Dieses Team hat es schlicht und einfach vergeigt. Gegen Japan schlimm gepatzt, gegen Spanien ordentlich zurückgekommen, gegen Costa Rica wieder vogelwild – am Ende steht das völlig verdiente Aus nach einer unter dem Strich über drei Spiele zu schwachen Darbietung. Am Freitag fliegt die entzauberte DFB-Auswahl fix aus Katar nach Hause, statt eines glorreichen Empfangs im schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer wartet eine Flucht mit heruntergezogenen Kapuzen durch den Hinterausgang. Die Titelmission ist krachend gescheitert. Schon wieder, wie schon vor vier Jahren in Russland, verfehlt die deutsche Elf ihre eigenen Ansprüche meilenweit. Der Ruhm vom Triumph in Brasilien im Märchensommer 2014 ist nun endgültig verweht.
Heftiger Absturz für Bundestrainer Flick
Die knallharte Realität sieht so aus: Alle Alarmglocken müssen nun ohrenbetäubend laut auf dem Flaggschiff des Deutschen Fußball-Bundes schrillen. Auch weil es dem mit extrem viel Vorschusslorbeer ins Amt gehievten Bundestrainers Hansi Flick binnen 16 Monaten nicht gelungen ist, aus vielen hochbegabten Spielern eine auf hohem Niveau funktionierende Mannschaft zu formen. Für Flick persönlich bedeutet das peinlich frühe Scheitern einen heftigen Absturz, schien es doch für ihn zuvor dank seiner wertvollen Assistenten-Rolle beim WM-Sieg 2014 und seinem Super-Titeljahr als Bayern-Coach keine Limits zu geben.
Jetzt aber muss auch er sich hinterfragen. Denn die Signale, dass es in der Wüste einen krachenden Schiffbruch für die Adlerträger geben könnte, sie waren schon Monate vorher erkennbar. Die Defensive der Nationalelf blieb in der gesamten Flick-Zeit trotz wechselnder Besetzung ein überaus wackliges Konstrukt. Auch offensiv blieb nach einem Katapultstart in Flicks Amtszeit zu häufig vieles Stückwerk. Und als es ernst wurde mit der WM-Kadernominierung, da warf der Bundestrainer sein eigenes Leistungsprinzip über den Haufen. Borussia Dortmunds Mats Hummels, den derzeit stabilsten deutschen Verteidiger, bootete Flick aus. Hummels‘ Erfahrung, Ruhe und Führungskraft fehlten in Katar an allen Ecken und Enden. Nicht nur das. Konstant überzeugend über eine gesamte Partie, das hat seine Elf binnen dieses Jahres kein einziges Mal geschafft.
Beim DFB darf es keine Denk-Tabus geben
Hansi Flick, Oliver Bierhoff und die anderen sportlich führenden Köpfe des DFB, sie müssen nun dringend Konsequenzen ziehen aus dieser Pleite. Eine schonungslose Analyse ohne jegliche Schönrederei muss auf den Tisch: Gab es zu viel Wohlfühloase rund um die Nationalspieler? Müssen Arbeitsabläufe geändert, personelle Stellschrauben gedreht werden? Muss eine neue Team-Hierarchie her ohne die alten Leitwölfe Thomas Müller und Manuel Neuer? Es darf in der DFB-Zentrale keine Denk-Tabus geben. Denn schon in eineinhalb Jahren muss zur EM endlich wieder eine Elf auf dem Platz stehen, die dieser Aufgabe, die im Lande viele Millionen Menschen bewegt, würdig ist. Der Tross, der nach Katar zog, blieb fast alles schuldig.
DFB-Einzelkritik zum 4:2 gegen Costa Rica: Süle als Teil einer desolaten Defensive
Deutschland erlebt WM-Desaster in Katar: Glücklicher 4:2-Erfolg gegen Costa Rica wertlos
Stimmen zum DFB-Debakel bei der WM: „Mit so einer Qualität darf es uns nicht passieren“