BVB-U23-Neuzugang Cyrill Akono soll Offensivprobleme lösen „Das erwarte ich auch selbst von mir“

BVB-U23-Neuzugang Cyrill Akono : „Das erwarte ich auch selbst von mir“
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Cyrill Akono ist erst seit wenigen Tagen bei Borussia Dortmund. Ein Privileg ist ihm aber schon zu Teil geworden, auf das er wohl gut und gerne verzichtet hätte. Im türkischen Belek, wo sich die BVB-U23 auf die zweite Saisonhälfte vorbereitet, laufen am Mittwoch die letzten Momente der Vormittagseinheit. Zum Abschluss gibt es wie immer ein kleines Spielchen, dessen Verlierer mit einer goldenen Weste verkleidet zum Mittagessen erscheinen muss. An diesem Tag erwischt es Cyrill Akono. Beim Ballhochhalten mit dem Kopf zieht er gegen Jayden Braaf und Prince Aning den Kürzeren. Er darf sich wenig später mit der goldenen Weste schmücken und zieht am Buffett die Blicke auf sich.

BVB schon lange an Akono interessiert

Auf sich aufmerksam gemacht hat der 22-Jährige aber schon vorher. Mit 1,90 Meter verfügt Akono als Mittelstürmer über Gardemaß, rauscht mit Tempo und Wucht auf seine Gegner zu, sucht selbst den Abschluss oder schafft Räume für die Mitspieler. „Cyrill ist uns immer positiv aufgefallen, wenn er gegen uns gespielt hat. Er war immer ein unangenehmer Gegenspieler für unsere Jungs und beeindruckt die gegnerischen Abwehrspieler schon allein durch seine Physis. Das ist etwas, das wir gut gebrauchen können“, sagt der Sportliche Leiter Ingo Preuß.

Ex-BVB-Coach Enrico Maaßen gilt als großer Fan Akonos. Am liebsten hätte er den Stürmer dem Vernehmen nach schon in der vergangenen Saison nach Dortmund geholt. Und auch in diesem Sommer arbeitete der BVB daran, Akono als Ersatz für den zum FC Basel abgewanderten Bradley Fink zu verpflichten, kriegte den Transfer aber nicht mehr rechtzeitig hin.

Akono aber lieferte weiter Argumente, war beim SC Verl mit vier Treffern Top-Torschütze in der bisherigen Drittliga-Saison. „Ich habe mir gedacht, ich muss eine halbwegs vernünftige Hinrunde spielen, damit ich weiter im Fokus bleibe und wir es dann im Winter durchziehen, und das hat zum Glück geklappt“, sagt Akono in Belek im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Es sei sein großer Wunsch gewesen, zum BVB zu wechseln. „Wenn du die Möglichkeit hast, für so einen Verein zu spielen wie Borussia Dortmund, dann musst du das als junger Spieler machen. Ich kenne die 3. Liga gut, deshalb stand es für mich außer Frage, nicht zum BVB zu wechseln. Als Ingo Preuß mich angerufen hat, war für mich klar, das muss ich auf jeden Fall machen. Und ich habe mega Bock drauf“, berichtet Akono.

Schwache BVB-Offensive

Bei Schwarzgelb freuen sie sich über den neuen Angreifer in ihren Reihen. Denn mit gerade mal 13 Treffern stellt die BVB-U23 die zweitschwächste Offensive der 3. Liga. „Ohne Cyrill unter Druck setzen zu wollen, hoffen wir, dass er das eine oder andere Tor schießt“, unterstreicht Ingo Preuß, dass mit dem Transfer auch eine gewisse Erwartungshaltung einhergeht. Akono ficht das nicht an. „Was die Leute von mir erwarten, erwarte ich mindestens genauso von mir selbst“, versichert er. „Ich bin Stürmer. Das Wichtigste ist für mich, dass ich Tore schieße. Aber es geht auch darum, dass du ekelhaft spielen kannst, Zweikämpfe führst und das Spiel, das es in der 3. Liga braucht, annimmst – und das möchte ich zeigen.“

Cyrill Akono am Ball.
Akono bereitet sich mit der BVB-U23 in Belek auf die Rückrunde vor. © BVB/Jens Volke

Dass er auf dem Feld über die nötige Garstigkeit verfügt, ist etwas, das die Dortmunder an ihrem Neuzugang schätzen. „In den Zweikämpfen gegen ihn rappelt es, da setzt er seinen Körper ein und hat eine gesunde Härte“, hat Ingo Preuß registriert. Abseits des Rasens ist Akono mehr Feingeist als Haudegen. Der 22-Jährige ist ein überaus angenehmer Gesprächspartner. Erfrischend unaufgeregt, reflektiert, geerdet und dennoch selbstbewusst. Seit er acht Jahre alt ist, spielt er Klavier. Er liebe es, zu musizieren. „Ich mache mein ganzes Leben lang Musik. Es macht einfach Spaß und es lenkt mich von anderen Dingen ab“, sagt der BVB-Stürmer. Bei Instagram sieht man von ihm ausschließlich private Momente – etwa von Besuchen in Berlin oder in Rom. „Ich bin nicht der Fußballer, der jeden Tag nur Fußballcontent von sich macht. Das ist nicht so mein Ding“, erläutert Akono. Seine Follower sollen den Menschen sehen, nicht bloß den Kicker.

Studium und 3. Liga

Fußball allein, das wird schnell klar, reicht ihm nicht. Akono studiert an der Europäischen Fernhochschule Hamburg im dritten Semester Psychologie. Zugegeben, wegen der Doppel-Belastung mit dem Fußball hinke er bei den zu absolvierenden Scheinen hinterher und werde die Regelstudienzeit vermutlich überschreiten. Das aber nimmt er in Kauf, um sich nicht nur körperlich, sondern auch geistig zu fordern. In seinem Wechsel nach Dortmund – mit einem Vertrag bis Juni 2024 – sieht er mit Blick auf seine Karriere den „nächsten logischen Schritt“. In der B-Jugend hat er sogar mal ein Jahr für Schalke 04 gespielt. Das aber war weder für ihn noch für die Borussia ein Hinderungsgrund. „Hätte der BVB schon damals angeklopft, hätte ich es so gemacht wie jetzt“, flachst Akono.

Er hat sich fest vorgenommen, seine Stärken beim BVB zum Vorschein zu bringen und Tore zu schießen. „Die Mannschaft soll wissen, dass der Verein alles dafür tut, dass wir erfolgreich sind. Insofern soll seine Verpflichtung auch ein Zeichen sein“, betont Ingo Preuß. Eines, das im Zweifelsfall noch auffälliger ist als eine goldene Weste beim Mittagessen.

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