BVB-U23 enttäuscht spielerisch maßlos Situation im Abstiegskampf spitzt sich weiter zu

Lesezeit

Ist das Glas nun halb voll? Oder doch eher halb leer? Einerseits hat Borussia Dortmunds U23 eine intensive Englische Woche durch das 1:1 gegen Viktoria Köln mit dem zweiten Unentschieden in Serie beendet. Und dabei gleichzeitig die 350-minütige (!) Torflaute ad acta gelegt. Andererseits verpasste der BVB den ersehnten und im Abstiegskampf in der 3. Liga so notwendigen Befreiungsschlag. Und enttäuschte dabei spielerisch maßlos. Dortmunds Absturz auf Rang 15 in Zahlen: sechs Punkte aus den vergangenen neun Partien (4:12 Tore). Der Vorsprung auf Abstiegsrang 17 beträgt nur noch einen Zähler.

BVB-Spieler tief gefrustet

Wer nach Abpfiff in den Katakomben in die Gesichter der Spieler schaute, wusste, dass bei ihnen die emotionale Bewertung der vorangegangenen 90 Minuten überwog. Frust und Niedergeschlagenheit spiegelte sich in ihren Mienen. „Der eine Punkt bringt uns jetzt auch nicht groß weiter. Der Sieg wäre heute schon sehr wichtig gewesen“, fasste Innenverteidiger Yannik Lührs die allgemeine Gemütslage zusammen.

Für einen dreifachen Punktgewinn aber kam der BVB angesichts seiner erschreckenden spielerischen Armut nie in Frage. „Es war allen klar, dass wir das Spiel gewinnen wollen. Aber mit der Leistung war das nicht möglich. Da hat heute einiges gefehlt“, räumte Lührs ein. Das Pressing der Borussen war zu hemdsärmelig, um Viktoria in Verlegenheit zu bringen. In der Offensive fehlte es obendrein erneut an Durchsetzungsvermögen, aber auch grundsätzlich an Ideen. Keine Tempowechsel, keine Verlagerungen, keine Überzeugung. Schwarzgelb wirkte mit Ball über weite Strecken regelrecht hilflos.

Bezeichnend dafür die 36. Minute: Rodney Elongo-Yombo hatte den Ball am Mittelkreis erobert, ihn sogleich zu Jordi Paulina weitergeleitet. Doch der Niederländer drosch die Kugel aus rund 20 Metern vollkommen uninspiriert ins Nichts. War es ein Schuss? War es eine Flanke? Vor allem war es haarsträubend. Der Sportliche Leiter Ingo Preuß schlug auf der Tribüne mit den Händen auf den Tisch, ließ seinem Frust freien Lauf.

BVB-Offensivspiel erschreckend ideenlos

„Im Aufbau haben wir die erste Linie immer ordentlich überspielt, aber dann brauchst du natürlich in der Offensive auch eine Lösung und Spieler, die sich behaupten und Bälle festmachen können. Das ist uns sehr lange total abgegangen. Wir wollten insgesamt mutiger sein“, erklärte BVB-Trainer Jan Zimmermann die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis.

Yannik Lührs führt einen Zweikampf um den Ball.
BVB-Innenverteidiger Yannik Lührs (r.) ärgerte sich über die Punkteteilung gegen Köln. © Kirchner-Media

Auch Lührs hielt fest: „Wir haben zu wenig aus den Offensivsituationen, gemacht. Wir hätten uns mehr kreieren können. Die Ansätze konnten wir nicht zu Ende spielen. Wir haben vorne die entscheidenden Zweikämpfe zu oft verloren.“ Nach 51 Minuten sah aber auch die BVB-Defensive schlecht aus. Ein einfacher Ball durchs Zentrum samt Steckball führte zur 1:0-Führung von Lex-Tyger Lobinger (51.). „Wir fangen uns ein Gegentor, das in der Entstehung sicherlich zu vermeiden ist“, monierte Lührs. „Das war ein Genickschlag“, gestand Trainer Jan Zimmermann.

BVB-Youngster Wätjen beendet Torflaute

Das 0:1 zeigte Wirkung, der BVB lief weiter vergeblich an. Doch in der 80. Minute belohnte er sich für seine Beharrlichkeit, als Tony Reitz nach Balleroberung direkt Kjell Wätjen im rechten Halbraum in Szene setzte und der Youngster seinen Flachschuss zum 1:1 im linken Eck platzierte.

Zimmermanns Fazit fiel anschließend zweigeteilt aus. „Es war am Ende der Englischen Woche beiden Mannschaften anzumerken, dass sie auf dem Zahnfleisch gegangen sind. Deswegen war es umso wertvoller, dass wir noch zurückgekommen sind. Dass sich die Jungs sich noch vom 0:1 erholt und das Tor gemacht haben, freut mich extrem für sie. Damit ist dieses Thema, dass wir keine Tore schießen, erst mal wieder beendet.“

BVB-Trainer Zimmermann unzufrieden

Gleichzeitig erklärte er unmissverständlich: „Mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben, können wir nicht zufrieden sein. Gerade offensiv konnten wir uns wieder nicht durchsetzen wie gewünscht.“ Körperlich und auch mental fehle es seinen Spielern an der nötigen Frische. Die zweiwöchige Pause komme daher wie gerufen. „Man muss kein Geheimnis daraus machen, dass wir in einer schwierigen Situation sind und man das den Jungs anmerkt. Wir klammern uns an alles und nehmen alles mit, was wir bekommen können. Am Ende wird es für viele Mannschaften wahrscheinlich um jeden Punkt gehen. Deswegen nehmen wir ihn gerne mit.“

Jan Zimmermann gestikuliert.
BVB-Trainer Jan Zimmermann. © imago / SSVg Velbert 02

Er hat nun knapp zwei Wochen Zeit, um sein Team aufzurichten und für den Endspurt zu rüsten, der am 29. März mit einem denkbar kniffligen Auswärtsspiel beim direkten Konkurrenten Mannheim beginnt. Waldhof siegte am Sonntag in Aue mit 1:0 und hat nun einen Zähler mehr (36) auf dem Konto als die Schwarzgelben. Aller Enttäuschung zum Trotz hatte sich Yannik Lührs noch etwas Rest-Zuversicht bewahrt: „Wir haben genug Zeit, die Dinge zu analysieren, die falsch gelaufen sind, und damit unsere Spieler wieder fit werden. Dann können wir nach der Länderspielpause wieder voll angreifen.“