Der Sprung aus der U19 in den Profifußball ist mit enormen Anforderungen verbunden. Tempo, Intensität, Physis, Handlungsdruck – auf allen Ebenen wird ein ungleich höheres Level erwartet. Hendry Blank meistert all das mit einer überraschenden Selbstverständlichkeit. Die womöglich größte Herausforderung in diesem Sommer beim Wechsel aus der BVB-Jugend in die U23 liegt für den 19-Jährigen deshalb vielleicht nicht in erster Linie auf dem Rasen, sondern eher abseits des Feldes. Dort stößt er zumindest in einer Disziplin an Grenzen.
BVB-Talent Blank stößt bei Rihanna an Grenzen
Im Rahmen des Trainingslagers in Österreich müssen alle Neuzugänge während des Mannschaftsabends eine obligatorische Gesangsdarbietung präsentieren. „Ich wollte eigentlich ‚Stay‘ von Rihanna singen, denn das ist echt ein guter Song. Aber da kommt irgendwann diese eine Stelle, an der sie richtig hoch singt. Das wäre dann doch zu peinlich gewesen“, gesteht Blank im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Deshalb geht er lieber auf Nummer sicher und singt „Lieder“ von Adel Tawil. Und auch wenn er selbst nicht die höchsten Töne erreicht, wird inzwischen beim BVB in den höchsten Tönen von ihm geredet.
Das hat damit zu tun, dass sich der kürzlich 19 Jahre alt gewordene Innenverteidiger ziemlich schnell und ziemlich nachhaltig an das gestiegene Level und die damit verbundenen Aufgaben in der 3. Liga gewöhnt hat. Auch während der USA-Reise im Sommer und im Training bei den BVB-Profis hinterlässt Blank einen derart guten Eindruck, dass Edin Terzic regelrecht ins Schwärmen gerät: „Hendry ist ein herausragender Junge. Er macht uns ganz viel Spaß. Er ist hellwach, will sich jeden Tag verbessern. Das macht er auf eine sehr fleißige, aber auch sympathische Art und Weise. Er kann nicht nur in der Innenverteidigung spielen, er hat im NLZ häufiger auch Linksverteidiger gespielt. Das macht ihn zu einem sehr vielseitigen Spieler in der Defensive. Er hat eine tolle Zweikampfführung, ein tolles Passspiel, einen sehr klaren linken Fuß.“
BVB-Trainer Terzic schwärmt von Blank
Gleich am zweiten Spieltag beim 1:0-Sieg gegen die U23 des SC Freiburg erhält Blank von Trainer Jan Zimmermann erstmals von Beginn an das Vertrauen und überzeugt durch robustes Zweikampfverhalten, kluges Stellungsspiel und mutige Pässe. „Am Ende geht es bei uns um Leistung. Wer etwas anbietet, bekommt die Chance. Hendry hat die ganze Vorbereitung total überzeugt und einen richtigen Eindruck gemacht, deswegen hat er zurecht gespielt“, urteilt Zimmermann. Zugegeben, Blanks Drittliga-Debüt gerät zunächst noch etwas wacklig. Aber mit zunehmendem Spielverlauf gewinnt der Youngster an Sicherheit.

„Ich würde nicht sagen, dass ich nervös war. Ich habe mich gefreut, ich konnte es kaum erwarten, das Spiel zu machen. Man hat den Unterschied gemerkt zwischen der 3. Liga und der U19. Am Anfang habe ich ein bisschen Zeit gebraucht, um reinzukommen, aber danach lief es. Durch gewonnene Zweikämpfe und einfache Passspiele habe ich mehr Mut bekommen“, schildert es Blank. Ans Limit gerät er dennoch: „Am Ende haben die Waden zugemacht, das passiert mir nicht oft.“
Familie gibt BVB-Spieler Blank Rückhalt
Es ist nicht das einzige Geständnis an diesem Tag: „Vor der Saison hätte ich nicht gedacht, dass ich überhaupt die Chance kriege, zu spielen“, sagt Blank offen. Deswegen zögert er auch mit einer Zusage, als die Borussia im Frühjahr mit einem Vertrag für die U23 auf ihn zukommt. Das Wichtigste sei in dieser Phase seiner Karriere Spielpraxis, glaubt der Abwehrspieler. Wird er die in ausreichendem Maße beim BVB erhalten? Oder sollte er lieber zu einem ambitionierten Regionalligisten wechseln, um sich weiterzuentwickeln? Blank wägt ab. „Ich hatte auch andere Angebote, war im Zwiespalt.“ Er sucht Rat bei seiner Familie und entscheidet sich schließlich für die Vertragsverlängerung bis 2025 in Dortmund.

