BVB will zurück in den elitären Kreis Viertelfinal-Einzug hätte Signalwirkung

BVB will zurück in den elitären Kreis: Einzug ins Viertelfinale hätte Signalwirkung
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Klubs und Fans aus der englischen Premier League blicken selten bis nie demütig auf ein Duell gegen einen deutschen Verein. Eher geht es im Vorfeld eines Duells nur darum, wie deutlich der Sieg des natürlich favorisierten englischen Teams ausfallen dürfte. Als Borussia Dortmund vor sechs Monaten bei Manchester Citys Starensemble anzutreten hatte, wettete kein City-Fan auch nur einen Penny auf den BVB. Dann aber bewahrte nur ein artistischer Volley von Erling Haaland zum 2:1 kurz vor Schluss das mit etlichen Scheich-Millionen aufgepumpte Manchester vor dem Punktverlust in der Gruppenphase der Champions League gegen einen beherzt verteidigenden, klug konternden und ebenbürtig aufspielenden BVB.

BVB vor Chelsea-Gastspiel plötzlich auf Augenhöhe

Nur sechs Tage vor diesem überzeugenden Dortmunder Auftritt auf englischem Rasen hatte 340 Kilometer weiter südöstlich gerade Graham Potter das Traineramt beim FC Chelsea übernommen. Jetzt steht für den Coach der Blues ausgerechnet in der Heimpartie am Dienstagabend (21 Uhr, live bei Amazon Prime) gegen die Borussia die ganze Saison – und womöglich sogar der eigene Job auf der Kippe. Die anhaltende Talfahrt bis ins Niemandsland der heimischen Liga sowie das bittere Hinspielerlebnis beim 0:1 in Dortmund haben sogar das sonst so übliche Gefühl der Überlegenheit verdrängt.

Das meistgenutzte Wort in der englischen Presse in den Stunden vor dem Rückspiel gegen den BVB lautet derzeit „clash“ – Zusammenprall. Chelsea richtet sich also auf einen harten Kampf ein, die Borussia gilt plötzlich an der Themse als ernsthafter Gegner auf sportlicher Augenhöhe. Ein wild zusammengekaufter Kader, den das Portal „transfermarkt.de“ auf einen Wert von 1,03 Milliarden Euro taxiert, schaut besorgt auf das, was dort am Dienstagabend an der Stamford Bridge aus Dortmund anrollt.

BVB-Präsident Lunow ist zuversichtlich

Fast schon versteckt zwischen Wohnhäusern, Hotels und Büros liegt im Westen Londons die 146 Jahre alte Arena. Nur halb so groß wie der Signal Iduna Park. Aber ein Feld, auf dem Chelsea schon etliche „Clashs“ bestanden und Trophäen in den Himmel gereckt hat. Für den besonders stürmisch eingestellten Gastgeber geht es in den 90 Minuten gegen den BVB um nichts weniger als den letzten Rettungsanker, wenn die Saison trotz mehr als 600 Millionen investierter Transfer-Euros nicht in einem kompletten Desaster münden soll. Fliegt Chelsea im Achtelfinale der Königsklasse raus, werden Fans und Medien auf die Barrikaden klettern. Ob die Verantwortlichen des FC Chelsea trotzdem mit großem Appetit ins gemeinsame Abendessen mit der BVB-Klubspitze am Montagabend in Stadionnähe gegangen sind, ist nicht überliefert.

Welches Team qualifiziert sich für das Viertelfinale der Champions League?
Borussia Dortmund
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FC Chelsea
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Nicht nur, weil sie in Dortmund den Spruch von den angeschlagenen Boxern, die als besonders gefährlich gelten, kennen, wird Trainer Edin Terzic alles daran setzen, eine hellwache Elf aufzubieten. Denn Chelseas Unglück könnte auch fix zu Dortmunds Segen mutieren. Klar ist: Setzt sich die Borussia an der Stamford Bridge durch, streicht sie nicht nur eine satte UEFA-Siegprämie in Höhe von 10,6 Millionen Euro ein. Sie würde sich auch im ersehnten Fußballkonzert der großen Acht des Kontinents zurückmelden, dem elitären Kreis der Viertelfinalisten.

Weiterkommen hätte Signalwirkung

„Die Möglichkeit besteht, und die wollen wir natürlich nutzen, das Momentum ist auf unserer Seite“, betont Dr. Reinhold Lunow in London im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Für Borussia Dortmunds Präsidenten ist es nach 100 Tagen im Amt nun die erste Dienstreise mit Brisanz. Zwar stehen bislang zehn Siege aus zehn Spielen in seiner noch makellosen Präsidenten-Bilanz, doch am Dienstagabend „wäre ich mit einem Unentschieden zufrieden“. Wenn die Mannschaft gegen Chelsea „mit einer ebensolchen Energie und Leidenschaft wie in den Wochen zuvor auftritt, dann bin ich optimistisch“.

Mit dem Weiterkommen würde der BVB nicht zuletzt die noch immer schmerzende Schmach aus dem Vorjahr tilgen: Raus in der Gruppenphase der Champions League. Raus in den Playoffs der Europa League. Das war eine Bilanz zum Schämen. Der jetzige Sprung ins Viertelfinale wäre dagegen europaweit das Signal: Der BVB ist wieder da. Und das Selbstvertrauen, Chelsea aus dem Wettbewerb katapultiert zu haben, würde dem BVB auch für den Endspurt in der Bundesliga eine Menge Kraftstoff in den Tank pumpen.

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