Lösbares Restprogramm, Gefahr droht von der Weser Das spricht im Endspurt für den BVB

Lösbares Restprogramm, Gefahr droht von der Weser : Das spricht im Endspurt für den BVB
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Bei seiner Vorstellung als BVB-Trainer leistete sich Niko Kovac den weiten Blick voraus, sprach aber nichts aus, was Pessimisten wie Optimisten nicht unterschrieben hätten. Borussia Dortmund hatte zwar den freien Fall nach vier Pflichtspiel-Niederlagen aus den ersten vier Partien des Jahres stoppen können, befand sich aber vor Kovacs erstem Spiel gegen den VfB Stuttgart im Niemandsland der Tabelle wieder. Nur ein kleiner Trost war für Kovac, dass Platz vier nur vier Zähler entfernt war.

BVB-Optimismus ist gewachsen

Platz elf mit nur 29 Zählern auf dem Konto, so schlecht war der BVB exakt zehn Jahre zuvor platziert, als Jürgen Klopp den Klub in seinem wie sich herausstellen sollte letzten Jahr als Trainer der Borussia von Platz 18 zurück in sichere Gefilde führen musste. Kovac also saß im Pressekonferenz-Raum des Signal Iduna Parks, sprach von Zielen und Möglichkeiten, erkannte aber realistisch, dass es gut möglich sei, „dass die Entscheidung darüber, ob und in welchem Wettbewerb wir international spielen, erst am letzten Spieltag fällt.“

Zweieinhalb Monate ist das her, Kovac darf Platz acht aktuell nicht als Auszeichnung verstanden wissen. Aber aus den jüngsten drei Partien in der Bundesliga hat der BVB sieben Punkte geholt, dabei zwei direkte Konkurrenten um einen Platz im internationalen Geschäft geschlagen und auch bei den Bayern nicht verloren. Das hat den Optimismus wachsen lassen – und ein bisschen auch das Selbstvertrauen, wie beim 3:1 gegen den FC Barcelona zu erkennen war.

Platz vier ist immer noch sechs Zähler entfernt, aber die Zahl der restlichen Spiele ist auf fünf geschrumpft. Und noch immer müsste Borussia Dortmund für einen erneuten Sprung auf die Champions-League-Plätze vier Konkurrenten überholen.

BVB muss Hausaufgaben erledigen

Der Blick aufs Restprogramm zeigt auf, dass in alle Richtungen noch viel möglich ist. Kein Spieltag mehr ohne direkte Duelle der in den Kampf ums internationale Geschäft involvierten Mannschaften. „Wir müssen unsere Hausaufgaben machen“, meinte Kapitän Emre Can nach dem Spiel in München. Intern lautet die Rechnung so: Aus den drei Heimspielen gegen Gladbach, Wolfsburg und Kiel müssen neun Punkte her, auch in Hoffenheim sollte ein Dreier gelingen. Mit dem Remis in München hat der BVB schon einen Bonuspunkt geholt, vielleicht lässt sich das auch am 33. Spieltag in Leverkusen wiederholen.

Niko Kovac hält sich die linke Hand vors Kinn.
Viel aufzuholen haben Niko Kovac und der BVB. In der Formtabelle seit seinem Amtsantritt ist Dortmund Sechster. © IMAGO/RHR-Foto

Nette Spielerei: Addiert man die aktuellen Tabellenpositionen der Gegner der um Europa kämpfenden Mannschaften, bekommt man ein Gefühl für die Schwere des Restprogramms. Ein hoher Wert bedeutet, dass man gegen viele Gegner aus dem unteren Tabellendrittel spielt. Der BVB kommt da wie Borussia Mönchengladbach auf einen Wert von 53, der SC Freiburg folgt mit 49, RB Leipzig als aktueller Vierter auf 42.

Kein BVB-Ruhekissen

Die Leipziger haben in Frankfurt und den Bayern gleich zwei Top-Gegner vor der Brust. Das vermeintlich schwerste Restprogramm der vor Dortmund liegenden Klubs hat demnach aber der FSV Mainz 05 mit dem niedrigsten Wert von 35. Die Rheinhessen sind in der Tat als einziges Team aus dem oberen Drittel noch gegen Tabellenführer Bayern München, den Zweiten Bayer Leverkusen und den Dritten Eintracht Frankfurt gefordert.

Für den BVB ist das vermeintlich lösbare Restprogramm kein Ruhekissen. Aus den fünf Partien gegen die verbleibenden Gegner holte man in der Hinrunde nur magere fünf Punkte. Die einzige Gewissheit für Borussia Dortmund vor dem Endspurt: Diese Ausbeute würde für Europa ganz sicher nicht reichen. Gefahr droht zusätzlich von hinten: Wie Dortmund haben auch der FC Augsburg und Werder Bremen 42 Zähler auf dem Konto. Damit erhöht sich die Zahl der BVB-Konkurrenten auf sechs.

Während Augsburg mit Partien unter anderem gegen Frankfurt und Leverkusen ein recht schweres Restprogramm zu bewältigen hat, könnte sich an der Weser der Traum von der Rückkehr in den Europapokal in diesem Sommer erfüllen: Von allen Teams im oberen Drittel hat Werder auf dem Papier das vermeintlich leichteste Programm mit Partien gegen Bochum (17.), St. Pauli (15.), Union Berlin (12.) und Heidenheim (16.). Nur das Spiel gegen Leipzig am 33. Spieltag bringt ein Duell gegen einen Top-Ten-Gegner.

Das Restprogramm im Kampf um Europa

RB Leipzig: (Platz 4 / 48 Punkte / Tordifferenz +10): Holstein Kiel (H), E. Frankfurt (A), Bayern München (H), W. Bremen (A), VfB Stuttgart (H)

FSV Mainz 05: (5. / 46 Punkte /+12): VfL Wolfsburg (H), Bayern München (A), E. Frankfurt (H), VfL Bochum (H), B. Leverkusen (A)

SC Freiburg: (6. / 45 Punkte / -5): TSGV Hoffenheim (H), VfL Wolfsburg (A), B. Leverkusen (H), Holstein Kiel (A), E. Frankfurt (H)

Bor. M’Gladbach: (7. / 44 Punkte / +3): Bor. Dortmund (A); Holstein Kiel (A), TSG Hoffenheim (H), Bayern München (A), VfL Wolfsburg (H)

Bor. Dortmund: (8. / 42 Punkte / +9): Gladbach (H), TSG Hoffenheim (A), VfL Wolfsburg (H), B. Leverkusen (A), Holstein Kiel (H)

W. Bremen: (9. / 42 Punkte / -7): VfL Bochum (H), FC St. Pauli (H), Union Berlin (A), RB Leipzig (H), 1. FC Heidenheim (A)

FC Augsburg: (10. / 42 Punkte / -7): E. Frankfurt (H), B. Leverkusen (A), Holstein Kiel (H), VfB Stuttgart (A), Union Berlin (H)

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