Um kurz nach 17 Uhr an diesem bemerkenswerten Transfer-Dienstag bei Borussia Dortmund betrat Julian Ryerson die Dortmunder Geschäftsstelle, 40 Minuten später vermeldete der BVB offiziell den Überraschungs-Coup. Ryerson, bislang für Union Berlin am Ball, schließt sich mit sofortiger Wirkung der Borussia an. Den Medizincheck in Dortmund hat er am Dienstagvormittag bereits erfolgreich absolviert. Der BVB macht sich dabei eine Ausstiegsklausel im Vertrag des 25-Jährigen Norwegers zunutze. Beim BVB hat der Norweger einen Vertrag bis 30. Juni 2026 unterschrieben.
„Vor uns liegen große sportliche Herausforderungen, für die wir defensive Stabilität benötigen. Julian Ryerson ist ein intelligenter und im positiven Sinne sehr aggressiv verteidigender Spieler. Sein Profil, sein Charakter und seine Gier, den Platz unter allen Umständen als Sieger verlassen zu wollen, gefallen uns sehr. Obendrein ist er sowohl rechts als auch links in der Vierer- sowie in der Dreierkette einsetzbar, was ihm und uns zusätzliche Flexibilität verleiht. Wir freuen uns auf Julian und sind froh, dass wir diesen Transfer so kurzfristig umsetzen konnten“, sagte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl.
Die Augen werde man offenhalten, hatte Kehl im Dortmunder Trainingslager in Marbella zu möglichen Aktivitäten im Winter gesagt, aber gleich hinterhergelegt: „Viel passieren wird wahrscheinlich nicht.“ Das war allerdings in den Tagen vor der Muskelverletzung von Thomas Meunier, die er sich im Training am vergangenen Donnerstag zuzog. Der Faserriss in der Wade wird Meunier möglicherweise bis in den März hinein beschäftigen, er verpasst einige Bundesliga-Spiele und auch die Partie im DFB-Pokal beim VfL Bochum sowie mindestens das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen den FC Chelsea.
Daher reagierte der BVB jetzt und eiste von Union Berlin Julian Ryerson los, der seit viereinhalb Jahren für die Eisernen spielt und bislang 109 Pflichtspiele für die Köpenicker bestritt. Mit der Verpflichtung von Ryerson ist Borussia Dortmund ein bemerkenswerter Transfercoup gelungen: Mehrere Klubs aus England haben ihr Interesse an dem vielseitigen Defensivspieler bereits hinterlegt. Die Ausstiegsklausel, die dem Norweger einen Vereinswechsel für fünf Millionen Euro Ablöse ermöglicht, kann Ryerson in diesem Transferfenster ziehen. Im Sommer wäre sein Vertrag in Berlin ausgelaufen.
Ärger bei Union über Ryerson-Abgang
Den ursprünglichen Plan, ihn erst im Sommer dann und ablösefrei zu verpflichten, hat der BVB nach der Verletzung von Meunier überdacht und nun schnell zugegriffen. Vom Spieler ist der Klub voll überzeugt, mit seinem langfristigen Vertrag bis 2026 ist Ryerson ein nächstes Puzzlestück für die Fortsetzung des im vergangenen Sommer eingeleiteten Umbruchs. Beide defensiven Außenbahnen zu verstärken genießt für den kommenden Transfersommer oberste Priorität. Ryerson vereint diese Anforderungen in einer Person, denn er gilt auf beiden Außenbahnen als gleichstark.
Dem Vernehmen nach herrscht bei Union großer Ärger über den Dortmunder Coup, denn in der Hauptstadt wird der gute Freund von Erling Haaland als unbequemer Verteidiger extrem geschätzt. Ryerson gilt als Paradebeispiel für Unnachgiebigkeit und großen Siegeswillen, nach Niederlagen soll er ungenießbar sein. Das Debüt des 25-Jährigen könnte schon am Sonntag im Heimspiel gegen den FC Augsburg stattfinden.
Ryerson freut sich auf „neues Kapitel beim BVB“
„Es fällt mir nicht leicht, Union Berlin zu verlassen, denn diesem besonderen Klub, meinen Mitspielern, den Mitarbeitern und den Fans habe ich viel zu verdanken. Ich werde die Zeit an der Alten Försterei immer in bester Erinnerung behalten“, sagte Julian Ryerson und fügte hinzu: „Jetzt freue ich mich auf ein neues Kapitel bei Borussia Dortmund und möchte dem BVB dabei helfen, seine Ziele in der Bundesliga, der Champions League und im DFB-Pokal zu erreichen. Als Mitglied des Gegners habe ich die Stimmung im Signal Iduna Park schon erleben dürfen – ich war beeindruckt und bin schon jetzt gespannt, wie es sich anfühlen wird, die berühmte Gelbe Wand im Rücken zu haben.“
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