Wer am Montagnachmittag in Brackel in die Gesichter der BVB-U19 blickt, sieht ausnahmslos entspannte Mienen. Auf dem Weg zum Trainingsplatz sinniert Silas Ostrzinski, wie das Spiel gegen Hajduk Split laufen könnte. Der BVB-Torhüter entwirft ein Szenario, an dessen Ende Schwarzgelb jubelt. 48 Stunden vor dem großen Duell hält sich die Anspannung noch in Grenzen. Aber sie wird kommen, so viel ist sicher.
BVB-Kapitän Collins an Bord
Am Mittwoch (18.30 Uhr) wird es dann ernst. Im Signal Iduna Park ist der BVB Gastgeber im Viertelfinale der Youth League. „Wir standen letztes Jahr schon an dem Punkt und sind gegen Atletico Madrid damals unglücklich ausgeschieden. Jetzt haben wir die Chance, ins Halbfinale einzuziehen. Wir sind alle heiß, aber klar ist der Druck da“, sagt Nnamdi Collins im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.
Beim 6:5-Sieg im Elfmeterschießen gegen Paris Saint-Germain im Achtelfinale musste er zuschauen, weil er sich beim 2:1-Erfolg in den Playoffs beim Hibernian FC die zweite Gelbe Karte eingehandelt hatte. Es gelang dem BVB, auch ohne seinen Abwehrchef die Himmelsstürmer aus Frankreich auszubremsen und in die nächste Runde einzuziehen. Nun aber führt Collins sein Team als Kapitän gegen Hajduk Split wieder aufs Feld.
BVB-Geschichte soll sich nicht wiederholen
Als frisch gebackener Westdeutscher Meister geht der BVB mit dem gewachsenen Selbstverständnis eines Champions in das Duell mit den Kroaten. Der Signal Iduna Park soll dem internationalen Vergleich einen würdigen Rahmen geben. So wie im Vorjahr – nur mit besserem Ende. Damals gab es für BVB-U19 trotz der Unterstützung von 19.300 Fans im Stadion eine äußerst unglückliche 0:1-Niederlage gegen Atletico Madrid. Das soll sich nicht noch einmal wiederholen.
„Wir sind am Spiel gegen Atletico in der Vorsaison gewachsen. Wir wissen, wie es sich anfühlt, an diesem Punkt auszuscheiden. Wir wissen, wie sich ein Viertelfinale in der Youth League anfühlt. Und wir haben – und das unterscheidet uns vom letzten Jahr – ein paar Spieler dabei, die an diesem Punkt standen und genau wissen, was auf sie zukommt und auf alles vorbereitet sind“, sieht Nnamdi Collins sich und die Seinen gewappnet für die Begegnung.
Hajduk Split lauert auf Konter
Er habe das Spiel zwischen Hajduk und Manchester City (2:1) verfolgt, „ohne zu wissen, dass das unser nächster Gegner ist“, sagt Collins. Seine dort gewonnenen Eindrücke haben sich nach weiterem Videostudium verfestigt. „Hajduk ist ähnlich wie Hibernian ein galliger Gegner, der sich gerne hinten reinstellt und sehr aggressiv spielt. Was Hajduk von Hibernian unterscheidet, ist die Qualität der jeweiligen Spieler.“
Das kann Mike Tullberg nur bestätigen: „Hajduk verteidigt brutal nach vorne, sehr mannorientiert, sehr diszipliniert und mit sehr viel Intensität. Sie setzen sehr stark auf Konter, das hat man auch gegen Manchester City gesehen. Wir müssen verstehen, worauf es ankommt“, betont der BVB-Trainer im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Die Kroaten überlassen ihrem Gegner in aller Regel die Initiative, verriegeln den eigenen Strafraum in einem 5-4-1 oder 5-3-2-System. „Ich glaube, dass wir mehr Ballbesitz haben werden, aber es wird natürlich darauf ankommen, was wir mit dem Ball machen. Wir müssen hinter die Kette kommen. Dazu müssen unsere Spieler bereit sein, tief zu laufen“, sagt Mike Tullberg.
Collins-Vertrag beim BVB geht bis 2024
Zugleich braucht es gegen den Ball die Intensität, die seine Mannschaft auch schon in den Vorwochen in Edinburgh, gegen Paris und in der Bundesliga gegen Köln, Mönchengladbach und Leverkusen ausgezeichnet hat. In Abdoulaye Kamara und Nnamdi Collins, die beide zuletzt vor allem in der BVB-U23 in der 3. Liga zum Einsatz kamen und von denen dort exakt diese Attribute gefordert sind, hat das Team zwei wichtige Kanthölzer an Bord.

Collins wird auch über den Sommer hinaus das BVB-Trikot tragen. Bislang anderslautende Meldungen, der 19-Jährige habe lediglich einen Vertrag bis 2023, sind nicht korrekt. Collins‘ Arbeitspapier ist bis Juni 2024 datiert. Dennoch dürfte es in den nächsten Wochen Gespräche mit Sportdirektor Sebastian Kehl über dessen weitere Zukunft in Schwarzgelb geben. Schon im Januar hatte Collins gesagt: „Ich bin sicher nicht auf Abschiedstour und dankbar, für diesen Verein zu spielen.“
BVB rechnet mit lautstarken Hajduk-Fans
Vorher aber wartet die Aufgabe gegen Split. Der BVB rechnet mit vielen Gäste-Fans und hofft auf viele eigene Anhänger. Bislang sind mehr als 10.000 Tickets verkauft. Doch sollten die Hajduk-Fans in der akustischen Überzahl und es für den BVB ein „Auswärtsspiel“ sein, sieht Mike Tullberg sein Team auch dafür gerüstet: „Auswärts sind wir sehr, sehr gut“, versichert der Trainer mit einem verschmitzten Grinsen.
Im Vorfeld herrscht also viel gute Laune beim BVB. Vorfreude mischt sich mit Ehrgeiz. „Hajduk hat Manchester City rausgehauen, das muss man erst mal schaffen. Wir stellen uns drauf ein, dass sie über Zweikämpfe gehen und sie richtig Bock haben, weiterzukommen. Aber richtig Bock aufs Weiterkommen haben wir auch“, versichert Vincenzo Onofrietti.
Auch Mike Tullberg sieht keinen Grund für Zweifel. Der BVB-Trainer sagt: „Wir haben schon in der vergangenen Saison im Viertelfinale gestanden. Jetzt wollen wir natürlich gerne den Schritt machen und unter den letzten vier stehen. Wir wissen, das wird brutal schwierig, aber warum soll die Reise jetzt enden?“
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