Der Subwoofer stand in der Mitte des Raumes, die Boxen waren grün beleuchtet und man darf getrost davon ausgehen, dass er im Moment, in dem das Bild entstand, auch einen soliden Lautstärke-Pegel vorzuweisen hatte. Nach ihrem 6:0-Triumph bei Borussia Mönchengladbach feierte Borussia Dortmunds U17 ausgelassen den Einzug ins Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft.
BVB-U17 entwickelt „familiären Geist“
„Wir haben einen familiären Geist entwickelt, das ist der ganz große Schlüssel. Jeder passt im Team auf den anderen auf, jeder fühlt sich wohl, jeder kann sich einbringen. Mannschaft ist bei uns nicht nur ein Wort, sondern wird von den Jungs gelebt“, sagt Marco Lehmann im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.
Der Trainer der BVB-U17 bescheinigt seinem Team eine starke Entwicklung. „Die Art und Weise, wie wir gegen den Ball arbeiten, Meter machen und jeder für den anderen arbeitet, das hat uns nicht nur gegen Gladbach stark gemacht, sondern durch die vergangenen Monate getragen. Wir haben unsere spielerische Qualität mit einer neuen Haltung gegen den Ball gepaart. Wir spielen inzwischen sehr reif und verteidigen mit viel Leidenschaft.“
BVB-U17 rotiert im Derby gegen Schalke
Lehmann blickt voller Stolz auf seine Mannschaft, die nach einem schwachen Saisonstart mit nur einem Punkt aus den ersten beiden Partien in der B-Junioren-Bundesliga von Sieg zu Sieg eilte. Ende Oktober gab es beim 1:3 daheim gegen jene Fohlen, die der BVB jetzt in seine Einzelteile zerlegte, die bislang letzte Niederlage. Die Bilanz seither: 13 Siege, ein Unentschieden.

63 Punkte und ein Torverhältnis von 83:16 können sich sehen lassen. Platz zwei ist dem BVB sicher. Bei zwei Zählern Differenz auf Bayer Leverkusen ist theoretisch sogar noch die Westdeutsche Meisterschaft drin. Voraussetzung dafür: Ein Heimsieg am Samstag (13 Uhr) im Derby gegen den FC Schalke 04 – bei einem gleichzeitigen Ausrutscher des Tabellenführers gegen Rot-Weiss Essen. „Klar wollen wir gerne noch Meister werden und da sein, sollte Leverkusen gegen Essen schwächeln. Dennoch werden wir gegen Schalke mit Blick auf das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft ein bisschen rotieren. Wir sind soweit gekommen, jetzt wollen wir auch ins Endspiel einziehen“, erklärt Lehmann.
BVB-U17 startet mit Heimspiel ins Halbfinale
Unabhängig davon, ob der BVB noch an der Werkself vorbeizieht, wartet bereits am kommenden Mittwoch (1. Mai) das Halbfinal-Hinspiel vor heimischer Kulisse. Das Rückspiel findet am 5. Mai statt. Wird die Borussia Zweiter, trifft sie auf den Meister der Staffel Nord/Nordost, RB Leipzig. Als West-Meister bekäme sie es mit dem Champion der Staffel Süd/Südwest zu tun, wo Eintracht Frankfurt (60 Punkte) und Bayern München (59) noch um den Titel buhlen. Die Mission ist klar: Die BVB-U17 möchte erstmals seit fünf Jahren wieder das Finale um die Deutsche Meisterschaft erreichen. 2019 unterlag der BVB vor 10.000 Zuschauern in der Roten Erde dem 1. FC Köln mit 2:3. Der aktuelle Jahrgang ist bereit, seine eigene Geschichte zu schreiben.
In den entscheidenden Duellen muss der BVB allerdings ohne Nick Cherny auskommen, der sich einen Mittelfußbruch zugezogen hat. „Dass wir auf Nick verzichten müssen, tut uns total weh. Er ist nicht nur unser Topscorer, sondern ist im vergangenen Jahr auch Deutscher Meister mit Arminia Bielefeld geworden. Er weiß, wie es sich anfühlt und hat eine DM-Endrunde schon mal erlebt“, so Lehmann. Verteidiger Oliwer Blaszczyk (Zerrung) hingegen könnte mit etwas Glück noch rechtzeitig wieder fit werden, er ist zu Wochenbeginn wieder ins Training eingestiegen.

Als wichtiger Trumpf im Titelkampf könnte derweil das im Winter neu verpflichtete Trio werden. Der aus St. Pölten geholte Thierry Tazemeta kommt immer besser auf Touren, traf jüngst gegen Gladbach. „Thierry ist ein Stier, er bringt eine enorme Physis mit und verfügt über ein sehr hohes Tempo. Ansonsten haben wir vor allem kleine und wendige Spieler in der Offensive. Er gibt uns daher eine andere Dimension im Angriff“, sagt Lehmann. In von Schalke nach Dortmund zurückgeholten Taycan Etcibasi hat er eine weitere wertvolle Option im Angriff mehr zur Verfügung. „Wir haben ihm nach hartnäckigen Rückenproblemen bewusst die notwendige lange Pause gegeben. Es ist für uns Luxus, dass wir jemanden wie Taycan von der Bank bringen können“, betont der BVB-Trainer.
BVB-Neuling Reggiani direkt Abwehrchef
Als echter Glücksgriff hat sich obendrein Luca Reggiani erwiesen. „Er coacht seine Mitspieler bereits auf Deutsch, das ist außergewöhnlich in dieser kurzen Zeit. Luca ist ein Mentalitätsspieler, sehr fleißig und aus unserer Mannschaft schon jetzt nicht mehr wegzudenken“, sagt Lehmann. Nach vier Jahren gibt er „seine“ Mannschaft im Sommer ab und übernimmt in der neuen Saison die U16. Der Einzug ins Finale um die Deutsche Meisterschaft soll der krönende Abschluss der gemeinsamen Reise sein.