende Januar gleicht einem Pulverfass. Das Dauertheater um Pierre-Emerick Aubameyang spaltet Fans und Mannschaft. Auf dem Platz haben zudem alle fast ausschließlich mit sich selbst zu tun. Es gibt niemanden, der als Anker dienen könnte. Man sucht vergeblich jemanden, der als Häuptling vorangehen mag und kann. Der Eindruck verfestigt sich, dass da keine Mannschaft auf dem Rasen steht. Sondern eher eine Gruppevon elf Individualisten, die vergeblich versucht, gemeinsam an einem Strang zu ziehen.

Die Stimmung droht zu kippen in Dortmund. Den gegen die Breisgauer erschütternden Auftritt quittierten die verärgerten Zuschauer am Samstag mit unüberhörbaren Pfiffen. Das brachte Torhüter Roman Bürki in Rage, der dafür wenig Verständnis zeigte, "weil man einer Mannschaft, die schon verunsichert ist, damit nicht hilft."

Stöger weht der Wind ins Gesicht

Bürkis Aussagen wiederum riefen Sportdirektor Zorc auf den Plan. Der war ohnehin geladen. Zu seiner Zeit als Spieler, ätzte Zorc daher, habe er ganz andere Sachen von den Rängen aushalten müssen. Überhaupt hätten die Fans das Recht, auch mal ihren Unmut zu zeigen, meinte Zorc. "Ich finde Bürkis Aussagen unpassend und inhaltlich auch falsch!" Der Schweizer Schlussmann ruderte am Abend zurück, doch da waren die Aussagen nicht mehr aus der Welt zu schaffen.

Es ist erst Ende Januar, doch der BVB steht am Scheideweg. Es droht der krachende Absturz am Ende einer Saison, die herausragend begann, die aber schon jetzt für viele Narben gesorgt hat und nur noch schwerlich zu retten sein wird. Dass die Mannschaft nach den ausbleibenden Ergebnissen in sich nicht mehr gefestigt wirkt, mag man nachvollziehen können. Dass so viele weit unter Wert agieren, ist erschreckend. Und Trainer Peter Stöger weht der Wind steif ins Gesicht.

Arsenal unternimmt letzten Vorstoß

Der Wiener hatte noch nie einen Kader mit dieser Klasse, folglich aber auch noch nie das Problem, diese Qualität wieder an die Oberfläche befördern zu müssen. Es ist ein Zufall, dass die Identifikationsfigur Subotic ausgerechnet zu dem Verein gewechselt ist, von dem Aubameyang 2013 kam.

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Zur Identifikationsfigur hat es beim Torjäger nie gereicht. Dafür hat er viel zu schnell durchblicken lassen, dass der BVB für ihn nur eine Durchgangsstation ist. Am Montag könnte nochmals Bewegung in die Personalie kommen. Der FC Arsenal wird einen letzten Vorstoß unternehmen. Am Mittwoch muss das Thema vom Tisch sein.