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BVB-Youngster Tobias Raschl feiert undankbares Bundesliga-Debüt
Borussia Dortmund
Tobias Raschl muss lange auf sein Bundesliga-Debüt bei Borussia Dortmund warten. Gegen Hoffenheim ist es soweit - der Youngster hätte sich einen schöneren Einstand vorstellen können.
Behördengänge sind ja so eine Sache. Sie dauern. Man muss Wartezeit einplanen. Viel Wartezeit. Manchmal klappt es auch gar nicht. „Kommen Sie bitte an einem anderen Tag wieder“, heißt es dann. Hartnäckig muss man sein, es immer wieder versuchen. So wie Tobias Raschl. Der hockte allerdings nicht mit einer Wartenummer in einem staubigen Amtsgebäude - sondern auf der Bank von Borussia Dortmund. 245 Tage lang. Bis Samstag. Da zeigt die Anzeigetafel endlich seine Nummer an.
Am 26. Oktober 2019 war Raschl - beim 0:0 im Revierderby auf Schalke - zum ersten Mal Teil des Bundesliga-Kaders der Schwarzgelben. Am Samstag feierte der 20-jährige Mittelfeldspieler sein Debüt im letzten Spiel der Saison 2019/20 gegen die TSG 1899 Hoffenheim. „Eine Ehre“ sei es gewesen - trotz des miserablen Ergebnisses von 0:4. „Es war für mich ein wichtiger nächster Schritt“, sagte Raschl. „Es war natürlich trotz der Umstände ein tolles Gefühl, auf das man auch die ganze Zeit hinarbeitet.“
Dass es mit dem Bundesliga-Debüt nicht sofort klappen würde, war Raschl, den der BVB im März 2019 mit einem Profivertrag ausgestattet hatte, bewusst. „Wir hatten vor der Saison mit dem Verein besprochen, dass ich mir im ersten Jahr keinen Druck machen soll, dass ich es vor allem als Lehrjahr begreifen soll. Ich bin ein geduldiger Mensch“, sagte er Anfang Mai im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.
BVB-Profi Raschl über Bundesliga-Debüt: „Das Spiel war chaotisch“
Um 16.54 Uhr am Samstag bekam der ehemalige Kapitän der BVB-U19 seine Entschädigung für die lange Wartezeit. In der 65. Minute wechselte BVB-Coach Lucien Favre Giovanni Reyna aus, schickte Tobias Raschl in sein erstes Bundesligaspiel. Neben Axel Witsel sollte er auf der Doppelsechs für Ordnung sorgen - Dortmund lag da aber bereits mit 0:4 hinten. „Wir hatten die Anweisung, das Zentrum dicht zu halten. Bei so einem Spielstand hat man dann vielleicht mal eine Aktion, aber nicht viele. Das Spiel war chaotisch und es gab große Lücken“, sagte Raschl.
Sechs Zweikämpfe führte er, nur einen davon gewann er. Eine Partie dieser Art zum Einstand ist in etwa so undankbar wie ein Trainerposten auf Schalke. Man kann sich Mühe geben, aber am Ende kommt nicht viel dabei herum. Weil das Gesamtgefüge einfach nicht passt.
Tobias Raschl spielt Bundesliga - und muss sich beim BVB behaupten
Was zählt: Die Premiere ist geschafft. Bundesliga-Spieler darf Raschl sich jetzt nennen. „Das war mein Ziel für dieses Jahr. Ich wollte mein Debüt geben. Ich habe dieses Ziel erreicht“, erklärte Raschl, „und das ist für mich und meine Familie toll und alle sind happy.“ Vermutlich auch sein Vater, der seinen Sohn gerne im Familienbetrieb untergebracht hätte. Falls es mit dem Profifußball nicht geklappt hätte, wäre eine Lehre zum KFZ-Mechaniker eine mögliche Alternative gewesen.
Papa Raschl muss sich wohl endgültig nach einem anderen Mitarbeiter umschauen. Sein Sohn hat es gepackt, er ist in der Bundesliga angekommen - und muss sich in der nächsten Saison dort behaupten. „Aus dem Jahr nehme ich viel mit. Ich habe mich weiterentwickelt und im Training von großen Spielern gelernt. Das versuche ich in Zukunft umzusetzen“, sagte er. Vielleicht vergehen bis zum nächsten Einsatz in der Bundesliga keine 245 Tage.
Jahrgang 1993, Dortmunder Junge und Amateurhandballer mit großer Liebe für den Fußball und den Ruhrpott. Studium der Journalistik an der TU Dortmund, nach kurzer Zwischenstation beim Westfälischen Anzeiger in Hamm wieder seit 2020 zurück bei den Ruhr Nachrichten. Schreibt über Thekenmannschaften bis hin zur Champions League.
