Es läuft die zwölfte Minute in der Partie zwischen der U23 von Borussia Dortmund und dem VfB Lübeck. VfB-Angreifer Tarik Gözüsirin kommt nach einer Ecke an den Ball, fackelt nicht lange und drischt den Ball von der halblinken Position aufs Tor. Das Leder fliegt wuchtig in Richtung von Tiago Estevao, der erstmals beim BVB zwischen den Pfosten steht. Eine Flugeinlage später hat Estevao seine erste Bewährungsprobe bestanden – die nur zustande kam, da die etatmäßige Nummer eins, Marcel Lotka, wegen seiner Roten Karten aus der Partie beim FC Ingolstadt für insgesamt vier Spiele gesperrt wurde.
BVB-Torhüter Estevao: „Hat mir extrem geholfen“
Welch großen Einfluss diese gelungene Premierenaktion für ihn hatte, beschreibt der 21-Jährige im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten: „Ich glaube, dass so ein Ding sehr wichtig ist für einen Torwart, um gut ins Spiel reinzukommen. Das hat mir extrem weitergeholfen.“ Beim Gegentor durch Sören Reddemann blieb der Support für Estevao allerdings aus, recht mühelos köpfte Lübecks langer Innenverteidiger zum Ausgleich ein.
Trotz des recht mageren 1:1-Endergebnisses: Diesen Abend dürfte der Deutsch-Portugiese nicht vergessen. So behielt er auch wenigen Minuten vor dem Abpfiff im Duell mit Gözüsirin erneut die Oberhand und strahlte über 90 Minuten viel Ruhe aus. Das Lob des Dortmunder U23-Trainers Jan Zimmermann war ihm nach sicher. „Tiago war sehr souverän, war gut mit dem Ball, war immer da, wenn er gebraucht wurde. Er war auch beim Fangen sehr sicher.“ Die Sicherheit strahlte der Sommerzugang vom West-Regionalligisten SV Rödinghausen auch auf seine Vorderleute aus: „Er hat den Jungs dann schnell das Vertrauen gegeben, dass er da auch stabil ist“, lobte Zimmermann.
Der Blick Richtung BVB-Profis
Wie es weitergeht, ist noch unklar. Aber sowohl die Nah- als auch Fernperspektive ist spannend: Lotka wird noch drei weitere Partien aussetzen müssen, Estevao dürfte in der U23 im Duell gegen Silas Ostrzinski die Nase vorn haben, auch wenn Zimmermann im Vorfeld der Lübeck-Partie eine Rotation zwischen den beiden fitten (Marian Kirsch ist wegen eines Fingerbruchs außer Gefecht) nicht ausgeschlossen hatte. Ostrzinski übrigens kommentierte einen Estevao-Beitrag im sozialen Netzwerk Instagram mit dem Wort „Proud“, also Stolz. Ein bemerkenswertes Statement des Konkurrenten.
Zwar ist für Estevao an dem bislang bärenstarken Lotka kein Vorbeikommen, doch auch der Blick in Richtung Bundesliga-Mannschaft könnte sich lohnen. Gregor Kobel dürfte es mit Blick auf seine herausragenden Leistungen trotz der kürzlichen Vertragsverlängerung bis 2028 an attraktiven Angeboten nicht mangeln. Und Kobels zuverlässiger Vertreter, Alexander Meyer, ist bereits 32 Jahre alt. Nicht ausgeschlossen also, dass sich auf Sicht gleich zwei Schlussmännern die Profiperspektive bietet. Oder bei einem dauerhaften Aufrücken von Lotka zumindest der langfristige Platz im U23-Gehäuse.
Essen als Belohnung für Estevao
Doch so weit wollte Estevao nach überstandenem Ersteinsatz nicht denken. Mit der Familie ging am Premierenabend noch zum Portugiesen, dort wurde der besondere Tag gefeiert. Doch der Abend werde, so orakelte er, ruhig verlaufen. Ganz im Gegensatz zur BVB-U23-Feuertaufe.
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