Als Borussia Dortmund im Winter 2019/20 Emre Can zurück in die Bundesliga lockte, hätte dieser Wechsel angesichts der Vita des damals 26-Jährigen das Zeug zum Königstransfer gehabt. Can war Stammspieler bei Juventus Turin, er hatte in England beim FC Liverpool gespielt und war in München ausgebildet worden. Die Ausleihe am letzten Tag der Winter-Transferperiode, die nach wenigen Pflichtspielen in eine Kaufpflicht im Sommer 2020 für 25 Millionen Euro überging, stand jedoch eindeutig im Schatten der Verpflichtung einer norwegischen Urgewalt namens Erling Haaland.
BVB will mit Emre Can verlängern
Auf den bulligen Stürmer fokussierte sich das komplette mediale Interesse, auch wenn Can kaum besser in seine BVB-Ära hätte starten können. Beim wilden 3:4 in Leverkusen erzielte er ein Traumtor, dem fußballerischen Hoch folgte allerdings über mehr als zwei Jahre eine Achterbahnfahrt mit mehr sportlichen Tiefschlägen als Höhepunkten. Can war oft verletzt und musste sich herankämpfen. Ihm unterliefen zu viele gravierende individuelle Fehler für einen Spieler seiner Klasse. Erst die vergangene Saison, und auch dort dauerte es bis zur Rückrunde, brachte eine durchgehende Wende, weshalb neben einem Abschied des noch bis 2024 gebundenen Mittelfeldspielers in diesem Sommer auch eine Vertragsverlängerung nicht mehr ausgeschlossen ist.
Vor allem Edin Terzic soll sich, so ist zu hören, sehr vehement für eine weitere Zusammenarbeit mit dem heute 29-Jährigen ausgesprochen haben. Dortmunds Trainer hat in der Rückrunde voll auf Can gesetzt. Wurde der deutsche Nationalspieler zuvor von Marco Rose und auch Lucien Favre auf mehreren Positionen hin- und hergeschoben, spielte Can unter Terzic seit dem Winter ausschließlich auf der Sechs. Im 4-1-4-1 als alleiniger Abfangjäger. Can kam auf 16 Einsätze in der Bundesliga-Rückrunde, 16 Mal spielte er über die vollen 90 Minuten.
BVB-Verhandlungen mit Can laufen
Die Parteien sprechen aktuell über die Ausdehnung des Arbeitspapiers. Von einer guten Atmosphäre der Gespräche ist die Rede, was alles und nichts bedeuten kann. Can-Berater Reza Fazeli ist ein alter Bekannter beim BVB, er hat seinerzeit Nuri Sahins Wechsel zu Real Madrid eingefädelt und ist mit allen Wassern gewaschen. Für Can kann Fazeli mit Angeboten aus der Türkei und Italien argumentieren, der BVB setzt dem ein ordentliches Salär, das Vertrauen des Trainers und eine Zukunftsperspektive weit ins letzte Karriere-Drittel des Spielers hinein entgegen. Mit der Forderung über eine Verlängerung bis um gleich vier Jahre soll die Spieler-Seite allerdings gleich auf den ersten Metern der Gespräche vor die Wand gelaufen sein. Der BVB bietet nach Informationen der Ruhr Nachrichten aktuell zwei Jahre (bis zum 30. Juni 2026) mit einer an Einsätzen gekoppelten Option auf ein weiteres Jahr.

Auch bei Can, so ist zu hören, möchte Sportdirektor Sebastian Kehl von dem hohen Grundgehalt des Spielers herunter und leistungsabhängige Komponenten stärker in den Vordergrund rücken. Unterm Strich muss das nicht zu einem geringeren Gehalt führen. Wer viel leistet, soll in Dortmund auch weiterhin viel verdienen können. Sportlich auf dem Abstellgleis laufende Spieler mit hoch dotierten Verträgen, die sich kaum zu einem Wechsel motivieren lassen, das möchte der BVB hingegen künftig vermeiden.
Can-Entscheidung muss bald fallen
Inwieweit Emre Can bereit ist, dem BVB in dieser Frage deutlich entgegenzukommen, steht auf einem anderen Blatt. Er hat betont, sich in Dortmund wohlzufühlen. Gelingt es ihm, seine Leistung auf diesem Niveau zu stabilisieren und die Fehlerquote weiter niedrig zu halten, hat Can auch eine Menge zu bieten. Vor allem Biss und Unnachgiebigkeit. Elemente, die dem Dortmunder Spiel auch in der guten Rückrunde bisweilen abgingen.
Eine Entscheidung muss alsbald fallen. Mahmoud Dahoud und Raphael Guerreiro hat Borussia Dortmund unlängst ablösefrei ziehen lassen müssen. Rund 30 Millionen Euro an möglichen Transfereinnahmen sind der Borussia dadurch durch die Lappen gegangen. Weitere Fälle dieser Art soll es im kommenden Sommer nicht geben. Can ist der prominenteste Vertreter der Spieler, deren Verträge 2024 enden (Meunier, Schulz, Hazard, Reus, Wolf, Hummels, Morey) und für die in diesem Sommer ein veritabler Markt existieren müsste. Das ist der Spieler-Seite durchaus bewusst. Entsprechend hartnäckig wird in Kehls Büro verhandelt.
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