Cole Campbell hat es eilig. Erst hat er die U19 von Borussia Dortmund mit einem Tor und zwei Assists zum 3:1-Derbysieg bei Schalke 04 geschossen. Im Anschluss ist er schnell unter die Dusche gehüpft. Jetzt muss er umgehend von Gelsenkirchen nach Dortmund düsen. Die Zusatzschicht, der nächste Folgetermin bei den BVB-Profis, wartet schon. Die Episode stammt aus Mitte August und hat doch von ihrer Aktualität nichts eingebüßt.
BVB-Plan geht auf
Der 18-Jährige gilt bei Schwarzgelb als eines der vielversprechendsten Talente der vergangenen Jahre. Am Samstag berief Nuri Sahin ihn gegen Union Berlin erstmals in den Spieltags-Kader. Beim BVB trauen sie dem jungen Flügelstürmer perspektivisch den Durchbruch zu. Mitte Juli hat Campbell einen Profivertrag bis 2028 unterschrieben und seither wichtige Schritte in seinem persönlichen Reifeprozess durchlaufen. Er hat dabei seit Sommer ziemlich genau den Weg eingeschlagen, den der Klub für ihn vorgesehen hat.
In der U19 kommt der US-Amerikaner inzwischen nur noch in der Youth League zum Einsatz. Steht er dort auf dem Platz, ist der Auftrag klar definiert: Campbell soll mit seiner enormen Geschwindigkeit der Spieler sein, der den Unterschied macht. Derart hohe Erwartungen sind eine Etage höher nicht an ihn gerichtet. In der BVB-U23, für die der Rechtsaußen bisher fünf Spiele in der 3. Liga absolviert hat, geht es darum, sich an Intensität und Tempo im Profifußball zu gewöhnen.
Ebenso wie im Training des Bundesliga-Teams. „Bei den Profis sind das Niveau und das Tempo im Vergleich zur U19 natürlich nochmal sehr viel höher. Jeder Pass muss sitzen. Die Mit- und Gegenspieler sind natürlich auch größer und stärker. Hier ist alles noch mal eine Stufe höher“, sagt Campbell im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Die Räume werden enger, der Handlungsdruck steigt. Das hat der Youngster bereits im Winter in Marbella zu spüren bekommen, als ihn Edin Terzic erstmals für ein Trainingslager nominierte. Im Sommer gehörte Campbell auch in Bad Ragaz zum Aufgebot.
BVB-Youngster verzichtet auf Länderspielreise
Der Flügelstürmer soll stetig weiter an den Profifußball herangeführt werden. Es ist gut möglich, dass er noch in diesem Jahr sein Bundesliga-Debüt gibt. Aktuell profitiert Campbell auch davon, dass in Karim Adeyemi und Julien Duranville zwei potenzielle Rivalen auf der Außenbahn bis Mitte November verletzt ausfallen.

Umso mehr kann und will Campbell im Übungsbetrieb für sich werben. Nach Informationen der Ruhr Nachrichten hat der 18-Jährige unter anderem deshalb, aber auch aus Gründen der Belastungssteuerung, ganz bewusst auf die Länderspielreise mit der U20-Nationalmannschaft der USA nach Chile verzichtet, für die er nominiert worden wäre. „Das ist eine wichtige Saison für mich. Ich möchte den Durchbruch bei den Profis schaffen. Dafür muss ich hart arbeiten und dann werden wir sehen, was möglich ist. Ich hoffe, ich bekomme bald meine Chance“, sagt Campbell.
BVB-Torpremiere in der 3. Liga
In der 3. Liga hat er bereits erste wichtige Erfahrungen gesammelt. Gegen Hansa Rostock gab er am dritten Spieltag sein Startelf-Debüt für die BVB-U23 und durfte seither dreimal von Beginn an ran. In den Auswärtsspielen beim VfL Osnabrück und bei Rot-Weiss Essen bekam Campbell gleich mal die volle Härte seiner Gegenspieler zu spüren. Dennoch ging er immer wieder in Eins-gegen-Eins-Duelle. Sein linker Fuß und seine Explosivität zählen zu seinen Stärken. Beim 3:0-Heimsieg gegen Alemannia Aachen gelang ihm kürzlich sein erstes Tor in der 3. Liga.
Auch die zuvor häufig vernachlässigte Arbeit gegen den Ball hat er verbessert. Optimierungsbedarf besteht noch bei seiner Entscheidungsfindung. Campbell stürzt sich noch zu häufig (kopflos) ins Dribbling, probiert es auf eigene Faust, statt die Mitspieler einzubinden. Dadurch rennt er sich öfter fest oder verliert den Ball und ermöglicht so dem Gegner Umschaltsituationen. Zu einer besseren Risikoabwägung zu finden, ist Teil seines Reifeprozesses, bei dem ihm auch Nuri Sahin hilft.
BVB-Profidebüt das große Ziel
„Auch wenn ich noch nicht lange mit ihm zusammenarbeite, kann ich schon jetzt sagen, dass Nuri Sahin einer der besten Trainer ist, die ich jemals hatte. Ich kann jederzeit mit ihm sprechen, mich auf einer persönlichen Ebene mit ihm austauschen. Natürlich musst du ihn respektieren, aber du kannst sehr offen mit ihm sprechen. Das gefällt mir sehr“, sagt Cole Campbell. Und ergänzt: „Außerdem war er ein fantastischer Spieler, er kann mir gute Hinweise geben und ich kann viel von ihm lernen. Ich freue mich darauf, unter ihm zu spielen.“

Die selbstbewussten Töne kommen nicht von ungefähr. Campbell hat echte Fortschritte gemacht. Zugleich weiß er, dass er körperlich und taktisch weiter an sich arbeiten muss. Das nächste wichtige Etappenziel lautet: Bundesliga-Debüt. Und dann ist da im nächsten Sommer ja auch noch die Klub-WM in den USA. Campbell wurde in Houston (Texas) geboren. Für die BVB-Profis in seiner Heimat aufzulaufen, das klingt gleich doppelt reizvoll. Dafür kann man schon mal ein paar Zusatzschichten schieben.
Cole Campbell unterschreibt BVB-Profivertrag: Samuele Inacio auf dem Weg nach Dortmund