Das erweist sich als goldrichtig, wie die nun folgenden Monate zeigen. Von derart rasanten Fortschritten kann Blank nur träumen, als er 2019 von Bayer Leverkusen zum BVB wechselt. All die Jahre ist er angesichts starker Konkurrenz bei der Borussia nur im Hintergrund zu finden. Ingo Preuß, Sportlicher Leiter der BVB-U23, hat ihm deshalb scherzhaft den Spitznamen „Unterm Radar“ verpasst. „Das passt auch wirklich zu mir und meiner Persönlichkeit, denn ich bin eher der Ruhige, der sich zurückhält“, sagt Blank. Erst in der vergangenen Saison, dem zweiten U19-Jahr, tritt er aus dem Schatten der Konkurrenz. Beim Youth-League-Spiel gegen den FC Sevilla spielt sich Blank mit einer bravourösen Leistung als Aushilfs-Linksverteidiger ins Rampenlicht. Weitere überzeugende Auftritte folgen.
BVB-Youngster mit passendem Spitznamen
Blank setzt sich durch und wird als einer der wenigen Spieler des hochgelobten U19-Jahrgangs in die U23 übernommen. Blank weiß, wie es sich anfühlt, sich hinten anstellen und sich alles hart erarbeiten zu müssen. Wahrscheinlich blickt er deshalb geerdet und mit einer für gehypte Fußball-Talente rar gewordenen Bodenständigkeit auf die eigene Entwicklung. BVB-U19-Trainer Mike Tullberg, der zu Blank eine besonders enge Verbindung pflegt, schwärmt von „Herz und Seele“, die Blank in Reinform verkörpere.

Weil darüber hinaus dessen sportliche Komponente stimmt, mehren sich die Stimmen, die in Blank den dringend gesuchten Innenverteidiger Nummer vier hinter Mats Hummels, Nico Schlotterbeck und Niklas Süle sehen. Sie glauben: Dieser Hendry ist einer für Edin. BVB-Cheftrainer Terzic verfolgt dessen Fortschritte genau. „Wir freuen uns über diese Entwicklung. Trotzdem werden wir ihm die Zeit geben, Fehler zu machen. Er ist ein ganz fantastischer Spieler, auf den wir ganz große Stücke halten“, sagt Terzic. Blank nimmt in den vergangenen Monaten immer wieder auch am Training der Profis teil. Außerdem begleitet er sie auf ihrer USA-Reise.
BVB-Routinier Mats Hummels als Mentor
„Das war eines der schönsten Erlebnisse, das ich jemals hatte. Ich wurde sehr gut aufgenommen vom Staff, den Spielern und den Trainern. Ich habe sehr viel gelernt in den zehn Tagen, konnte mir sehr viel von den Mitspielern mitnehmen – auf und neben dem Platz“, schwärmt Blank. Vor allem Mats Hummels habe ihn sehr unterstützt.

„Im Spielaufbau musst du jeden Ball wirklich sauber spielen. Mats ist öfter zu mir gekommen, und hat mir gesagt: ‚Du machst das gut, aber spiel den Ball schärfer, spiel ihn mehr in den Vorlauf.‘ Ich habe dann direkt versucht, das umzusetzen“, erzählt der 19-Jährige. Die Episode mit Altmeister Hummels steht exemplarisch für Fleiß und Lernbereitschaft des jungen Innenverteidigers. „Wenn du hart arbeitest und wirklich an dich glaubst, und wenn du wirklich alles dafür gibst, auch wenn es schwer wird, dann kommst du auch sehr weit“, sagt Blank.

Blank hat im Gegensatz zu den meisten seiner Teamkollegen nie für die Junioren-Nationalmannschaft gespielt. Erst jetzt hat er von Hannes Wolf eine Einladung für die U20 erhalten und dort sein Debüt gegeben. Hendry Blank wurde lange unterschätzt. Er war viele Jahre „unterm Radar“. Dieser Status hat sich inzwischen geändert. Mittlerweile sollte man ihn auf dem Schirm haben. Macht er so weiter, ist Blank künftig vielleicht tatsächlich einer für Edin Terzic.
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