Europameisterschaft

Eriksens Zustand weiter stabil - Delaney und Kjaer reagieren schnell

Cristian Eriksen geht es nach seinem Zusammenbruch beim EM-Spiel „den Umständen entsprechend okay“. Thomas Delaney und Simon Kjaer handeln schnell - und stehen wie das gesamte Team unter Schock.

Dortmund

, 13.06.2021 / Lesedauer: 4 min

Als Christian Eriksen zu Boden geht, reagiert BVB-Profi Thomas Delaney (l.) sofort und ruft um Hilfe. © imago / Ritzau Scanpix

Die Erleichterung ist riesig, dass Dänemarks Topspieler Cristian Eriksen seinen Zusammenbruch beim EM-Spiel gegen Finnland überlebt hat. „Dänemark verliert. Aber das Leben hat gewonnen.“ titelte die dänische Zeitung „Ekstrabladet“ nach dem Schock von Kopenhagen. Eriksen war am Samstag während des EM-Spiels gegen Finnland und musste danach von mehreren Medizinern reanimiert werden.

Eriksens Zustand am Sonntag weiter stabil

Dass der 29-Jährige von Inter Mailand diesen Zusammenbruch überlebt hat und später in einem stabilen und ansprechbaren Zustand in ein Krankenhaus gebracht wurde: Die Erleichterung darüber war wesentlich größer, als es die dänische Enttäuschung oder die finnische Freude über den überraschenden 1:0 (0:0)-Sieg des EM-Debütanten jemals hätten sein können. „Alle Gedanken sind bei Christian und seiner Familie“, sagte Dänemarks Trainer Kasper Hjulmand. „Er ist einer der besten Spieler. Und dann kann ich sagen, dass er ein noch besserer Mensch ist.“

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Am Tag nach seinem Zusammenbruch bleiben die Nachrichten positiv: Eriksen geht es „den Umständen entsprechend okay. Sein Zustand ist weiter stabil“, sagte der dänische Mannschaftsarzt Morten Boesen am Sonntag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Trainer Kasper Hjulmand und dem Sportdirektor Peter Möller. Alle medizinischen Tests seien bei dem 29-Jährigen bereits absolviert worden. „Sie waren gut“, sagte Boesen. Die Situation aber sei dramatisch gewesen, Eriksen sei dem Tod nur knapp entronnen. „Er war schon weg. Es war ein Herzstillstand“, sagte Boesen, verwies dabei auf Herzspezialisten. „Wir haben ihn mit Hilfe eines Defibrillator-Einsatzes zurückbekommen. Und das relativ schnell.“

Sportdirektor Möller erzählte, dass das gesamte dänische Team am Sonntag eine Videokonferenz mit Eriksen im Krankenhaus abgehalten habe. „Das war eine riesige Erleichterung für die Spieler, die Möglichkeit zu haben, mit Christian zu sprechen“, sagte er. „Es war das Schönste für mich, Christian lächeln zu sehen“, ergänzte Trainer Hjulmand.

Psychologische Hilfe für Mitspieler - BVB-Profi Delaney reagiert schnell

Wie schnell sich Eriksen und der Rest des Teams von diese Tag erholen werden, lässt sich noch nicht sagen. Die Nationalmannschaft und ihr Betreuerstab haben psychologische Hilfe erhalten. Man werde nach dem Vorfall des Vorabends weiterhin füreinander da sein, teilte der dänische Fußballverband am Sonntag mit. „Es ist eine traumatische Erfahrung, der sie ausgesetzt sind“, sagte Trainer Hjulmand.

