Hätte man diese Auswärtsfahrt so buchen können, sie wäre im Reisekatalog sowohl in die Rubrik „Last Minute“ als auch „All Inclusive“ gefallen. Justin Butlers Treffer in der vierten Minute der Nachspielzeit bescherte Borussia Dortmunds U23 einen in seinem späten Zustandekommen etwas glücklichen, aber unterm Strich absolut verdienten 3:2-Sieg beim SC Verl.
Last-Minute-Sieg gibt der BVB-U23 Sicherheit
„Erster Auswärtssieg, zweiter Dreier in Folge und elf Punkte. Die nimmt uns keiner mehr weg und sie geben uns sehr viel Sicherheit“, sagte BVB-Trainer Jan Zimmermann erfreut. Seine Mannschaft zeigte in Verl eine reife Leistung, die spielerische Fortschritte erkennen ließ und trotz defensiver Mängel auch viel über den gelungenen Umgang mit Rückschlägen erzählte.
Die Schwarzgelben erwischten zunächst den besseren Start. Tief stehend, wollten sie über Konter zum Erfolg kommen. Nach einem weiten Einwurf von Guille Bueno schüttelte Paul Besong Barne Pernot ab, zog in die Mitte und bediente Julian Hettwer, der sich gegen Michel Stöcker durchsetzte und zum 1:0 (15.) traf. „Nach dem Pass von Paul ging mein Blick einfach nur nach vorne. Ich habe aus Gefühl und ohne hochzugucken in die lange Ecke geschossen – und er hat gepasst“, sagte Hettwer.
BVB-U23 reagiert stark auf Rückschläge
Nach der Führung verlor der BVB den Faden, hatte weniger Zugriff und kassierte folgerichtig den Ausgleich. Yari Otto tunnelte Bjarne Pudel, Franz Roggow ließ Oliver Batista-Meier bei dessen Flanke gewähren und im Zentrum enteilte Maximilian Wolfram seinem Bewacher Patrick Göbel – 1:1 (23.). Verl hatte nun die Oberhand, ehe Dortmund die Kräfteverhältnisse nach der Pause mehr und mehr umkehrte. Falko Michels Lattentreffer (57.) war dafür ein erstes Indiz.

Umso überraschender fiel die erneute Führung der Gastgeber durch Batista-Meier, den die Borussia im Zentrum sträflich vernachlässigte (63.) stellte. „Es zeichnet uns aus, dass wir nach dem Rückstand total drangeblieben sind und das Spiel am Ende zu unseren Gunsten gebogen haben“, konstatierte Patrick Göbel. Der BVB-Rechtsverteidiger selbst hatte daran einen großen Anteil, indem er in der 74. Minute einen Ball aus 25 Metern zum 2:2 ins Netz schaufelte.
Preuß-Lob für BVB-Torschütze Göbel
„Man sagt immer: Zieh ihn so, dass er auch ohne Kontakt ins Tor gehen könnte. Und anscheinend hat da alles gepasst“, berichtete Göbel zufrieden und erntete ein Lob von Ingo Preuß. „Das war ein tolles Tor, den Ball konnte man nicht halten. Dass Patrick eine gute Schusstechnik hat, das wissen wir – das sehen wir ja auch bei den Standards“, befand der Sportliche Leiter.

Vermutlich wäre es beim 2:2 geblieben, hätte sich nicht Verls Torhüter Luca Unbehaun in der 86. Minute nach einem Zusammenprall mit Samuel Bamba verletzt. Der Ex-Borusse musste vom Feld. Die Verler, die ihr Wechselkontingent bereits ausgeschöpft hatten, stellten Feldspieler Hendrik Mittelstädt ins Tor. Und der wurde in der Nachspielzeit zur tragischen Figur, als er einen Schuss von Justin Butler unglücklich ins eigene Tor abfälschte – 2:3 (90.+4).
BVB-U23 räumt unangenehme Themen ab
„Wenn die Verletzung von Luca nicht passiert wäre, wäre es wahrscheinlich 2:2 ausgegangen“, räumte Zimmermann ein. Den späten Siegtreffer aber nahm der BVB-U23-Trainer gerne an. Sie spülen sein Team auf Platz fünf der Tabelle. Ganz nebenbei verdoppelte der BVB mit den drei Treffern in Verl die bisherige und durchaus ausbaufähige Torquote. „Natürlich ist das wichtig, weil es jetzt ruhiger wird und dieses Thema nicht mehr aufkommt. Wir hatten vorher auch noch kein Auswärtstor gemacht. Diese Themen sind damit vom Tisch“, hielt Zimmermann fest. Einmal hin, alles drin. Diese All-Inclusive-Reise nach Verl hatte sich gelohnt.
Die BVB-U23 steht vor einer Englischen Woche mit zwei Heimspielen in Serie. Am Mittwoch (19 Uhr) empfängt Dortmund den MSV Duisburg, am Sonntag (16.30 Uhr) die SpVgg Unterhaching im Stadion Rote Erde.
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