BVB-Youngster führt Gespräch mit Trainer Nuri Sahin Was Kjell Wätjen aktuell noch bremst

BVB-Youngster Kjell Wätjen muss sich in Geduld üben: „Bin völlig fein damit“
Lesezeit

Kjell Wätjen lehnte im Durchgang zur Mannschaftskabine am Türrahmen. Er wartete geduldig, bis sein Trainer fertig war. Als Jan Zimmermann sein Statement zum 2:2 der BVB-U23 gegen den SV Wehen Wiesbaden abgegeben hatte, gab es den fliegenden Wechsel. „Let’s go“, flötete Wätjen. Der 18-Jährige wollte in der Mixed Zone gleich zur Sache kommen, keine Zeit verlieren. Kein Wunder: Fast den kompletten November hatte Wätjen aufgrund einer Oberschenkelverletzung verpasst.

BVB-Profi Wätjen wieder fit

Dann stand er vor eineinhalb Wochen beim 0:2 in Hannover erstmals wieder eine Halbzeit für Borussia Dortmunds U23 auf dem Rasen. Gegen Wiesbaden folgten am vergangenen Samstag nun 83 weitere Minuten. Wertvolle Spielpraxis auf dem Weg zurück in die Normalität. „Wenn du nach ein paar Wochen wieder auf dem Platz stehst und es ist alles wie vorher und du kannst wieder Vollgas geben – dann ist das ein schönes Gefühl. Ich bin wieder fit“, bekannte Wätjen im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.

In dieser Saison war er bisher nicht nur aufgrund seiner Verletzung unfreiwillig häufig zur Untätigkeit verdammt. Wettbewerbsübergreifend stehen für Profis, U23 und U19 insgesamt lediglich 517 Minuten in seiner persönlichen Statistik. Trotz enormer Verletztenmisere kam der Mittelfeldspieler bei den Profis nicht zum Zug. Seinen einzigen Bundesliga-Einsatz gab es Mitte Oktober, als ihn Cheftrainer Nuri Sahin beim 2:1-Heimsieg gegen den FC St. Pauli in 89. Minute einwechselte. Zudem gehörte er fünfmal zum Kader, schmorte aber jeweils 90 Minuten auf der Ersatzbank. Eine ungewohnte und schwierige Situation für Wätjen, der bei Schwarzgelb in der Vergangenheit stets zu den Vielspielern gehörte.

Einen Groll hegt der 18-Jährige deswegen nicht. Er findet nach eigenem Bekunden den richtigen Umgang damit: „Ich habe letztens noch mit Nuri gesprochen, dass alles gut ist. Ich kriege es von außen auch zu hören, dass es gut läuft. Klar denkt man sich ab und zu, könnte ich nicht mehr spielen? Aber dann denke ich mir auf der anderen Seite auch wieder: Du bist letzten Endes noch im zweiten U19-Jahr, spielst 3. Liga und mischt bei den Profis mit. Das ist ein guter Schritt. Ich merke auch, dass es immer besser wird. Deswegen bin ich völlig fein damit und völlig im Reinen mit mir.“

Gespräch mit BVB-Trainer Sahin

Schon im August hatte Nuri Sahin dem 18-Jährigen eine schwieriges Jahr prophezeit. „Ich sehe bei Kjell das gleiche Problem, was ich in meinem zweiten Jahr als Profi hatte. Im ersten Jahr kennt dich keiner und du bist der Shootingstar und alle schwärmen und lieben dich. Und im zweiten Jahr musst du dann leisten“, so der BVB-Coach. Sahin betonte zugleich: „Ich arbeite sehr gerne mit Kjell Wätjen, weil ich weiß, dass er die Geduld mitbringt. Er wird für Borussia Dortmund ein wichtiger Spieler.“ Genau diese Geduld ist aktuell gefragt.

Kjell Wätjen spielt den Ball.
BVB-Profi Kjell Wätjen (links) stand gegen den SV Wehen Wiesbaden 83 Minuten für die U23 in der 3. Liga auf dem Rasen. © IMAGO/Beautiful Sports

Die verletzungsbedingte Zwangspause im November geriet dabei zu einer besonderen Herausforderung. „Wieder fit zu werden, ist ein Vollzeitjob. Ich war gemeinsam mit den anderen Verletzten den halben Tag bei der Reha. Ich habe mich mit meiner Ernährung beschäftigt, habe viel gekocht. Ich liebe Scampis mit Nudeln, das ist eine sehr gute Kombi.“ Auch Darts habe er viel gespielt.

BVB-Profi Wätjen setzt auf Spielpraxis

Technik, Präzision und Treffgenauigkeit möchte er nun aber wieder bevorzugt auf dem Rasen statt an der Scheibe schulen. Dazu braucht es vor allem regelmäßige Spielpraxis. Die nächste Möglichkeit dazu könnte es am Mittwoch (16 Uhr) in der Youth League gegen den FC Barcelona geben. Und auch in der BVB-U23 dürfte der Youngster nun wieder häufiger auf dem Rasen stehen. „Kjell hat sich gut reingearbeitet. Es war mit Licht und Schatten. Gegen den Ball war es wirklich gut, seine Verantwortung defensiv war deutlich besser als zuletzt. Mit dem Ball ist es noch ausbaufähig“, konstatierte U23-Trainer Jan Zimmermann.

Einen Eindruck, den auch Wätjen selbst teilt: „Die Abläufe sind auch bei mir noch immer nicht richtig drin. Das Gespür füreinander zu entwickeln, das dauert ein wenig. Aber ich finde, es wird besser. Die 3. Liga ist sehr körperlich, dafür ist die spielerische Qualität nicht so hoch. Aber es ist dasselbe Spiel. Es geht darum, wer mehr Tore schießt. Es macht riesigen Spaß, mit den Jungs zu spielen. Am Ende ist es das, was zählt.“