Das ganze Revier ist im Derby-Modus: Königsblau gegen Schwarzgelb, der FC Schalke 04 gegen Borussia Dortmund. Für die einen geht es im Topspiel am Samstag um 18.30 Uhr (live auf Sky) um den Verbleib in der Liga, für die anderen um die Meisterschaft – doch im Derby ist alles möglich. Wir beantworten die wichtigsten Fragen vor dem 100. Revierderby der Bundesliga-Geschichte:
Ausgangslage: Kadertechnisch (Jude Bellingham allein hat einen höheren Marktwert als der gesamte Schalke-Kader) und tabellarisch (17. gegen 2.) sieht alles nach einer klaren Sache für den BVB aus. Doch: Schalke ist in der Rückrunde noch ungeschlagen. Den 0:0-Unentschieden gegen Köln, in Gladbach, gegen Wolfsburg und bei Union Berlin folgten der 2:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart und der 2:0-Erfolg in Bochum. Die Königsblauen haben in den sechs Spielen nach dem 1:6 gegen Leipzig nur ein Gegentor kassiert. Genau in diesen sechs Partien stand Ralf Fährmann im Tor, den Schalke-Trainer Thomas Reis nach der RB-Klatsche zurück ins Tor beförderte und seitdem Alexander Schwolow vorzieht. In der Rückrunden-Tabelle steht S04 auf Rang sieben.
Ganz oben: der BVB. Acht Spiele, acht Siege in der Liga. Am Dienstag aber der erste heftige Dämpfer mit der 0:2-Niederlage beim FC Chelsea und dem damit verbundenen Aus im Champions-League-Achtelfinale. „Natürlich waren wir nach dem Aus sehr enttäuscht und danach sehr selbstkritisch. Jetzt sind wir sehr hungrig“, betonte BVB-Coach Edin Terzic. „Es gibt noch eine Menge, wofür man kämpfen darf.“
Das sagen die Trainer: Der Tabellenplatz der Schalker habe laut Terzic keine Aussagekraft. „Thomas betont immer, dass er Stabilität in die Mannschaft bekommen wollte – das hat er getan. Man sieht, wie leidenschaftlich sie verteidigen. Sie versuchen trotzdem den Gegner hoch anzulaufen. Das haben wir auch schon ähnlich erlebt, beispielsweise gegen Bochum.“ Schalke-Trainer Thomas Reis meint: „Der BVB hat eine sehr spielstarke Mannschaft, da machen wir uns nichts vor. Wenn beide Mannschaften 100 Prozent bringen, wird es für uns sehr schwer. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass der BVB keine 100 Prozent bringen kann. Dann kann es ein interessantes und vielleicht sogar ausgeglichenes Spiel werden.“
Personelle Situation: Die Personalprobleme beim BVB sind zurück. Julian Brandt hat sich gegen den FC Chelsea einen Muskelfaserriss zugezogen, er wird demnach ebenso fehlen wie Youssoufa Moukoko (Anriss der Syndesmose) und Karim Adeyemi (Muskelfaserriss). Die Chancen auf einen Einsatz von Gregor Kobel (muskuläre Probleme) und Marco Reus (Infekt) sind am Freitag weiter gesunken. Nach Informationen der Ruhr Nachrichten fehlten beide Führungsspieler am Abend bei der Abfahrt zum Hotel und dürften ausfallen. Kobel würde im Derby erneut durch Alexander Meyer ersetzt. Aus der U23 sollen Marcel Lotka und Justin Njinmah in den Kader rücken. Terzic muss vor allem in der Offensive improvisieren. Donyell Malen und Giovanni Reyna sind wohl die heißesten Anwärter auf einen Startelfplatz auf den Außenbahnen.

Jere Uronen, Thomas Ouwejan, Sepp van den Berg, Dominick Drexler, Soichiro Kozuki und Tim Skarke fallen bei Schalke verletzt oder angeschlagen aus. Das bedeutet, dass Reis auf der linken defensiven Außenbahn wohl wieder auf Henning Matriciani zurückgreifen dürfte – das wird gegen flinke BVB-Angreifer für Schalkes Abwehr also ein echter Härtetest. Weil Drexler und Kozuki fehlen, muss Rodrigo Zalazar, eigentlich im Mittelfeld-Zentrum besser aufgehoben, womöglich wieder vorne rechts aushelfen. Will Reis Zalazar wieder in die Mitte stellen, bliebe Kenan Karaman als Alternative für die rechte Seite.
Bedeutung des Derbys: Es ist ein absolut wegweisendes Revierderby – für beide Mannschaften. Schalke benötigt weiter Punkte im Kampf um den Klassenerhalt und will zeigen, dass es auch gegen Topteams bestehen kann. Der BVB will nach dem Champions-League-Aus wieder die Kurve kriegen und im Meisterkampf den Druck auf den FC Bayern hochhalten. In der Saison 2018/19 gab es am 31. Spieltag übrigens ähnliche Vorzeichen. Damals ließen die abstiegsbedrohten Schalker mit einem 4:2-Erfolg im Signal Iduna Park die Meisterträume der Dortmunder platzen.
Derby-Neuling gegen „Fan“: Für Schalkes Trainer Thomas Reis ist es das erste große Revierderby. Aus seiner langjährigen Bochumer Zeit kennt er nur die Duelle mit dem VfL gegen den BVB und Schalke. In denen Spielen gegen den BVB hat er als Cheftrainer gute Erfahrungen gemacht: Als Aufsteiger spielte der VfL Bochum gegen Dortmund zuhause 1:1, durch einen 4:3-Sieg im Signal Iduna Park machte Reis mit dem VfL Ende April 2022 dann sogar den Bochumer Klassenerhalt perfekt.
Auf der anderen Trainerbank sitzt in Edin Terzic ein echter Borusse, für den das Duell gegen S04 ein ganz besonderes ist. „Wenn ein Fußballspiel einen eigenen Namen bekommt, weiß man um die Bedeutung des Spiels“, sagte der 40-Jährige. „Nach dem Sieg gegen Leipzig und nach der Niederlage gegen Chelsea ging es bei den Fans nur um den Derbysieg. Dem wollen wir am Samstag gerecht werden.“
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