Nach einem schwierigen Start mit zwei unnötigen Unentschieden gegen Kellerkind Bochum und Aufsteiger Heidenheim hat sich der BVB mit vier Siegen in Serie in der Spitzengruppe festgebissen. Vergleicht man die Startphase der Saison mit der des Vorjahres, steht der BVB stabiler und ist offensiv durchschlagskräftiger, wenn auch die Vier-Treffer-Siege in Freiburg und gegen Union Berlin annähernd für die Hälfte der Dortmunder Tore gesorgt haben.
Stabile BVB-Viererkette
Für die makellose Serie ohne bisherige Bundesliga-Niederlage zeichnet neben dem weiter stark aufspielenden Torhüter Gregor Kobel auch die konstanter und weniger fehleranfällig agierende Viererabwehrkette verantwortlich.
Auch wenn Dortmund bislang von allen Spitzenteams die meisten gegnerischen Großchancen zugelassen hat, ist die Zahl der Gegentore mit im Schnitt 1,14 pro Partie in Ordnung. Damit ist der BVB auf Kurs, weniger als 40 Gegentore in der Spielzeit zu kassieren. Dies gelang zuletzt unter Thomas Tuchel in der Saison 2015/16. Zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison kassierte der BVB zwar noch einen Treffer weniger, verlor aber schon zwei Partien (Bremen, Leipzig).
Kobel ist der Großchancen-Killer
Maßgeblich für die Verbesserung ist Kobels in der Bundesliga unerreichte Quote im Vereiteln von Großchancen. Er wehrte vier der acht Situationen ab, kam auf 75,8 Prozent abgewehrte Torschüsse (Platz drei im Torhüter-Ranking hinter Kevin Trapp und Lukas Hradecky) und zeigte sich vor allem im Eins-gegen-Eins weiter herausragend gut.
Das im Vorjahr etablierte Konstrukt aus drei Innenverteidigern auf ähnlichem Leistungs-Niveau steht auch in dieser Saison für Stabilität. Insbesondere der Formanstieg von Nico Schlotterbeck ist auffällig, der 23-Jährige hat seine Fehlerquote deutlich reduziert. Schlotterbeck, zum Start im Pokal und gegen Köln noch Bankspieler, hat Niklas Süle momentan verdrängt und bildet mit dem bislang notenstärksten Innenverteidiger Mats Hummels (2,58) ein Duo, das gut miteinander harmoniert und aufeinander abgestimmt agiert.

Mit 73,6 Prozent gewonnener Duelle ist Ex-Freiburger Schlotterbeck zweitbester Zweikämpfer der Liga hinter dem ehemaligen Dortmunder Dan-Axel Zagadou (Stuttgart, 74,7) und auch im Spielaufbau als der Akteur mit den meisten Ballbesitzphasen präsent. Die Bedeutung einer präzisen Spieleröffnung und Wichtigkeit von spielstarken Innenverteidigern zeigt sich bei allen Top-Klubs der Liga. Bayern-Manndecker Kim steht mit 117 Ballbesitzphasen pro Partie im Schnitt an der Spitze der entsprechenden Statistik. Der Koreaner ist mit 101 Pässen auch in dieser Kategorie führend.
Das DFB-Comeback von Hummels ist durch seine bisherigen Leistungen legitimiert, auch wenn der Abwehrchef zuletzt in Hoffenheim und gegen Union in zwei direkten Partien nacheinander einen Elfmeter verursachte. Hummels‘ Präsenz, seine starke Antizipation und Umsicht machen den etwas schlechteren Wert in den Zweikämpfen (61,2 Prozent gewonnen) wett. Er geht lautstark dirigierend als Lenker und Denker voran.
Bensebaini deutlich offensiver als Ryerson
Im regulären 4-2-3-1, auf das Trainer Edin Terzic mit Beginn der neuen Saison zurückgegangen ist, stehen Dortmunds Außenverteidiger auf beiden Seiten recht hoch, das verstärkt sich noch, wenn Terzic wie in Freiburg oder zuletzt gegen Union innerhalb eines Spiels auf einen Dreier-Aufbau umstellt. Julian Ryerson positioniert sich zur Absicherung der eigenen Angriffe allerdings häufig deutlich defensiver als Ramy Bensebaini, der im bisherigen Saisonverlauf rund 120 Mal öfter am Ball war und über dessen Seite die Mehrzahl der Dortmunder Offensivaktionen stattfinden.
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Ein Thema für beide defensiven Außenbahnen: Häufigkeit und Präzision der Flanken sind ausbaufähig. Nur 18 der 96 aus dem Spiel heraus geschlagenen Flanken fanden einen Dortmunder Abnehmer, das sind magere 17,28 Prozent.
Auch abseits der statistischen Werte verfestigt sich der Eindruck, dass Borussia Dortmund auch defensiv zusammenwächst. Die Rückkehr zur Doppel-Sechs sorgt für mehr Präsenz im defensiven Zentrum, wenn auch eine gewisse Anfälligkeit bei schnellen Umschaltaktionen der gegnerischen Mannschaften auch weiterhin zu erkennen ist. Ryerson und Bensebaini bilden außen ein positionstreues Duo, das gegen den Ball deutlich zuverlässiger arbeitet als das in den Vorjahren zum Teil der Fall war.
In Süle saß der Spieler mit der besten Passquote (94,1) und meisten Ballbesitzphasen pro 90 Minuten (106,8) in der Gruppe der Innenverteidiger zuletzt nur auf der Bank. Das spricht für die hohe Qualität in der Viererkette, die sich auch offensiv zeigt. Bislang fünf Liga-Treffer gehen auf Spieler aus der Abwehrreihe. Das ist eine klare Stärke der Borussia, die vor allem bei eigenen Standards deutlich an Gefährlichkeit zugelegt hat.
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