Der große Traum von der neunten Deutschen Meisterschaft der Vereinsgeschichte ist geplatzt, Borussia Dortmund steht am Ende einer verrückten Saison mit leeren Händen da. Und dennoch gab es einige Erfolgsgeschichten in dieser Spielzeit. Das sind die vier Gewinner der BVB-Saison 2022/23:
01.) BVB-Torhüter Gregor Kobel:
„Wir haben Gregor Kobel im Tor“, nannte Emre Can nach dem desaströsen Pokal-Auftritt bei Hannover 96 den einzigen Grund für das Weiterkommen. Und nicht nur dort avancierte der Schweizer zu Dortmunds Unterschiedsspieler: Frankfurt, Leverkusen, Hoffenheim. Die Liste der Spiele, in denen der Keeper seiner Mannschaft den Arsch gerettet hat, ist fast beliebig verlängerbar. In der Liga wehrte Kobel 73,3 Prozent aller Bälle auf seinen Kasten ab, blieb in elf Partien ohne Gegentor. Da sind ihm auch die beiden derben Patzer bei Union Berlin und in München zu verzeihen.
Nach seiner Premierensaison in Dortmund hat der 25-Jährige noch einmal einen gewaltigen Entwicklungsschritt hingelegt: Reflexe, Eins-gegen-Eins-Situationen, Strafraumbeherrschung. Er ist zum Führungsspieler gereift, der neben und auf dem Platz vorangeht, als Lautsprecher von hinten organisiert und einfordert. Ex-BVB-Torhüter Roman Weidenfeller sieht in ihm schon jetzt den „besten Torwart in Deutschland“.
02.) BVB-Routinier Mats Hummels:
Nach den Verpflichtungen der beiden Positionskonkurrenten Nico Schlotterbeck und Niklas Süle hatten einige Experten schon den Abgesang auf den BVB-Routinier angestimmt. Aber nicht mit Hummels: Der 34-Jährige präsentierte sich nach der Sommerpause fit wie nie, nahm die neue Situation hochprofessionell an, arrangierte sich zeitweise sogar mit einem Bank-Platz, um dann voll da zu sein, wenn er gebraucht wurde. Von allen Innenverteidigern zeigte Hummels über die gesamte Saison gesehen die mit Abstand konstantesten Leistungen. Sein Verteidigungsstil ist der bekannte: hohes Herausrausrücken, frühes Unterbinden von Angriffen, kluge Antizipation der Zuspiele. Hinzu kommt sein starker Fuß im Spielaufbau.

„Er hat einen sehr hohen Anteil an der sportlichen Entwicklung diese Saison“, lobte Trainer Edin Terzic den Innenverteidiger, dessen Reise mit dem BVB weitergeht. Hummels hat sich für ein weiteres Jahr in Dortmund entschieden. Ein wichtiges Zeichen für die Fans, den Verein und ein wichtiges Puzzlestück für die weiteren Kaderplanungen von Sportdirektor Sebastian Kehl, der im Beisein von Hummels nun entspannt nach einem Nachfolger Ausschau halten kann. Klar ist: Nach der vergeigten Meisterschaft wird der Innenverteidiger noch einmal richtig angreifen wollen.
03.) BVB-Durchstarter Julian Brandt:
17 Scorerpunkte in der Liga sind BVB-Bestwert! Keiner traf häufiger als Julian Brandt (neun Tore), nur Raphael Guerreiro (zwölf Vorlagen) bereitete mehr Treffer vor als der Blondschopf (acht ), niemand war an so vielen Abschlüssen von Borussia Dortmund direkt oder indirekt beteiligt (117). Es war zweifelsohne die beste Saison des 27-Jährigen im Dortmunder Trikot. Spätestens durch Terzics Systemkniff, als er auf einen festen Sechser umstellte, Jude Bellingham mit mehr Freiheiten ausstattete und Brandt ins Zentrum beorderte, ging auch sein Stern endgültig auf.
Dort fühlt er sich am wohlsten, kann dort seine ungemeinen fußballerischen Qualitäten ausspielen und gleichzeitig seine Torgefahr gewinnbringend einbringen. Dazu kommt: Er hat Borussia Dortmund und den manchmal notwendigen Malocherfußball verstanden, bringt sich deutlich mehr in die Defensivarbeit ein und ist nicht mehr so zimperlich in den Zweikämpfen. Als Belohnung gab es die Vertragsverlängerung zu neuen Konditionen.
04.) BVB-Wunder Sebastien Haller:
Einen größeren Gewinner als Sebastien Haller kann es gar nicht geben. Die Schock-Nachricht Hodentumor weggesteckt, den Krebs trotz Rückschlägen besiegt, sich auf eindrucksvolle Art und Weise an den Profifußball herangekämpft, in Rekordzeit sein Comeback gegeben und am Ende zum wichtigen Faktor im Titelendspurt geworden. Auch wenn durch den verschossenen Elfmeter gegen Mainz das ganz große Märchen ausgeblieben ist – die Geschichte von Sebastien Haller ist „das größte Wunder“ (O-Ton Terzic) der Saison.

Nach anfänglichen Anpassungsproblemen hat Haller das Spiel der Borussia immer mehr verinnerlicht, er weiß, welche Bewegungsabläufe sitzen müssen, wie sich seine Mitspieler verhalten, seine Fitness ist (logischerweise) mittlerweile auf einem ganz anderen Level als kurz nach seinem Comeback. Und er hat seinen Torriecher schnell wiedergefunden. Neun Treffer in 19 Bundesliga-Spielen sind ein starker Wert. Mit einer kompletten Vorbereitung ist er sicherlich noch zu ganz anderen Dingen fähig – dafür muss er nur gesund bleiben.
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