Am Sonntagmittag sah die Welt schon wieder ein bisschen freundlicher aus. Die BVB-U23 hatte ihre Trainingseinheit in Brackel bereits absolviert. Also schauten Jan Zimmermann und Julian Koch bei frühsommerlichen Temperaturen noch beim U19-Heimspiel gegen den VfL Bochum (4:2) vorbei – und kamen dort mit dem ebenfalls anwesenden Edin Terzic ins Gespräch.
BVB-Schwachstelle nach ruhenden Bällen
Nach einer kräftigen Umarmung tauschten sich der BVB-Chefcoach und das Trainergespann der U23 angeregt über die Ereignisse des Vortages aus. Die waren weder für die Profis (0:1 gegen Stuttgart) noch für die U23 (2:3 in Sandhausen) von Erfolg gekrönt. Entsprechend groß war der Redebedarf. In beiden Fällen blieb das Gefühl, unter Wert geschlagen geworden zu sein.
Die Niederlage der U23 war im Zustandekommen letztlich noch ärgerlicher. Denn bis fünf Minuten vor dem Ende lagen die Schwarzgelben nach wirklich ansprechender Leistung mit 2:1 in Führung. Lange lief Borussia Dortmund dem frühen 0:1 (15.) durch Patrick Greil hinterher. Dass die Gäste schließlich durch Rodney Elongo-Yombo (71.) ausglichen und kurz darauf per Elfmeter von Ole Pohlmann (76.) mit 2:1 in Führung gingen, war angesichts der Dortmunder Überlegenheit in Ordnung.
Negativserie der BV-U23 geht weiter
„In der zweiten Hälfte hatten wir eine unglaublich starke halbe Stunde. Dass wir da nach unserer Negativserie so mutig und gut Fußball spielen war richtig top. Wie dominant und druckvoll wir waren, das hat mir echt imponiert“, konstatierte Jan Zimmermann im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Dass man erneut punktlos blieb, gehörte jedoch auch zur Wahrheit und war einer Melange aus Pech und Unvermögen geschuldet. Der ruhende Ball wurde dabei einmal mehr zum springenden Punkt.

Denn in der Schlussphase in Sandhausen kam einmal mehr eines der gravierendsten Probleme der vergangenen Wochen zum Vorschein: die akute Standardschwäche. Dem 2:2 durch Markus Pink (86.) ging ein Freistoß voraus. „Wenn wir den Ball nicht abfälschen, hält Marcel Lotka den mit der Mütze“, hielt Zimmermann mit Galgenhumor zwar treffend fest. Dennoch bleibt die momentane Anfälligkeit bei ruhenden Bällen frappierend.
BVB-Kapitän Pfanne spricht von „Kopfsache“
Beim dritten Gegentreffer in der fünften Minute der Nachspielzeit gewann Richard Meier im Fünfmeterraum das entscheidende Luftduell – und wieder war es geschehen. Wie in der Vorwoche brachte die letzte Aktion des Spiels die Entscheidung. „Die Jungs tun mir richtig leid. Wir dürfen uns jetzt nicht entmutigen lassen, aber das war echt ein harter Treffer. Aktuell werden unsere kleinen Fehler sehr, sehr hart bestraft“, hielt Zimmermann fest. Schon beim 1:2 gegen Waldhof Mannheim waren beiden Gegentreffern Eckbälle vorausgegangen.
„Zum Fußball gehören Standardsituationen dazu und da sind wir einfach nicht gut. Wir haben es unter der Woche gefühlt 200 Mal trainiert, Standards zu verteidigen. Am Ende ist es vielleicht eine Kopfsache, wenn man weiß, man hat auch im letzten Spiel zwei Standard-Gegentore kassiert. Das spielt eine Rolle. Trotzdem muss sich jeder 100 Prozent in den Ball knallen. Wenn ein, zwei Prozent fehlen, dann kriegt man durch Standards Gegentore“, monierte Kapitän Franz Pfanne bei MagentaSport.
Bittere Statistik für die BVB-U23
21 ihrer 46 Gegentreffer – also fast die Hälfte – kassierte die BVB-U23 nach Standardsituationen, 13 allein nach Eckbällen. „Wir haben richtig gut gespielt, am Ende liegt es aber in unserer Hand, das besser zu verteidigen“, meinte Zimmermann. „Dass wir wieder Gegentore nach ruhenden Bällen kassieren, werden wir natürlich ansprechen. Es darf jetzt aber nicht sein, dass wir Angst vor Standardsituationen haben.“ Zumal die Leistung insgesamt ein deutlicher Schritt nach vorne war. Der Borussia war es immer wieder gelungen, ihre schnellen Außen in Szene zu setzen und Gefahr zu erzeugen. „Die Art, wie man spielt und das Ergebnis, das daraus entsteht, sind zwei unterschiedliche Dinge. Im besten Fall sind sie gleich. Heute ist die Diskrepanz sehr groß, so groß, wie ich sie selten als Trainer erlebt habe“, bekannte Zimmermann.

Deshalb will er am eigenen Kurs festhalten. In den verbleibenden sechs Spielen möchte Dortmund in der 3. Liga noch die 50-Punkte-Marke knacken und die Saison auf einem einstelligen Tabellenplatz beenden. Am kommenden Samstag (14 Uhr) ist der FC Ingolstadt im Stadion Rote Erde zu Gast.
Den Problemen bei gegnerischen Standards und fünf Niederlagen in Serie zum Trotz sieht Jan Zimmermann die Zeit für die Wende gekommen. „Jede Unachtsamkeit, jeder kleine Fehler wird derzeit bitterböse bestraft. Das darf uns aber nicht aus der Fassung bringen. Denn wir haben deutlich mehr richtig als falsch gemacht“, unterstreicht der BVB-Trainer. Eine Sichtweise, die er auch Edin Terzic vorgetragen haben dürfte.