Sie ließen nicht locker. Trotz des WM-Aus für Ghana in der Vorrunde versuchten die Verbandsbosse, Otto Addo doch noch zu überreden. Er sollte als Nationaltrainer unbedingt weitermachen. Sie würden sogleich Ablöseverhandlungen mit Borussia Dortmund aufnehmen, sollte sich Addo einen neuen Vertrag mit Ghana vorstellen können. Doch der frühere ghanaische Nationalspieler winkte unmissverständlich ab. Wie er es bereits vor dem Start des Turniers in Katar angekündigt hatte, trat er von seinem Cheftrainerposten zurück, nachdem das Ende der WM-Kampagne – und damit der Abpfiff seiner halbjährlichen Mission für sein Heimatland gekommen war.
Addo mit „Leidenschaft“ beim BVB
Otto Addo kehrte nach Dortmund zurück, nach ein paar Tagen Urlaub mit der Familie wird er Anfang Januar seinen Job als Toptalente-Trainer beim BVB wieder im Vollzeit-Modus aufnehmen. „Diese Arbeit mache ich mit Leidenschaft, diese Rolle passt zu mir, meine Familie und ich fühlen uns in Dortmund sehr wohl“, betont Addo im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Die Zeit mit dem Nationalteam auf dem Weg zur WM und dann in Katar habe er trotzdem genossen. „Das kann man schon als kleines Abenteuer bezeichnen, es war eine sehr schöne Erfahrung“, sagt der 47-Jährige.

Sportlich war für Ghana nach der Gruppenphase und einem 2:3 gegen Portugal, einem 3:2-Sieg gegen Südkorea und einem 0:2 gegen Uruguay zwar schon Schluss, aber unzufrieden beendete Addo sein besonderes Trainerkapitel dennoch nicht. Sein Team sei der klare Underdog in der Gruppe gewesen, „und alle haben alles gegeben. Auf unsere Leistung können wir stolz sein.“ Ein paar Tage habe das Aus trotzdem an ihm „genagt“, gesteht Addo, er hätte sich hinterfragt, ob das Spielsystem das richtige gewesen sei, ob er Fehler gemacht habe, denn: „Wir hatten das Gefühl, dass mehr drin war. Es war knapp. Verschießen wir den Elfmeter gegen Uruguay nicht oder nutzen andere Torchancen, wäre das Achtelfinale möglich gewesen.“
BVB-Trainer Addo schwärmt von katarischer „Herzlichkeit“
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Was vom WM-Erlebnis in Katar jedoch vor allem hängen bleibe, sei die Herzlichkeit, mit der uns die Menschen dort begegnet sind. „Ghana hatte bei der WM eine große Fan-Base, weil in Katar viele Ghanaer arbeiten. Und wenn du siehst, wie Kataris und Ghanaer miteinander vor Freude tanzen, dann ist das einfach ein tolles Erlebnis.“ Darüberhinaus sei der Auftritt der afrikanischen WM-Teams „ein wichtiger Schritt nach vorn“ gewesen. Dass es Marokko als erstes afrikanisches Team bis in ein Halbfinale geschafft hat, stärke die Wertschätzung des afrikanischen Fußballs insgesamt. In den Verbandsstrukturen, erklärt Addo, sei mittlerweile viel zum Positiven verändert worden, und Marokko habe „eindrucksvoll bewiesen, dass es dank Leidenschaft und guter Fußballer gegen die Großen mithalten kann“. Und noch etwas habe die WM auch dank Marokkos Sturm unter die letzten Vier gezeigt: „Der Fußball bleibt ein unberechenbarer Sport. Und das ist gut so.“