Als die letzten Minuten der Partie gegen den VfL Wolfsburg dahinplätscherten, kam bei Felix Passlack ganz kurz der Gedanke auf, dass dieses Spiel seine Abschiedsvorstellung im schwarzgelben Trikot gewesen sein könnte. „Ich wollte es komplett genießen“, erzählt der 24-Jährige beim BVB-Talk „Brinkhoff’s Ballgeflüster“, „dazu gehörte, dass wir die Null halten.“ Nicht nur das gelang. Passlack war als Passgeber auf Vorbereiter Julian Brandt auch noch am letzten Dortmunder Tor zum 6:0-Endstand beteiligt. Der positive Schlusspunkt einer zuletzt schwierigen Zeit.
Passlack holt mit dem BVB viele Titel
Nach Saisonende wird sich für Felix Passlack das Kapitel Borussia Dortmund schließen. Elf Jahre hat er dann für diesen Klub gespielt, nicht der blauweiße Revierrivale aus der direkten Nachbarschaft seiner Heimat Bottrop holte das große Talent, sondern der BVB schlug im Sommer 2012 zu. Das war der Beginn einer steilen Karriere im Jugendbereich. In der U17 verlieh ihm der Deutsche Fußball-Bund die Fritz-Walter-Medaille in Gold, zwei Mal wurde Passlack mit dem zweitältesten Nachwuchs Deutscher Meister, zwei Mal auch mit der U19, die er als Kapitän anführte. Ein Kunststück, das nur wenigen gelang.
Der Wechsel in den Profibereich erfolgte nahtlos. „Jürgen Klopp holte mich dazu, Thomas Tuchel ermöglichte mir die ersten Einsätze, das sind sicher die Trainer, die mich auch geprägt haben.“ Unter Tuchel feierte Passlack am 27. August 2016 sein Bundesliga-Debüt, zehn Mal stand er in jener Saison auf dem Rasen. Dann musste Tuchel gehen und auch Passlack entschied sich im Sommer 2017 auf den letzten Drücker für eine Leihe zur TSG Hoffenheim.
Passlack sammelt wichtige Erfahrungen im Ausland
In Hoffenheim wurde Passlack nicht glücklich, es war der Beginn einer Odyssee, die ihn später nach England zu Norwich City in die dortige Championship und danach in die Niederlande zu Fortuna Sittard führten. Vor allem diese beiden Stationen halfen Passlack bei seiner fußballerischen und persönlichen Entwicklung.
Bis heute sind 36 Bundesliga-Partien zusammengekommen, eigentlich viel zu wenige. Der endgültige Durchbruch ist ihm, der, was das Talent anging, einst Vergleiche mit Mario Götze verarbeiten musste, beim BVB verwehrt geblieben. Passlacks Vertrag läuft aus, der Schritt zum VfL Bochum ist daher folgerichtig und dringend angezeigt. Zwei Tage nach Saisonende wird Passlack 25 Jahre alt, als Talent geht er nicht mehr durch. Höchste Zeit also, einen Neustart zu wagen.
BVB-Trainer Terzic lobt Passlack
In Dortmund werden sie ihn dennoch vermissen. Trainer Edin Terzic verriet am Donnerstag seinen oft inneren Konflikt, wenn am Wochenende für Felix Passlack wieder nur ein Bank- oder gar ein Tribünenplatz übrig blieb. „Ich kenne ihn seit vielen Jahren, er hat sich immer reingehängt, immer alles gegeben. Jetzt konnten wir ihm gegen Wolfsburg ein bisschen etwas zurückgeben, ein bisschen Danke sagen.“

Auch Emre Can hob am Montag bei „Brinkhoffs Ballgeflüster“ die Bedeutung des Außenverteidigers in der Dortmunder Kabine hervor. „Er hat wenig gespielt, aber ich habe ihn noch nie meckern sehen. Er hat immer gute Laune, immer alles für den Verein gegeben.“ Seine Persönlichkeit macht Passlack zu einem Profi, der nicht so recht ins Raster zu passen scheint. Bescheiden, immer mit einem Lächeln auf den Lippen, zugewandt und freundlich nimmt man ihn wahr. „Es bringt mir und der Mannschaft doch nichts, wenn ich negativ bin“, sagt der 24-Jährige. Seine Devise stattdessen: „Immer für die Mannschaft da sein, immer Vollgas geben!“
Passlack will mit dem BVB um den Borsigplatz fahren
Zwei Mal wird Felix Passlack noch das Gefühl erleben dürfen, das ein Heimspiel im Signal Iduna Park hervorruft. „Dieses Stadion und die Süd“, sagt er, „werde ich am meisten vermissen.“ Auch wenn es ähnlich emotionsgeladen weitergehen wird, wenn Passlack in der neuen Saison für den VfL Bochum im Ruhrstadion am Ball ist, wird die Zeit bei Borussia Dortmund ihm doch immer in Erinnerung bleiben. Klare Pläne für das Saisonfinale hat der Außenverteidiger auch schon. „Am 28. Mai“, sagt er, dem Tag nach dem letzten Spiel gegen Mainz, „will ich um den Borsigplatz fahren.“