Dortmunder Mutlos-Auftritt in Paris Das sind die fünf großen BVB-Baustellen

Dortmunder Mutlos-Auftritt in Paris: Das sind die fünf großen BVB-Baustellen
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Eine Runde weiter im DFB-Pokal, noch ohne Niederlage in der Bundesliga, „nur“ ein 0:2 beim Starensemble von Paris Saint-Germain. Ergebnistechnisch passt das alles noch einigermaßen bei Borussia Dortmund, doch die Art und Weise, wie der Vizemeister in den vergangenen Wochen und ganz speziell beim Mutlos-Auftritt gegen PSG agiert, gibt Grund zur Sorge. Das sind die fünf großen BVB-Baustellen:

01.) Außenverteidiger: Borussia Dortmund ist auf den defensiven Außenbahnen fußballerisch zu limitiert und viel zu dünn besetzt! Marius Wolf befindet sich seit Start der Vorbereitung in einem heftigen Leistungstief. Der deutsche Nationalspieler ist aktuell meilenweit von seiner Form aus der Rückrunde entfernt. Julian Ryerson steht zwar für Robustheit und defensive Disziplin, liefert dem Spiel von Borussia Dortmund allerdings kaum bis gar keine Offensiv-Impulse. Und Ramy Bensebaini hat nach seinem Wechsel aus Mönchengladbach noch sichtlich mit Anpassungsproblemen zu kämpfen.

Schon früh in der Saison zeichnet sich ab, was Fans und Experten schon vor Wochen vorhergesagt hatten. Durch den Abgang von Raphael Guerreiro ist dem BVB die spielerische Komponente auf der Außenverteidiger-Position verlorengegangen. Darauf nicht zu reagieren und neben Bensebaini keinen weiteren Rechts- oder Linksverteidiger mit offensiverem Profil zu verpflichten, war schlicht fahrlässig und darf schon jetzt als großer kaderplanerischer Fehler bezeichnet werden. Die Beweise dafür liefert der BVB derzeit Woche für Woche.

02.) Spielaufbau: Es hakt gewaltig im Aufbau der Borussia! Die Bälle kommen reihenweise unpräzise, Passwege und -Schärfe stimmen nicht, es sind keine klaren Muster zu erkennen. Die Faktoren dafür sind vielfältig. Emre Can ist in der Rolle als Spieleröffner überfordert, findet als Sechser selten die richtige Positionierung zwischen der ersten und zweiten Angriffsreihe des Gegners. Der Kapitän ist so schlichtweg oft unanspielbar. Gleichzeitig sind die Abstände zwischen Innenverteidigern und Achtern zu groß, um den Raum ohne großes Risiko direkt zu überspielen. Bei den Außenverteidigern fehlt es an Tiefe, um vielversprechende Angriffe über die Seiten aufzuziehen. Und so wirkt der Aufbau bei Borussia Dortmund trotz spielstarker Innenverteidiger so wie in den vergangenen Wochen: behäbig und umständlich.

03.) Rotation: Die Reservisten bekommen keine Chance! Youssoufa Moukoko schmollt seit Wochen auf der Bank, Salih Özcan stand in dieser Saison neun Minuten auf dem Platz, Marco Reus kommt maximal zu Kurzeinsätzen, auch Jamie Bynoe-Gittens wird nur für die letzten Augenblicke reingeworfen. Und das, obwohl die Positionskonkurrenten (Haller, Can, Adeyemi) seit Wochen schwache Leistungen bringen oder angeschlagen waren (Niclas Füllkrug).

Gegen Wolfsburg muss der BVB rotieren. Für Marcel Sabitzer, der sich gegen Paris Saint-Germain eine Muskelverletzung zuzog und voraussichtlich mehrere Wochen fehlen wird, muss Reus in die Startelf. Adeyemi benötigt dringend eine (Denk-)pause, Bynoe-Gittens heißt die logische Alternative. Zumal: Beim Mutlos-Auftritt in Paris waren die beiden nach ihrer Einwechslung die einzigen, die für Gefahr sorgten. Ob und wann Terzic tatsächlich seinen Kapitän auf die Bank setzt, ist fraglich.

04.) Stürmertore: Drei echte Neuner im Kader – und erst zwei Stürmertore! Und das im DFB-Pokal gegen Regionalligist TSV Schott-Mainz. Ansonsten: Flaute. Sebastien Haller durchläuft mit zeitlicher Verzögerung das nach Erkrankung und Reha erwartete Formtief, ist physisch und psychisch weit weg von seinem Maximum und vor dem gegnerischen Tor derzeit kein Faktor. Neuzugang Füllkrug deutete zumindest schon seinen Torinstinkt an, sein Einfluss auf das Dortmunder Spiel war beim 30-minütigen Einsatz in Freiburg deutlich zu erkennen.

Ebenso in Paris, wo Terzic zunächst eine Stunde lang komplett auf einen klassischen Stürmer verzichtete. Paris ließ den BVB nach dem 2:0 deutlich mehr gewähren, doch mit Füllkrug auf dem Platz war die Entlastung deutlich größer. Er machte Bälle fest, verschaffte den nachrückenden Außen mehr Zeit. Und er suchte selbst den Abschluss. Füllkrug lechzt nach seinem ersten Treffer für Schwarzgelb. Der könnte ihn schnell zum Stürmer Nummer eins machen.

05.) Trainer: Edin Terzic benötig tein neues Profil! Er muss seine Kontur schärfen. Weg vom Liebling der Massen, bei dem in jeder Aussage die Liebe zum Verein herauszuhören ist und der im ZDF-Sportstudio fehlerfrei Fan-Lieder zitiert, hin zu einem taktisch, analytischen Bundesliga-Trainer, dessen akribische Arbeit und Pläne auch auf dem Platz zu erkennen sind. Der Welpenschutz ist weg. Bei aller Sympathie: Die Fans von Borussia Dortmund messen ihren Trainer an Erfolgen und der Art und Weise, wie er Fußball spielen lässt. Da braucht es ein klares Konzept.

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