Noch bevor Marco Reus sein Amt als Kapitän von Borussia Dortmund überhaupt zur Verfügung gestellt hatte, wurde schon fleißig über seinen Nachfolger diskutiert. Kandidaten gab es schließlich mehrere, alle brachten ihre Vorzüge mit – doch die perfekte Lösung suchte man vergeblich.
Emre Can ist neuer BVB-Kapitän
Niklas Süle ist zu ruhig für einen Kapitän, die ständigen Diskussionen um seine Fitness wären im Fall von Misserfolg wenig förderlich gewesen. Gregor Kobel ist Torhüter. Und damit qua Position eher ungeeignet. Nico Schlotterbeck gilt als zu jung und noch unerfahren. Emre Can zeigte seit seinem Wechsel zu Borussia Dortmund bis zum Winter zu unbeständige Leistungen.
Doch es war klar: Einer von ihnen wird es machen. Am Ende haben sich BVB-Boss Hans-Joachim Watzke, Sportdirektor Sebastian Kehl und Trainer Edin Terzic für den defensiven Mittelfeldspieler entschieden. Emre Can ist neuer Kapitän von Borussia Dortmund.
Und das, nachdem der 29-Jährige noch vor Kurzem als Verkaufskandidat gehandelt wurde. Die Verantwortlichen wären im vergangenen Sommer durchaus bereit gewesen, Can bei einem entsprechenden Angebot ziehen zu lassen. Ein sehr gutes Halbjahr und eine Vertragsverlängerung später vertrauen sie ihm nun die Binde an.
Can hat sich die BVB-Binde verdient
Keine Frage: Can bringt sehr viele Attribute eines Leaders und Führungsspielers mit, er definiert sich über Einsatzwillen und ein extremes Kämpferherz, er ist ein Mann der klaren An- und Aussprache. Ein echter Mentalitätsspieler eben. Als diesen hatte der BVB ihn vor dreieinhalb Jahren von Juventus Turin erst ausgeliehen und dann fest verpflichtet. Aber: Lange Zeit ist er dieser Rolle nicht gerecht geworden. „Scheinkrieger“ schimpfte man ihn.
Erst im vergangenen Halbjahr wurde Can endlich der Faktor im Dortmunder Spiel, der er selbst immer sein wollte. Weil er sich nach der für ihn unbefriedigenden Hinrunde selbst hinterfragt hat statt die Schuld bei anderen zu suchen. Bei Terzic beispielsweise. Oder den Mitspielern. Die Veränderung im Kopf führte zur Leistungsexplosion.
Can hat sich Vertrauensvorschuss verdient
Can avancierte zu einer der wichtigsten Faktoren des Dortmunder Aufschwungs. Keine wilden Emre-Aktionen mehr, kein Spiel mit dem Kopf durch die Wand, kein Kollege Leichtsinn mehr. Sondern hochkonzentrierte und souveräne Auftritte. Und das mit größtmöglicher Konstanz. In dieser Form ist Can ein würdiger Kapitän. Nur: Der deutsche Nationalspieler darf nicht wieder in alte Muster verfallen. Andernfalls gibt es deutlich schneller die nächste Kapitänsdiskussion als es den Verantwortlichen lieb sein kann. Den Vertrauensvorschuss aber hat er sich verdient.
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