Ende einer Odyssee? Henri Weigelt wagt beim BVB II den Neustart

© BVB / Jens Volke

Ende einer Odyssee? Henri Weigelt wagt beim BVB II den Neustart

rnBorussia Dortmund II

BVB-Neuzugang Henri Weigelt hat eine lange Verletzungsgeschichte hinter sich. Nun wagt der 22-Jährige den Neustart bei Dortmunds U23. Ist es das Ende einer Odyssee?

Dortmund

, 20.08.2020, 21:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wenn Trainer Enrico Maaßen eine Übungseinheit abgepfiffen hatte, ging es für Henri Weigelt und seine Kollegen recht zügig ins kalte Nass. Im nebenan liegenden Naturfreibad konnte sich der von AZ Alkmaar verpflichtete Innenverteidiger gemeinsam mit seinen Teamkollegen abkühlen. Im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten schwärmt er von besten Bedingungen, fand das am vergangenen Sonntag abgeschlossene Trainingslager in Österreich insgesamt „top“.

Weigelt plagt sich immer wieder mit Muskelverletzungen herum

Gut eine Woche schuftete die Borussia dort inmitten der Kitzbüheler Alpen, testete gegen den einheimischen Zweitligisten SV Horn (2:0) - und Weigelt war wieder vollwertiges Mitglied der Mannschaft. Der 22-Jährige verpasste keine Einheit, war im Testspiel 45 Minuten am Ball. Er fühlt sich fit. Vor ein paar Wochen sah das noch deutlich anders aus.

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Weigelt plagte sich knapp ein Jahr lang mit seinem angeschlagenen Körper herum. „Ich hatte immer wieder Probleme, hatte mehrmals einen Muskelfaserriss“, erzählt er. Nachdem Weigelt zu Beginn der BVB-Trainingszeit erneut Schmerzen verspürte, suchte er einen neuen, ihm zuvor unbekannten Spezialisten auf. Dort konnte er endlich erfolgreich behandelt werden.

BVB-Neuzugang Weigelt mit enttäuschender Bilanz in Alkmaar

Nach einem gründlichen Check habe ihm der Fachmann diagnostiziert, „dass meine Hüfte ein wenig verschoben war - und dadurch ein Nerv über dem Oberschenkel eingeklemmt wurde. Das war das Problem“. Die positiv beendete Therapie stimmt Weigelt „sehr glücklich“.

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Vom Glück wiederum wurde der Verteidiger zuletzt wahrlich nicht verfolgt. Zwei Jahre lang stand er in Alkmaar bei Top-Klub AZ unter Vertrag, sollte eigentlich kontinuierlich für die dortige Elite-Truppe auflaufen, schaffte es allerdings nur einmal auf den Rasen. Im Pokal, für 22 Minuten. Darüber hinaus wurden für ihn 28 Einsätze in der Zweitvertretung gezählt. Eine enttäuschende Bilanz. Er sei „nie so richtig in Fahrt gekommen“, räumt der Abwehrmann rückblickend ein.

Henri Weigelt: Über Bielefeld und Alkmaar zum BVB II

Für 1,2 Millionen Euro war Weigelt im Sommer 2018 nach Alkmaar gewechselt. Zwar kam er für seinen Heimatklub Arminia Bielefeld nur zu ingesamt zehn Zweitliga-Spielen, schon aber meldeten sich die Macher Alkmaars. Weigelt freute sich über die Chance, erstklassig zu spielen und in der Europa League aufzulaufen zu können. Deshalb unterschrieb er den Vertrag.

Bei AZ Alkmaar erlebte Henri Weigelt (l.) eine unglückliche Zeit.

Bei AZ Alkmaar erlebte Henri Weigelt (l.) eine unglückliche Zeit. © imago / Pro Shots

„Natürlich ist es unfassbar viel Geld“, sagt Weigelt über seine Transfersumme. „Den Druck, diese Ablöse zurückzuzahlen, habe ich aber nicht verspürt. Für mich war es eher schade, dass ich nicht zeigen konnte, was ich kann.“ Gleich zu Beginn der Dienstzeit im Nachbarland begann nämlich die Odyssee.

