Außergewöhnliche Zeiten erfordern bekanntlich außergewöhnliche Maßnahmen. Mike Tullberg, Trainer von Borussia Dortmunds U19, ist jemand, der diesen Grundsatz lebt. Für seine Mannschaft geht es am Montag (11 Uhr, bei uns im Live-Ticker) bei Hertha BSC darum, im Halbfinal-Rückspiel um die Deutsche Meisterschaft zum dritten Mal in Serie ins Endspiel einzuziehen. Wie im Vorjahr führt der Weg über Berlin.
BVB-Trainer Tullberg quartiert Familie aus
Um sich voll und ganz auf das Vorhaben zu konzentrieren, greift der 38-Jährige zu einem ungewöhnlichen Schritt. Er quartiert für sechs Tage seine Familie aus. „Ich habe meine Frau und unsere drei Kinder nach Dänemark geschickt. Das ist in der Endrunde immer so. Sie sind dann sechs Tage dort und ich kann mich auf Fußball konzentrieren“, verrät der BVB-Trainer im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.
Bereits einen Tag vor dem Halbfinal-Hinspiel (2:2) in Dortmund sei seine Familie in die Heimat gereist, damit Tullberg seinen Fokus voll und ganz auf die bevorstehende Aufgabe richten kann. „Klar vermisse ich sie“, bekennt Tullberg, „aber dann habe ich das Gefühl, ich habe alles gegeben.“ Viel mehr kann man auch kaum verlangen. Absolute Hingabe und Bereitschaft erwartet der BVB-Trainer auch von seinen Spielern.
BVB mit Problemen gegen Hertha BSC
Der erste Vergleich mit Hertha hat Schwarzgelb die Grenzen aufgezeigt. Es gab in dieser Saison bisher wenige Teams, die der offensiven Wucht der Borussia derart souverän standgehalten haben. Was gleichzeitig auch an den Dortmundern lag, die Chancenwucher betrieben. Dennoch: Berlin trotzte den BVB-Sturmläufen und biss sich zunehmend in die Partie.
„Wir werden in Berlin unseren Plan verfeinern“, kündigt Tullberg sogleich mit Blick aufs Rückspiel an. Details wollte er nicht verraten. Nur so viel: „Wenn wir das mit der Intensität nicht über 90 Minuten durchhalten können, müssen wir schauen, dass wir das Spiel besser kontrollieren können und auch besser damit klarkommen, dass der Gegner mehr den Ball hat.“ Das kenne seine Mannschaft nur aus der Youth League, als sie in zwei Duellen gegen den AC Mailand mehr verteidigen musste als der Gegner. Normalerweise ist das umgekehrt.
Die Berliner, die im Hinspiel u.a. die zweitligaerfahrenen Ibrahim Maza, Pascal Klemens und Bence Dardai aufboten, verfügen anders als noch im Vorjahr (schon allein physisch) über eine enorme Widerstandskraft. „Gerade in Eins-gegen-Eins-Duellen hatten wir Probleme, weil die Berliner körperlich weiter sind als wir“, so Tullberg.
BVB-U19 reist per ICE nach Berlin
Das Hinspiel entwickelte sich daher auch zu einem echten Kraftakt, inklusive verletzungsbedingter Wechsel zur Halbzeit (Leonardo Posadas) und Krämpfen nach Wiederanpfiff bei Almugera Kabar und Paris Brunner. Das Rückspiel in der Hauptstadt dürfte nicht weniger intensiv verlaufen. „Wir freuen uns, dass Hertha so viele Spieler runterzieht. Das ist auch ein positives Zeichen an uns“, sagt Torhüter Robin Lisewski.
Der BVB darf sich in Berlin auf mindestens ebenso viel Gegenwind gefasst machen. Nach ihrem Abschlusstraining in Brackel reiste die Mannschaft am Sonntagnachmittag mit dem ICE in die Hauptstadt. Mit an Bord war auch Posadas. Hinter dem Einsatz des BVB-Innenverteidigers steht aber ein Fragezeichen. Sollte er ausfallen, wird voraussichtlich Filippo Mane in die Startelf rücken. Der Abwehrchef war zuletzt jedoch ebenfalls angeschlagen. Mit Blick auf dessen bevorstehende U19-EM-Teilnahme mit der italienischen Nationalmannschaft und auf die Vorbereitung mit den BVB-Profis werde er bei Mane jedoch kein unkalkulierbares Risiko eingehen, versicherte Tullberg.
Stadionwechsel für die BVB-U19 vom Tisch
Beim Halbfinale in Berlin schaut seine Familie aus der Ferne zu. Danach kehrt sie zurück – das gilt auch für den Fall der Endspiel-Teilnahme (30. Mai, 15 Uhr in Oberhausen). Dort träfe der BVB dann auf die TSG Hoffenheim, die Borussia Mönchengladbach (6:2/4:0) im zweiten Halbfinale souverän ausgeschaltet hat. Voraussetzung ist dafür ein Sieg in Berlin. Die Begegnung findet wie geplant im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark statt.

Dort hat Energie Cottbus am Sonntagnachmittag durch einen 2:0-Sieg bei der U23 von Hertha BSC den Aufstieg in die 3. Liga gefeiert. Trotz einer ausgelassenen Party der Energie-Fans auf dem Rasen soll das Grün am Montagvormittag bespielbar sein. Eine mögliche Verlegung der Partie auf den Hanns-Braun-Platz im Olympiapark ist damit vom Tisch. Mike Tullberg wird es recht sein. Es reicht, wenn seine Familie wegen des Halbfinals kurzfristig umziehen muss, ihm selbst bleibt dieser Schritt erspart.
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