BVB zeigt in Stuttgart eine Nicht-Leistung Sahin muss sich unangenehme Fragen gefallen lassen

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Hätte es noch einen Beleg benötigt, wie unterlegen Borussia Dortmund auch beim ersten Gastspiel der aktuellen Saison in Stuttgart war, lieferte ihn der Treffer zum 1:4. An der Außenlinie ließen sich Ramy Bensebaini und Nico Schlotterbeck von Enzo Millot düpieren, in der Mitte fühlte sich niemand für Torschütze Toure zuständig, doch das sollte noch nicht das Ende sein. Deniz Undav stellte noch auf 1:5 (90.+1), erst danach hatte der VfB genug. Wann zuletzt hatte Borussia Dortmund einen so wehrlosen Eindruck hinterlassen?

Nur BVB-Torhüter Kobel in Normalform

Wie im Vorjahr, als Dortmund in Pokal und Meisterschaft am Neckar unterging, blieb Nuri Sahins Mannschaft alles schuldig in einer Partie, in der kein Dortmunder außer Torhüter Gregor Kobel Normalform erreichte. Sahin hatte vor der Partie über die Ansprüche seiner Borussia gesprochen. Der Stuttgarter Serie aus der vergangenen Saison zum Trotz müsse das Ziel sein, mit drei Punkten nach Hause zu fahren. Die Realität hingegen spiegelte ein komplett anderes Bild.

Wie im November und Dezember 2023, als der BVB in Stuttgart wie das Kaninchen vor der Schlange agierte und kein Bein auf den Boden bekommen hatte, musste Sahin in der ersten echten Bundesliga-Prüfung dieser Saison mit ansehen, wie seine Mannschaft erneut hoffnungslos unterlegen war. 0:2, das war noch das Beste nach 45 Minuten ohne Biss, ohne Ordnung und Zugriff, ohne Zweikampfführung und Gegenwehr. Und es wurde trotz aller Korrektur-Versuche auch danach nicht besser.

Ein BVB-Trauerspiel in Stuttgart

Es war ein Trauerspiel in Schwarz und Gelb, bestraft noch unzureichend durch die Treffer von Deniz Undav (4.) und Ermedin Demirovic (21.), die in der Entstehung und Vollendung das ganze BVB-Dilemma offenbarten. Im Zentrum und vor allem auf der rechten Abwehrseite bekam Dortmund kein Bein auf den Boden, war oft zu spät in den Zweikämpfen, wenn sie denn überhaupt geführt wurden. Vor allem gegen Jamie Leweling fand die Borussia kein Mittel.

Wie einfach der VfB zu seinen Treffern kam, war alarmierend. Beim 1:0 agierte Julian Ryerson zu passiv, Niklas Süle ließ sich aus der Mitte locken, dem aus der Tiefe starteten Torschützen konnte der komplett überspielt wirkende Pascal Groß nicht folgen. Beim 2:0 außen ein ähnliches Bild, diesmal mit dem zu passiven Marcel Sabitzer, für Torschütze Demirovic fühlte sich in der Mitte niemand zuständig. Die Impulse, die Sahin mit seinen Wechseln im Vergleich zum Brügge-Spiel setzen wollte, verpufften. Startelf-Rückkehrer Serhou Guirassy war an ehemaliger Wirkungsstätte komplett abgemeldet, Felix Nmecha mit seiner Rolle und der Stuttgarter Wucht überfordert.

Desolater BVB-Auftritt in Stuttgart

Als Nmecha angeschlagen vom Feld musste, stellte Sahin um, beorderte Sabitzer zurück ins Zentrum und brachte in Jamie Gittens einen zweiten echten Flügelspieler. Der Engländer war dann auch für Dortmunds einzig konstruktiven Angriff des ersten Durchgangs verantwortlich, nach einem Konter über Julian Brandt wehrte VfB-Schlussmann Alexander Nübel Gittens‘ Schuss so eben zur Ecke ab. Da lief schon die Nachspielzeit.

Alles musste besser werden aus Sicht des BVB. Sahin reagierte mit zwei Wechseln, brachte in Bensebaini und Yan Couto zwei Schienenspieler und stellte auf Dreierkette um. Zumindest gelang es der Borussia zunächst, das Geschehen etwas mehr in die gegnerische Hälfte zu verlagern – richtig gefährlich wurde es bei Abschlüssen von Guirassy (53.) und Brandt (55.) aber nicht. Und als Dortmund eine kurze Ecke des überragenden Millot mal wieder nachlässig verteidigte, Mittelstädt ungehindert flanken durfte, in der Mitte Karazor das Kopfball-Duell gegen Bensebaini gewann und niemand dem einrückenden Millot folgte, klingelte es zum dritten Mal – 0:3 (62.).

Bitteres BVB-Ende in Stuttgart

Der BVB steuerte einem Debakel entgegen, das 1:3 konnte den verheerenden Eindruck nur etwas abmildern. Guirassy traf nach Konter über Gittens, der einer der wenigen mit Wille und Gegenwehr war (75.). Doch dann kam es in der Schlussphase noch knüppeldick.

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