Henri Weigelt mutet seinem Körper zu viel zu

Sein CK-Wert (Kreatinkinase), ein Blutwert, war zu hoch. In seiner persönlichen Vorbereitung auf die Auslandsstation in Alkmaar hatte Weigelt offenbar zu viel Aufwand betrieben, hatte seinem Körper zu viel zugemutet. Deshalb musste er in den ersten zwei Monaten zusehen. „Das war schon problematisch“, sagt der Verteidiger. So befand er sich sofort im Standby-Modus, konnte sich nicht etablieren.

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Später traten die schon beschriebenen Komplikationen am Oberschenkel auf, außerdem verletzte sich Weigelt am Knöchel, musste einen Gips tragen - und war ingesamt viel zu selten beschwerdefrei. Trotzdem, so betont er, sei es „eine schöne Zeit“ in den Niederlanden gewesen. „Auch wenn ich sportlich nicht die angepeilten Ziele erreicht habe. Ich habe mich menschlich entwickelt, habe das erste Mal alleine gewohnt. Und der Spielstil in Holland hat mir ebenfalls weitergeholfen. Da wird viel Fußball gespielt - und oftmals auf hohe, lange Bälle verzichtet.“

Preuß über Weigelt: „Er ist fußballerisch sehr gut“

Dem persönlichen Stil des 1,92 Meter großen Weigelt entspricht diese Art und Weise ausdrücklich. „Er ist fußballerisch sehr gut, diese Komponente ist eine seiner Stärken“, sagt U23-Manager Ingo Preuß. „Sein Kopfball- und Zweikampfverhalten ist ordentlich. Allerdings fehlt ihm manchmal noch die Robustheit.“

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Weigelt will an diesem Defizit arbeiten, „mehr Muskelmasse kann nicht schaden“, sagt er. Sein übergeordneter Plan besagt, in bekannter Umgebung „zurück zu alter Stärke zu finden. Ich möchte mir wieder die Sicherheit holen“. Denn: „Ich weiß, was ich kann.“ Nicht zufällig wurde ihm vor mehr als drei Jahren das Profi-Debüt in Bielefeld ermöglicht. Nicht zufällig überwiesen Alkmaars Verantwortliche 1,2 Millionen Euro an die Arminia. „Wenn ein Spieler in jungen Jahren für eine Millionensumme den Verein wechselt, hat er auf jeden Fall Talent“, bekräftigt Preuß.

BVB-II-Trainer Enrico Maaßen hat die Qual der Wahl

Weigelt sei „ein toller Typ, der seine Karriere noch mal anschieben will“, glaubt Dortmunds Kaderplaner. Bei der Borussia soll ihm die Plattform dafür geboten werden. „Wenn er gesund bleibt, ist er ein toller Gewinn“, sagt Preuß über den Verteidiger, der in Alkmaar auch die rechte Defensivbahn besetzen musste. Von derlei Planspielen wird er beim BVB verschont bleiben.

BVB-II-Teammanager Ingo Preuß sagt über Henri Weigelt: „Wenn er gesund bleibt, ist er ein toller Gewinn.“

BVB-II-Teammanager Ingo Preuß sagt über Henri Weigelt: „Wenn er gesund bleibt, ist er ein toller Gewinn.“ © Groeger

Der Defensivmann ist allein für die Innenverteidigung geholt worden, kämpft gemeinsam mit Lennard Maloney, Niklas Dams und Maximilian Hippe um einen Stammplatz. Trainer Maaßen, den Weigelt als „taktisch variabel, nah am Team“ und „unfassbar fußballinteressiert“ beschreibt, hat da die Qual der Wahl.

Weigelt sieht den BVB II als Aufstiegskandidaten

Was am Ende der Regionalliga-Spielzeit für ein Ergebnis stehen solle? „Ich denke, jeder spielt Fußball, um den größtmöglichen Erfolg zu erringen. Ich will immer gewinnen“, sagt Weigelt. „Dafür stehe ich jeden Tag auf.“ Rot-Weiss Essen und den SV Rödinghausen zählt er zu den ärgsten Mitkonkurrenten um die Regionalliga-Meisterschaft. „Nichtsdestotrotz weiß ich“, so Weigelt, „was wir für eine Qualität haben“.

Soll heißen: Die Borussia kann mithalten und ganz oben mitspielen. Der neue Innenverteidiger will seinen Teil dazu beitragen. Und den Status des stagnierenden Hochbefähigten endlich ablegen. Die erfolgreichen Tage in Österreich haben seine Hoffnung genährt.

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