Ostern, räumt Jan Zimmermann ohne Umschweife ein, sei durchwachsen gewesen. Die 1:2-Heimpleite gegen Abstiegskandidat Waldhof Mannheim hatte am Sonntag auf die Festtagsstimmung gedrückt. Und am Montag rief schon wieder die Pflicht. Der Trainer der BVB-U23 zog sich daheim ins stille Kämmerlein zurück – für eine insgesamt zehnstündige Video-Analyse.
Intensives BVB-Videostudium
Anschauungsmaterial hatte er derart reichlich, dass es für viereckige Augen reichte. Gegen Mannheim hatte ihm seine Mannschaft schließlich zwei weitere Belege für ihr mangelhaftes Verhalten bei gegnerischen Standardsituationen geliefert. Wieder und wieder studierte Zimmermann die Sequenzen. Ihnen schloss sich eine umfangreiche Analyse des nächsten Gegners an. Am Samstag (14 Uhr) ist Borussia Dortmunds U23 zu Gast beim SV Sandhausen. Dann sollen die Erkenntnisse des Videostudiums einfließen und erkennbar werden.
Wie die Essenz seiner zehnstündigen Marathonsitzung ausfällt, mochte Zimmermann nicht verraten. Nur so viel: „Wir haben zu viele unnötige Gegentore nach Standardsituationen kassiert. Wir müssen sie unbedingt konsequenter verteidigen, uns aber auch offensiv besser durchsetzen. Das kann man auf Unerfahrenheit zurückführen oder auf die Bereitschaft und das Verständnis dafür, Verantwortung zu übernehmen und konsequent zu verteidigen.“
Spannungsabfall bei der BVB-U23
Legt man die Betonung seiner Worte zu Grunde, dürfte dem BVB-Trainer weniger Unerfahrenheit als vielmehr nachlassende Bereitschaft sauer aufstoßen. Der zuletzt diagnostizierte Spannungsabfall betrifft noch immer zu viele Spieler in zu vielen Phasen des Spiels. „Wir haben es zuletzt zu selten geschafft, dass wir die Spieler in Topform hatten. Wenn man nicht am absoluten Limit ist, fehlen ein paar Prozentpunkte und das macht sich dann sofort bemerkbar“, sagt Zimmermann selbstkritisch.

Vier Pleiten in Serie haben Schwarzgelb in der Tabelle aus der Sahneschicht ins Mittelmaß befördert und nagen am Selbstverständnis. „Die Rückschläge haben etwas mit der Mannschaft gemacht, wir dürfen jetzt nicht den Mut und unser Selbstvertrauen verlieren“, unterstreicht der BVB-Trainer. Zugleich verwässern die jüngsten Auftritte allmählich die über weite Strecken überzeugende Runde. „Die vier Niederlagen relativieren die Leistungen der Spieler, die bislang eine tolle Saison gezeigt haben. Dadurch nehmen sich die Jungs selbst aus dem Fokus“, sagt Zimmermann. Er will nun schleunigst gegensteuern.
Anspruchsvolle BVB-Hausaufgaben
Gegner Sandhausen macht sich als Tabellenfünfter noch leichte Hoffnungen auf den Aufstieg, steht daher im Endspurt und damit auch gegen Borussia Dortmund unter Zugzwang. „Die Erfahrung zeigt, dass sie nicht viele Chancen brauchen, um Tore zu erzielen, aber auch, dass sie anfällig für Gegentreffer sind. Wir haben aber unsere eigenen Hausaufgaben zu erledigen, indem wir Standardsituationen deutlich besser verteidigen, aber auch wieder mutiger und spielfreudiger sind“, betont Zimmermann. „Man muss der Mannschaft auch mal einen kleinen Knick zugestehen.“ Das Längenmaß für einen kleinen Knick aber scheint aufgebraucht. Bei Niederlage Nummer fünf beginnt die neue Zähleinheit, sie heißt dann: der große Einschnitt.