Der BVB-Kommentar
David Wagner - Langer Weg zum plötzlichen Ende
So plötzlich das Aus trauter Zweisamkeit auch verkündet wurde, der Überraschungsfaktor war eher niedrig - David Wagner, Trainer der Regionalliga-Mannschaft von Borussia Dortmund, und sein bisheriger Arbeitgeber BVB gehen ab sofort getrennte Wege. Dieser Abschied - nach offizieller Darstellung wurde Wagners Bitte um Freistellung entsprochen - hatte sich lange zuvor erst zaghaft, dann deutlicher angedeutet.
David Wagner verabschiedet sich von Borussia Dortmund.
Wagners Position geriet mit dem fußballerischen Niedergang der "Zweiten" in der letzten Saison und dem folgenden, durchaus vermeidbaren Abstieg aus der 3. Liga, erstmals stärker in die Kritik. Da half auch der 2014 um drei Jahre verlängerte Vertrag nicht wirklich. Prekär wurde die Situation jedoch mit dem Trainerwechsel in der Chefetage.
Vertrautes Miteinander
Wagner war und ist sehr wohl ein Schützling Jürgen Klopps. Beide pflegen ein vertrautes Miteinander, die Familien kennen sich. Die neue Realität aber verkörpert Thomas Tuchel. Ob es eine intakte Kommunikation zwischen Tuchel und Wagner gab, darf angezweifelt werden. Wagner sprach in diesem Zusammenhang von Arno Michels – so heißt Tuchels Co-Trainer.
In der wichtigen Phase der Saisonvorbereitung hatte es gar keine Gespräche zwischen Tuchel und Wagner gegeben. Letzte Impulse für das endgültige Aus bescherte allerdings die neue Saison in der Regionalliga. Selbst in dieser vierten Liga vermochte Wagner seine Mannschaft nicht auf Kurs zu bringen.
Eine positive fußballerische Entwicklung ist bislang nicht zu erkennen. Nach elf Spieltagen auf einem Abstiegsplatz zu hocken, ist gemessen an BVB-Ansprüchen ein Armutszeugnis.
Flaggschiff ist die U19
Dabei dürfen David Wagners Verdienste keineswegs unterschlagen werden. Spieler wie Jonas Hofmann und Erik Durm formte er zu BVB-Profis, Spieler wie beispielsweise Bakalorz, Vrancic, Halstenberg oder Hornschuh und Alomerovic fanden Platz bei anderen Profiklubs. Doch die Meriten der Vergangenheit helfen Wagner im kurzlebigen Trainer-Geschäft jetzt nicht weiter. Innerhalb des „BVB-Rankings“ hatte er seine Position auf Platz zwei längst verloren - wie auch seine Mannschaft.
Im Nachwuchsbereich Borussia Dortmunds stellen die A-Junioren der U 19 längst das Flaggschiff. Meistertrainer Hannes Wolf ist der Kronprinz, dessen nachweislich ausgezeichnete Arbeit die entsprechende Wertstellung völlig zurecht einfordert. Wolfs Top-Talente finden den direkten Weg in den erweiterten Bundesliga-Kader. Für den BVB II spielt die "zweite Reihe".
Kein Raum für eigene Vorstellungen
Diese bundesliga-typische Entwicklung macht für den künftigen BVB II-Trainer die Arbeit nicht leichter. Seine Aufgabe ist es, Tuchels Handschrift weiterzuführen. Und zwar erfolgsorientiert auf einem vergleichbar hohen Niveau. Der neue Mann muss ein Mann Tuchels sein. Raum für eigene Vorstellungen gibt es beim BVB nicht.