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Der BVB II unter Enrico Maaßen: Teamgedanke steht im Mittelpunkt
Borussia Dortmund II
Nach zwei durchwachsenen Spielzeiten wagt der BVB II unter Enrico Maaßen den Neustart. Der 36-Jährige bescheinigt seinem Team hohes Potenzial - und stellt den Teamgedanken in den Mittelpunkt.
Wenn Enrico Maaßen über seinen Beruf spricht, kommt er um zwei spezielle Worte nicht herum. Einerseits betont Dortmunds akribisch arbeitender U23-Trainer in aller Regelmäßigkeit, „ganzheitlich“ wirken und lehren zu wollen. In allen Phasen des Fußballspiels soll seine Mannschaft einen funktionierenden Plan besitzen. Andererseits nutzt er auffallend oft das Wort „Atmosphäre“.
Enrico Maaßen bescheinigt dem BVB-II-Kader „hohes Potenzial“
In der Denke des 36-jährigen Trainers bestehen - grob gefasst - diese zwei Erfolgsfaktoren. Ist ein Team allumfassend gut präpariert und kann das Erlernte im Spiel umsetzen, steht eine wichtige Säule. Ist das Klima darüber hinaus angenehm und die Gruppendynamik produktiv, steigen die Siegchancen dramatisch. Dann sei „wirklich viel erreicht“, sagt Maaßen. Wenige Tage nach seinem ersten Mannschaftstraining im BVB-Dress diagnostizierte er „hohes Potenzial“ in schwarzgelben U23-Kader - und bekräftigte, „einen starken Zusammenhalt“ erwirken zu wollen, um die Qualität ausschöpfen zu können.
Wie dieses unkaputtbare Band innerhalb der Mannschaft gebildet werden kann? „Vor allem ist der Umgang miteinander sehr wichtig. Jeder soll gern zum Training kommen, jeder soll auf dem Platz lachen dürfen und dennoch konzentriert arbeiten“, meint Maaßen. Am Wochenende müssten dann alle Spieler begriffen haben, was zu tun sei. Auf dem Rasen und außerhalb. „Die Spieler, die nicht zur ersten Elf gehören, sollen sich zwar ärgern, aber in der Lage sein, ihrem Mitspieler das entscheidende Tor zu gönnen“, erklärt der U23-Coach.
Enrico Maaßen sieht den BVB II auf dem richtigen Weg
Kurz vor dem Saisonstart in der Regionalliga West sieht er seine Mannschaft auf dem richtigen Weg. „Die Atmosphäre ist gut. Jeder weiß, was er zu tun hat. Jeder ist gewillt, einen Mehrwert darzustellen und der Gruppe zu helfen“, bilanziert Maaßen. Exakt mit dieser Art und Weise, mit diesem Erfolgshunger könne es jetzt weitergehen. Das Team folgt ihrem Chef und will sich bei jeder Gelegenheit so gut wie möglich präsentieren. In den vier Testspielen war das augenfällig. „Alle versuchen, richtig Gas zu geben, um am ersten Spieltag in der Startaufstellung zu stehen“, sagt Angreifer Richmond Tachie.
Maaßen hat damit den ersten Schritt erreicht. Vor dem Saisonauftakt konnte er seine Mannschaft hinter sich versammeln. Er führt viele Gespräche, sei „nah am Team“, sagt Innenverteidiger Henri Weigelt. Vor allem das Trainingslager in Österreich nutzte Maaßen, um seine Spieler kennenzulernen - und sie in Richtung der gewünschten Einheit zu entwickeln.
Die gute Vorbereitung des BVB II dient als Grundlage
Am Tag vor der Abreise in die Heimat initiierte der Trainer eine Wanderung in den Kitzbüheler Alpen. „Wir sind da hoch gegangen“, erzählt er, „und haben gemeinsam ins Tal geguckt. Das war ein Moment nur für uns. Nach dem Testspiel gegen den SV Horn (2:0, Anm. d. Red.) habe ich diesen Ausflug ganz bewusst angesetzt. Keiner wusste Bescheid. Wir hatten den Spielern nur gesagt, dass sie um 4.30 Uhr aufstehen sollten. Einige haben erst komisch geschaut“, sagt Maaßen. „Aber keiner hat verschlafen. Und am Ende sind wir ganz oben angekommen.“

Hat beim SV Rödinghausen auf sich aufmerksam gemacht: Enrico Maaßen (M.). © imago / Noah Wedel
Dortmunds Trainer schaffte damit ein gemeinsames Positiverlebnis. Weitere sollen jetzt in aller Regelmäßigkeit auf dem Platz hinzukommen. Die gute Vorbereitung dient als Grundlage. Doch freilich werden die wichtigsten Fragen während der Saison beantwortet: Was passiert, wenn die Borussia mal Täler durchlaufen muss - und der sportliche Gipfelsturm aus dem Fokus gerät? Bleibt das Gruppenklima gut? Können sich auch die Ersatzspieler dem gemeinsamen Ziel unterordnen?
Enrico Maaßen ist beim BVB II auch als Moderator gefordert
Zuletzt befanden sich im Dortmunder Kader zu viele Akteure, die sich irgendwann auf ihr persönliches Ziel Profikarriere besannen - und den Teamgedanken aus den Augen verloren. Enrico Maaßen ist deshalb ebenfalls als Moderator gefordert, um seine Mannschaft bei Laune zu halten und sie immer wieder zu gemeinsamen Höchstleistungen zu treiben. „Ich denke“, sagt Maaßen, „jeder Mitarbeiter oder Spieler bringt die beste Leistung, wenn er sich wohl fühlt.“ Und demnach die „Atmosphäre“ stimmt.
Schreibt seit 2015. Arbeitet seit 2018 für die Ruhr Nachrichten und ist da vor allem in der Sportredaktion und rund um den BVB unterwegs.
