Mit dem 2:1-Erfolg zu Jahresbeginn in Unterhaching hatte sich Borussia Dortmunds U23 in der 3. Liga in die obere Tabellenhälfte vorgeschoben. Die Schwarzgelben machten sich berechtigte Hoffnungen, sich im oberen Drittel festzusetzen. Nach drei Niederlagen in Folge verbieten sich derartige Gedankenspiele vorerst. „Wir haben fünf Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz. Das ist immer noch ein ganz gutes Polster. Aber es waren mal deutlich mehr, und dieses Polster schmilzt. Jetzt brauchen wir nicht mehr nach oben zu gucken“, stellt Jan Zimmermann klar.
BVB-U23 kommt offensiv nicht auf Touren
Die Ergebniskrise versetzt den Trainer der BVB-U23 zwar (noch) nicht in Alarmbereitschaft, aber in akute Wachsamkeit. Auch der Sportliche Leiter Ingo Preuß bekannte kürzlich: „Vor den beiden Niederlagen gegen Bielefeld und Rostock hatten wir nur eins von acht Spielen verloren. Diese beiden Rückschläge haben mich aber wieder in die Realität zurückgeholt. Ich weiß, wie schnell es auch in die andere Richtung gehen kann. Wenn nicht alle an ihr Limit kommen, verlieren wir.“
Nach der 0:4-Klatsche gegen die Arminia und der 0:2-Pleite gegen Hansa folgte jüngst ein 0:1 an der Bremer Brücke. „In Osnabrück haben wir in den ersten 60 Minuten eine taktisch gute Leistung gezeigt. Bis zum Gegentor haben wir nicht viel falsch gemacht“, hält Zimmermann zwar fest. Aber: Nach dem Gegentor machte sein Team eben auch nicht mehr viel richtig.
Im Zentrum gelang es Jordi Paulina und Michael Eberwein nicht mehr, Bälle festzumachen. Auf den Außen konnten sich weder Antonio Foti noch Rodney Elongo-Yombo oder Babis Drakas durchsetzen. Die Konsequenz: Gähnende Harmlosigkeit in der Offensive. Im dritten Spiel hintereinander blieb die BVB-U23 torlos. Die Abhängigkeit von Julian Hettwer wird immer offensichtlicher.
BVB-Torjäger Hettwer fehlt bis auf Weiteres
Doch der Topscorer (elf Treffer, sechs Assists) fehlt bereits seit Anfang Januar und bis auf Weiteres wegen einer öffentlich nicht näher definierten Rückenverletzung. Aussicht auf eine baldige Rückkehr besteht nicht. „Bei Julian Hettwer wird es keine Wunderheilung geben“, wischt Jan Zimmermann im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten alle Hoffnungen vom Tisch. Und er gibt sich keinen Illusionen hin: „Wenn bei Barcelona Lewandowski ausfällt oder bei Bayern Harry Kane, dann ist das für die auch schwer zu ersetzen. Und uns fehlt Hettwer. Er hat nicht selten das 1:0 gemacht.“

Der BVB-Trainer räumt ein: „Wir werden Julian nicht eins zu eins ersetzen können.“ Zugleich versichert er: „Wir haben offensiv verschiedene Spielertypen, können also darauf reagieren. Wir haben auch ohne ihn genügend offensive Qualität.“ Zustimmung erhält er von Michael Eberwein. Der Routinier appelliert, die Ruhe zu bewahren.
BVB-Routinier Eberwein sieht genügend Offensiv-Qualität
„Es muss einfach mal wieder einer reingehen. Wir haben in dieser Saison schon gezeigt, dass wir offensiv extrem stark und sehr torgefährlich waren. Jetzt hat es mal drei Spiele nicht funktioniert, wobei wir in jedem Spiel richtig gute Chancen hatten. Irgendwann gehen die auch wieder rein, da mache ich mir eigentlich keine Gedanken. Wir dürfen jetzt bloß nicht den Kopf verlieren und müssen weitermachen“, betont Eberwein.
Grundsätzlich hat Eberwein nicht unrecht: Die BVB-U23 stellt mit 37 Treffern nach den Topteams Ingolstadt (48), Cottbus (47) und Dresden (44) noch immer die viertbeste Offensive der 3. Liga. Und die meisten Tore in einem Spiel gelangen beim 5:3-Triumph in Ingolstadt – der einzigen Partie, die Hettwer in der Hinrunde verpasste. „Na klar, ist Julian ein super Spieler und er fehlt. Aber wir können auch ohne ihn Tore machen. Die Qualität haben auch andere Spieler“, versichert Michael Eberwein.
BVB-Offensivkräfte haben lange Durstrecke
Andererseits lässt sich die neuerdings kultivierte Harmlosigkeit im Angriff auch nicht wegdiskutieren. Mittelstürmer Jordi Paulina (fünf Tore/zwei Assists) hat Mitte Dezember letztmals getroffen, Antonio Foti letztmals zum Jahresauftakt in Unterhaching. Die Durststrecke von Michael Eberwein, Babis Drakas und Rodney Elongo-Yombo hält sogar noch länger an. Alle drei warten seit Ende Oktober und damit seit dreieinhalb Monaten (!) auf einen Treffer.
Das Heimspiel am Samstag (16.30 Uhr) gegen den SV Sandhausen soll nun die auf mehreren Ebenen dringend benötigte Wende bringen. Andernfalls würde sich die Ergebniskrise verschärfen und sich die BVB-U23 plötzlich im Abstiegskampf wiederfinden. Noch paart sich die Wachsamkeit bei Schwarzgelb mit Zuversicht. Michael Eberwein drückt es so aus: „Wir müssen aufpassen. Aber ich habe trotzdem das Vertrauen, dass wir das wieder hinkriegen.“
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