Mit Tränen in den Augen standen Dänemarks Spieler vor dem am Boden liegenden Christian Eriksen, während dieser von Ärzten reanimiert werden musste (v.l.): Thomas Delaney, Andreas Christensen und Jonas Wind. © imago images/Ritzau Scanpix

Die dänischen Spieler hatten in dem Moment, in dem Eriksen zu Boden ging, sofort reagiert. Unter anderem Teamkollege und BVB-Profi Thomas Delaney verhielt sich in der dramatischen Situation vorbildlich. Er war es, der sofort nach medizinischer Hilfe rief. Wenig später versammelte er seine Teamkollegen um sich, damit sie einen Sichtschutz bilden konnten. Die Fernsehkameras zeigten einen sichtlich ergriffenen Delaney - mit Tränen in den Augen und voller Sorge um seinen Mitspieler.

Kjaer leistet seinem Freund Eriksen erste Hilfe

Auch Dänemarks Kapitän Simon Kjaer handelte gedankenschnell. Er leistete erste Hilfe bei Eriksen. Später tröstete der 32-Jährige vom AC Mailand gemeinsam mit Torhüter Kasper Schmeichel noch auf dem Rasen des Parken Stadions Eriksens Freundin Sabrina Kvist Jensen. Kjaer war es auch, der seine Mannschaft nach der Unterbrechung wieder zurück auf das Spielfeld führte. Doch schon da hatte der ehemalige Wolfsburger Tränen in den Augen.

„Simon war tief betroffen und zweifelte, ob er weitermachen konnte. Er hat es versucht, aber es war nicht möglich“, erzählte Trainer Hjulmand später. Sein Kapitän bat ihn knapp 20 Minuten nach der Wiederaufnahme des Spiels um seine Auswechselung (62.). Kjaer und Eriksen sind enge Freunde, „obwohl sie in Mailand für zwei rivalisierende Vereine spielen“, wie ihr Trainer sagte.

Fans im EM-Stadion zeigen viel Mitgefühl

Die Entscheidung, das Spiel noch am Samstagabend fortzusetzen, fällten nach übereinstimmenden Aussagen beide Mannschaften. Und nicht der europäische Fußball-Verband UEFA. Der hatte Dänen wie Finnen aber auch nur eine Alternative dazu aufgezeigt: Dass die Partie am Sonntagmittag um 12 Uhr weitergespielt wird. Dänemarks Trainer Hjumland sagte am Sonntag: „Ich denke ehrlich gesagt nicht, dass wir wieder auf dem Plätz hätten sein sollen.“ Trotz allem wird Dänemarks Nationalteam die EM zu Ende spielen. „Wir wollen weitermachen. Wir wünschen uns, dieses Turnier fortzusetzen“, sagte Sportdirektor Peter Møller.

Immerhin erlebten die Spieler am Samstag auch, welche Kraft der Fußball in solchen Momenten auch entfalten kann. Im Stadion hatten dänische und finnische Fans schon während der Unterbrechung eine Atmosphäre der Empathie, des Mitgefühls und des Zusammenhalts erzeugt. Als das Spiel wieder angepfiffen wurden, riefen die Finnen: „Denmark, Denmark!“

Belgiens Lukaku widmet Eriksen seine beiden EM-Tore

Fußball-Klubs und Fußball-Spieler weltweit nahmen großen Anteil an Eriksens Zustand. Sie schickten Gebete oder Genesungswünsche über die sozialen Netzwerke. Romelu Lukaku hatte sogar die Möglichkeit, noch mehr zu tun. Eriksens Teamkollege bei Inter Mailand musste gut zwei Stunden nach dessen Zusammenbruch mit der belgischen Mannschaft gegen Russland spielen (3:0). Der Stürmer schoss dabei zwei Tore und widmete seine Auszeichnung als „Spieler des Spiels“ seinem dänischen Freund. „Es war für mich heute schwierig, zu spielen“, sagte Lukaku. „Ich war in meinen Gedanken bei Christian, ich habe viel geweint, ich hatte Angst. Und ich hoffe, er ist wieder gesund.“

Der dänische Verband bedankte sich am Sonntag für die herzlichen Grüße an Eriksen von Fans, Spielern, Königsfamilien, internationalen Verbänden, Vereinen und von anderer Seite.