Wenn seine Dortmunder Zeit in den kommenden Tagen oder Wochen enden sollte, wird Soumaila Coulibalys Wirken beim BVB wohl für immer vor allem mit einer Szene in Verbindung gebracht werden. Stuttgart, die letzten Sekunden der Nachspielzeit beim Stand von 3:2 für den in Überzahl spielenden BVB. Und dann der kapitale Fehler des 19-jährigen Franzosen, der nach einer Flanke beim Klärungsversuch über den Ball schlägt, was dem VfB den Boden bereitet für eine emotionale Ausnahmesituation.
Es fällt noch das umjubelte Tor zum 3:3-Endstand, am Ende ein unerwarteter Punkt des Underdog gegen den großen Favoriten und ein wichtiger Baustein auf dem späteren Weg zum Klassenerhalt – und für die Spieler der Gegenseite ein Grund für die letztlich gescheiterte Jagd nach dem neunten Meistertitel.
Es würde dem jungen Coulibaly nicht gerecht, seine Zeit beim BVB auf diese Szene zu reduzieren. Borussia Dortmund könnte etliche Partien aufzählen, in denen der Titel verspielt wurde. Für den Innenverteidiger allerdings war die Szene der vielleicht entscheidende Anstoß, jetzt im Sommer offensiv eine Veränderung herbeizuführen.
BVB-Verteidiger Coulibaly in England gehandelt
Der FC Burnley aus England hat starkes Interesse an den Diensten des aufstrebenden Nachwuchsspielers. Von einer Leihe mit anschließender Kaufpflicht ist die Rede. Für eine Ablösesumme, bei der Borussia Dortmund eigentlich nicht zögern dürfte. 15 Millionen Euro, wenn man auch seriösen englischen Medien glauben darf. Schier unglaublich für einen Spieler, dessen großes Potenzial zwar sporadisch auch in Dortmund durchschien – der aber zwei Jahre lang eine schwierige Zeit durchmachte und vergeblich auf den großen Durchbruch wartete.
Das Verletzungspech spielte eine große Rolle. Als der junge Mann aus Montfermail im Sommer vor zwei Jahren ablösefrei aus der U19 von Paris Saint-Germain zur Borussia wechselte, kurierte er gerade einen Kreuzbandriss aus. Wadenprobleme und eine Knöchelverletzung lagen als Hindernisse zum Comeback im Weg, das er dann im Herbst 2021 in der U23 feierte. Der Drittliga-Nachwuchs sollte seine sportliche Heimat bleiben, auch wenn Coulibaly immer regelmäßiger auch bei den Profis im Training vorspielen durfte.
Die Unzufriedenheit aber wuchs mit jedem Wochenende, an dem er vergeblich auf eine Berufung in den Profi-Kader hoffte. Schon im vergangenen Winter hinterlegte seine Berater-Agentur nach Informationen der Ruhr Nachrichten daher einen Wechselwunsch. Coulibaly war seinerzeit Innenverteidiger Nummer vier bei den Profis und hatte sein Debüt in Edin Terzics Mannschaft in der Champions League beim (unbedeutenden) letzten Gruppenspiel in Kopenhagen gefeiert.
Gehen lassen mochte der BVB ihn zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Es folgte das Bundesliga-Debüt, mit erwähntem dramatischen Ausgang. Immer mehr drängte sich der Gedanke auf, dass nur ein Tapetenwechsel die unbefriedigende Situation bessern könnte.
BVB zögert noch
Aktuell zögert die Borussia noch, das hat einen einfachen Grund. Coulibalys Abschied würde die Notwendigkeit einer Neuverpflichtung für die Innenverteidigung erhöhen, im Idealfall wäre das angesichts des nahenden Karriere-Endes von Mats Hummels wohl ein Spieler, den man ein Jahr lang auf diese Situation vorbereiten könnte. Der ist aber schwer zu finden.
Wenn der Aufsteiger in die Premier League aber ernst macht in seinem Werben um den französischen U-Nationalspieler, dürfte es Sportdirektor Sebastian Kehl schwerfallen, dem wirtschaftlich überaus verlockenden Angebot zu widerstehen. Am Mittwoch absolvierte Coulibaly vorschriftsmäßig seine Leistungsdiagnostik. Doch das könnte schon der Beginn einer sehr kurzen Saisonvorbereitung in Diensten von Borussia Dortmund gewesen sein.
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