Borussia Dortmunds U19 entwickelt in dieser Youth-League-Saison ein Faible für emotionale Showdowns. Erst der 3:3-Thriller gegen Manchester City, dann das späte 1:0 beim FC Kopenhagen, das den Weg in die Playoffs ebnete. Und dort nun der Last-Minute-Punch beim 2:1-Erfolg gegen den Hibernian FC. Der BVB-Nachwuchs hat auch den schottischen Meister aus dem Weg geräumt und steht im Achtelfinale.
BVB-Spieler bleiben im Aufzug hängen
Dabei hatte der Tag mit einer unangenehmen Überraschung begonnen. Nach dem morgendlichen Spaziergang an der frischen Luft durchs Hafenviertel von Edinburgh wollten sich die Spieler auf ihre Zimmer zurückziehen. Dazu wollten sie den Hotel-Aufzug nutzen. Der aber blieb stecken. Erst nach einigen Minuten befreite ein Techniker die zehn BVB-Spieler aus ihrer misslichen Lage. Der Aufzug setzte seine Fahrt schließlich fort und die Schwarzgelben kamen im Hotel wie im internationalen Wettbewerb schließlich eine Etage höher an.
Zwar gelang es dem Hibernian FC nicht annähernd, die Platznot herzustellen, für die der überfüllte Aufzug beim BVB sorgte. Dennoch trieben die Schotten die Dortmunder auf ihre Weise in die Enge. Kompromisslos in der Bearbeitung des Gegners, (vor allem über Ethan Laidlaw) schnell im Umschaltspiel und wuchtig bei Standardsituationen – in den ersten 45 Minuten reichten diese Mittel, um den BVB vor Probleme zu stellen.
BVB-Trainer Tullberg mit deutlichen Worten
Mit einem 0:1-Rückstand ging es in die Kabine. „Wir hatten mehr Ballbesitz, aber Schwierigkeiten, uns durchzusetzen. Obwohl die Räume da waren, hatten wir keine Tiefe im Spiel. Wir haben die Konter nicht gut genug abgesichert und wollten Standards vermeiden, das haben wir auch nicht geschafft. Deswegen war ich nicht zufrieden. In der Halbzeit wurde ich sehr deutlich, so deutlich wie selten zuvor“, sagte Mike Tullberg.
Der BVB-Trainer stellte nach der Pause von einer 4-1-4-1- auf eine 3-4-3-Grundformation um. Nun kippten die Kräfteverhältnisse immer stärker zugunsten der Borussia, die auch noch das Glück auf ihrer Seite hatte. Erst ließ Ethan Laidlaw einen Konter zum möglichen 0:2 ungenutzt, dann bekam der BVB einen Handelfmeter zugesprochen. „Ich habe einen kühlen Kopf bewahrt und ihn reingeschossen. Nach dem 1:1 hatten wir wieder den Glauben, dass es möglich ist“, sagte Julian Rijkhoff im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.
Brunner und Blank sichern den BVB-Sieg
Trotz zunehmender Dominanz sollte es bis zur 90. Minute beim 1:1 bleiben. Dann aber traten Paris Brunner und Hendry Blank auf den Plan. Brunner, schon in Kopenhagen Siegtorschütze, avancierte auch diesmal zum Unterschiedsspieler. Der 16-Jährige bohrte sich mit finaler Entschlossenheit in den Strafraum und bereitete den entscheidenden Wirkungstreffer Blanks zum 2:1 vor. „Wir haben Hendry vor seiner Einwechslung gesagt: Du musst uns heute retten auf der linken Seite. Du musst nur tief laufen, dann bringst du den Ball in die Box und wenn du die Chance hast, schießt du aufs Tor. Und dann schießt er wirklich das entscheidende Tor. Ich freue mich kaputt, das ist so schön“, berichtete Tullberg emotional.

„Ich habe Paris gesehen. Er ist an zwei Gegenspielern vorbeigegangen, hat die Aufmerksamkeit auf sich gezogen und dann habe ich einfach nur gehofft, dass er mich auch sieht und er hat mich gesehen, mir den Ball zugespielt und dann musste ich ihn einfach nur reinmachen. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, es war einfach nur toll“, erklärte Matchwinner Hendry Blank im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.
BVB-Gegner wird am Montag ermittelt
Damit war der Weg frei ins Achtelfinale der Youth League. Der Gegner wird am Montag in Nyon ausgelost. Fest steht: Der BVB bekommt es am 28. Februar oder 1. März mit einem der Sieger aus der Gruppenphase zu tun. FC Liverpool, Atletico Madrid, FC Barcelona, Sporting Lissabon, AC Mailand, Real Madrid oder Paris Saint-Germain – die Auswahl klingt verlockend.
„Deshalb lieben wir es, in diesem Wettbewerb zu spielen. Weil uns alles abverlangt wird, weil es die Spiele sind, in denen sich jeder Einzelne weiterentwickeln und sehen kann, wo er im internationalen Vergleich steht“, bekannte BVB-Nachwuchschef Lars Ricken. Einziger Wermutstropfen: Im Achtelfinale werden Nnamdi Collins und unter Umständen auch Prince Aning fehlen. Beide sahen in Edinburgh ihre zweite Gelbe Karte. Die Verwarnung Anings aber ist höchst umstritten, der BVB wird sie deshalb bei der UEFA anfechten.
BVB-U19 erlebt besonderen Abend in Edinburgh
Bei Mike Tullberg überwog am späten Montagabend dennoch das Gefühl, einen besonderen Moment kreiert zu haben. „Man darf nicht vergessen, dass nicht alle meine Jungs Profis werden. An diese Tage erinnern sie sich in zehn, 20 Jahren zurück und das ist doch das im Leben, was wir haben wollen: Wir möchten irgendetwas schaffen, auf das wir mit Stolz zurückblicken können.“ Und das ist ihnen bei der U19 von Borussia Dortmund in Edinburgh ein weiteres Mal gelungen.
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