Auch wenn die BVB-U23 eine 1:3-Niederlage gegen Dynamo Dresden hinnehmen musste und ihm selbst dabei gegen seinen Ex-Klub keine einzige Minute auf dem Rasen vergönnt war – seinen Humor hatte Franz Pfanne nach Abpfiff nicht verloren. In den Katakomben schlich er sich von hinten an seinen früheren Kollegen und jetzigen Dynamo-Schlussmann Stefan Drljaca heran und zog ihm seine Hose herunter. Es war erst das zweite Mal, dass ein Dortmunder den Dresdner genarrt hatte. Zuvor war dies bloß Justin Njinmah kurz nach Wiederanpfiff mit dem 1:3 (52.) gelungen. Pfanne selbst musste auf der Bank Platz nehmen, weil überraschend Thomas Meunier in die Startelf gerutscht war, um Spielpraxis zu sammeln.
BVB-Profi Meunier überraschend in der Startelf
Von dort aus musste der Kapitän der BVB-U23 mit ansehen, wie die Begegnung aus Sicht der Borussia in kürzester Zeit eine bedrohliche Schieflage annahm. Schuld war ein desolater Beginn mit drei Gegentreffern binnen elf Minuten. „Für die Anfangsphase habe ich keine Erklärung. Wir haben sie verschlafen, das darf uns nicht passieren. Ich habe selten erlebt, dass man so schnell drei Gegentore kriegt“, erklärte Verteidiger Niklas Dams konsterniert.

Damit waren alle guten Vorsätze des BVB bereits nach einer guten Viertelstunde über den Haufen geworfen, der Matchplan Makulatur. Denn die Sachsen erwischten die Dortmunder dreimal eiskalt. Nach sechs Minuten segelte ein Freistoß von Ahmet Arslan in den Strafraum, den Stefan Kutschke weitgehend unbehelligt zur 1:0-Führung (6.) einköpfen konnte. Zwei Minuten später befand sich die BVB-Defensive erneut im Tiefschlaf.
Desolate Anfangsphase der BVB-U23
Meunier säbelte an einem Diagonalball von Niklas Hauptmann vorbei, weshalb Jonathan Meier frei zur Hereingabe kam – im Zentrum entwischte Jakob Lemmer Dortmunds Tom Rothe und schob zum 0:2 (8.) ein. Glück hatte die Borussia, dass Kutschke beim nächsten Kopfballtreffer nach Arslan-Freistoß im Abseits (14.) stand. Doch nur zwei Minuten später erhöhten die Gäste auf 3:0. Antonios Papadopoulos riss den in den Sechzehner stürmenden Kutschke um – Elfmeter. Den Strafstoß verwandelte Kutschke selbst (16.) und jubelte wie schon beim ersten Treffer, indem er seine Muckis vor der Südtribüne präsentierte.

Dynamo hatte wahrlich ein Zeichen der Stärke gesetzt, der BVB war bis dahin vollkommen indisponiert. „Vielleicht war es auch ein Stück weit ein Fehler von mir, am Anfang doch bei der Dreierkette zu bleiben, anstatt umzustellen“, räumte BVB-Coach Jan Zimmermann ein. Nach dem 0:3 nahm er Korrekturen vor, stellte auf Viererkette um.
Neue BVB-Hoffnung nach Njinmah-Treffer
Sein Team hatte nun mehr Sicherheit und mehr Kontrolle. Seine Möglichkeiten spielte der BVB aber schwach aus. Nach feinem Steilpass von Papadopoulos stürmte Justin Njinmah in der 24. Minute allein aufs Tor zu, wurde aber noch von Jonathan Meier gestoppt. Eine Hereingabe von Ole Pohlmann setzte Rothe in der 34. Minute genau auf Drljaca – es wäre aber ohnehin Abseits gewesen. Bis zur Pause blieb es beim 0:3.
Mit dem 1:3 (52.) aber schöpfte der BVB wieder Hoffnung. Njinmah luchste Hauptmann die Kugel ab, warf den Turbo an, enteilte allen Gegenspielern und ließ auch Drljaca mit einem strammen Schuss ins linke Eck keine Chance. In der Folge war Dortmund durchaus bemüht, fand aber im letzten Drittel kein Durchkommen. Im Gegenzug hatten die Borussen Glück, dass ein Foul von Rothe an Jakob Lemmer keinen weiteren Strafstoß für Dynamo nach sich zog. Mit vereinten Kräften verhinderten die Gastgeber in der 82. Minute zudem das 1:4 durch Lemmer, als zunächst Meunier vor der Linie klärte, Marcel Lotka den Nachschuss parierte und Lemmer schließlich am Pfosten scheiterte. So blieb es beim 1:3.
Zuschauer-Rekord kein Trost für BVB-U23
„Wir waren bis zum Schluss mutig und haben druckvoll gespielt. Es hat uns aber das letzte kleine Bisschen gefehlt, um gefährlich zu werden. Mit der Hypothek von drei Toren war es natürlich schwer. Deswegen spricht es für die Jungs, dass sie das Spiel nicht weggeschenkt haben. Wir haben den Mut nicht verloren und das nehmen wir auf jeden Fall mit“, resümierte Jan Zimmermann.

Da die Konkurrenz aus Halle, Meppen und Zwickau jeweils zumindest einen Punkt geholt hat, trennen die BVB-U23 aktuell nur noch drei Punkte vom Tabellenende. Am Mittwoch beim VfB Oldenburg (19 Uhr) und am Sonntag gegen den FSV Zwickau (14 Uhr) steht sie in den Duellen gegen die direkte Konkurrenz im Abstiegskampf unter Erfolgsdruck. Vom Auftritt gegen Dresden aber hatten sie sich in Dortmund mehr versprochen. 13.550 Zuschauer (davon 7249 aus Dresden) im Signal Iduna Park bedeuteten einen neuen Rekord für die BVB-U23. Es blieb die einzige positive Note an diesem Tag.
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