Samstagnachmittag, kurz nach 17 Uhr. In der WWK Arena leuchtet die Anzeigetafel mit der Nummer 48 auf. Borussia Dortmund wechselt. Edin Terzic will für die Schlussphase einen frischen Impuls setzen. Also schnappt er sich Samuel Bamba, den er für das Auswärtsspiel beim FC Augsburg tags zuvor erstmals in den Bundesliga-Kader des BVB berufen hatte. Terzic legt dem 19-Jährigen seinen linken Arm um die Schulter, gibt ihm ein paar bestärkende Worte mit auf den Weg. Augenblicke später betritt Bamba den Rasen, als er in der 72. Minute für Jamie Bynoe-Gittens eingewechselt wird.
BVB-Trainer Terzic ist Bamba-Fan
Der Youngster feiert damit sein Bundesliga-Debüt – ein gelungenes noch dazu. Denn während seines (wegen der langen Nachspielzeit) knapp 25-minütigen Auftritts setzt Bamba als Rechtsaußen einige Duftmarken und lässt seine Fähigkeiten aufblitzen, die im Verein schon lange bekannt sind. Seine Premiere im Fußball-Oberhaus ist der vorläufige Höhepunkt in der noch jungen Karriere des 19-Jährigen, der seit 2013 alle Nachwuchsteams der Schwarzgelben durchlaufen hat.
Es ist eine dieser Geschichten, die Fußball-Romantikern das Herz erwärmt und die ganz im Sinne des Klubs ist, der viel Wert auf seine Jugendarbeit und die hohe Durchlässigkeit nach oben legt. „Samy ist ein Spieler, der schon seit der U9 bei uns ist. Das ist etwas Herausragendes, diesen Weg durch ein NLZ zu gehen“, sagte Terzic. „Ich fühle mich hier wohl. Ich hatte nie einen Grund zu gehen, deswegen bin ich immer noch hier“, sagte Bamba im August 2022 im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.
BVB-Youngster Bamba ist „hungrig auf mehr“
Terzic gilt als ausgesprochener Fan Bambas. Nicht umsonst nominierte er den jungen Flügelstürmer in der Saison-Vorbereitung im Sommer für die USA-Tour und nahm ihn im letzten Winter auch mit auf die Asien-Reise. Zudem nimmt der 19-Jährige ebenso wie andere BVB-Talente immer wieder am Trainingsbetrieb der Profis teil. „Wir haben versucht, ihn dabei zu unterstützen, diesen letzten Schritt vom Jugend- in den Profi-Fußball zu gehen. Heute hat er sein Debüt gegeben, weil wir an ihn glauben, weil wir sein Potenzial und seine Qualitäten kennen“, betonte Terzic.
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In der Tat brachte Bamba nach seiner Einwechslung in Augsburg frischen Wind. Auf dem rechten Flügel ging er immer wieder unbekümmert ins Dribbling. Neun Sprints zog er an, war mit 31,4 km/h nach Emre Can (34,6 km/h) und Bynoe-Gittens (33,1 km/h) drittschnellster Dortmunder auf dem Platz. Obendrein gewann er 67 Prozent seiner Duelle. Und er kam auch zu zwei gefährlichen Chancen. Nach 73 Minuten setzte Bamba die Kugel nach Zuspiel von Donyell Malen per Kopf links am Tor vorbei und traf in der 86. Minute aus spitzem Winkel das Außennetz. Bei Instagram schrieb Bamba später „Danke für alles, BVB – hungrig auf mehr“.
Bamba in BVB-U23 kein Stammspieler
„Samy hat es richtig gut gemacht, hatte ein, zwei Möglichkeiten für einen Assist oder sogar ein Tor. Wir hoffen, dass er aufsaugt, was heute war und dass das Lust und Hunger auf mehr macht. Er weiß aber auch, dass es ein paar Dinge gibt, an denen er arbeiten muss“, befand Terzic. Tempo und Dynamik befähigen Bamba, ohne große Tricks am Gegenspieler vorbeizuziehen. Was die Arbeit gegen den Ball, taktische Reife und Effizienz im Abschluss angeht, hat der 19-Jährige aber noch deutlich Luft nach oben.

In der BVB-U23 in der 3. Liga zählt er unter Trainer Jan Zimmermann nicht zu den Stammkräften. Dort bringt es Bamba in dieser Saison bislang auf 13 Einsätze nach Einwechslungen. Zur Startelf zählte der 19-Jährige bislang kein einziges Mal. Anders in der Youth League, wo er von U19-Coach Mike Tullberg in der Gruppenphase stets von Beginn an spielte und mit seiner Erfahrung eine wichtige Säule ist. In sechs Partien kommt Bamba hier auf zwei Treffer (gegen Newcastle und Paris) und zwei Assists.
Bambas BVB-Vertrag endet 2024
Über die internationalen Einsätze mit der BVB-U19 und Spielpraxis in der U23 in der 3. Liga soll Bamba weiter an den Profi-Fußball herangeführt werden. Im Sommer 2024 endet Bambas Vertrag in Dortmund. Endet dann auch die Geschichte vom märchenhaften Aufstieg des Jugendspielers, der es von der schwarzgelben U9 bis zu den Profis geschafft hat? Die nächsten Wochen und Monate werden dafür ausschlaggebend sein, wohin die Reise geht.
Seit der U9 bei ⚫️ und gestern mit seinem Bundesligadebüt!
— Borussia Dortmund (@BVB) December 17, 2023
Glückwunsch, Sammy! pic.twitter.com/oMdfKXvX8w
Einen wichtigen Fürsprecher hat Samuel Bamba in jedem Fall. „Heute hat Samy gezeigt, dass er mit seinen Fähigkeiten nicht nur in der U19, der Regionalliga oder 3. Liga ein Unterschiedspieler sein kann, sondern auch in der Bundesliga“, urteilte Terzic. Das ist ab jetzt die Benchmark, an der sich der Spieler messen lassen muss.
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