BVB-Torhüter Alexander Meyer vor Wechsel nach Dortmund „Ich hatte ein extrem schlechtes Gewissen“

BVB-Torhüter Alexander Meyer vor Wechsel nach Dortmund: „Ich hatte ein extrem schlechtes Gewissen“
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Wer im Ruhrgebiet aufwächst, hat im Zweifel die Qual der Wahl. BVB, Schalke, Bochum? Womöglich Duisburg oder Essen? Die Auswahl ist groß. Wenn man aber wie Alexander Meyer als Kind in Bad Oldesloe geboren wird, diesem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein, und nach einem Fußballverein mit Strahlkraft Ausschau hält, kommt erst mal lange nichts und dann der HSV.

BVB-Fans fallen Meyer schon als Kind auf

Wenn er also „als kleiner Knirps in Hamburg rumgelaufen“ ist und ein HSV-Heimspiel gegen den BVB besuchte, „ist mir schon damals aufgefallen, dass da meist mehr schwarzgelbe Fans waren als blaue“. Jahre später wird er das ganze Ausmaß der Faszination selbst hautnah zu spüren kriegen – als Torhüter bei Borussia Dortmund. Als er im Juli 2022 von Jahn Regensburg zum BVB wechselt, ist für den heute 32-Jährigen ein Kindheitstraum, der in Erfüllung geht. Einer, den es beinahe nicht gegeben hätte, wie Meyer in der 400. Folge des BVB-Podcasts der Ruhr Nachrichten am Dienstagabend in der Westfalenschenke im Gespräch mit Moderator Sascha Staat und Reporter Dirk Krampe offen erzählt.

„Eigentlich hatte ich mich schon mit einem anderen Verein aus der 1. Liga mündlich geeinigt“, berichtet Meyer. An die entscheidenden Momente erinnert sich der Keeper noch genau. „Ich war damals im Auto in Regensburg unterwegs und auf dem Weg zum Baumarkt.“ Meyer hatte während der Corona-Zeit in der Altstadt das Café Offside eröffnet. Es fehlten noch ein paar Teile, daher die Fahrt zum Baumarkt. „Ich weiß noch, als ich den Anruf bekommen habe. Mein Berater hat mir gesagt: Pass auf, es hat sich einer von Borussia Dortmund gemeldet.“

Ein nicht alltäglicher Weg zum Baumarkt

Der BVB bekundete sein Interesse, Meyer als Ersatz für den abwanderungswilligen Marwin Hitz zu verpflichten. „Die Verbindung war nicht so gut, weil ich gerade im Parkhaus des Baumarkts war. Ich glaube, ich habe noch nie so schnell einen Parkplatz gesucht und bin rausgelaufen, um zu verstehen, um was es da geht“, erzählt Meyer. „Als der Name Borussia Dortmund fiel, war für mich nur noch klar: Ich will das unbedingt machen.“

Dirk Krampe, Alexander Meyer und Sascha Staat schauen nach vorne.
Entspannte Plauderrunde: BVB-Jubiläumsgast Alexander Meyer (Mitte) sprach mit Moderator Sascha Staat (rechts) und Redakteur Dirk Krampe in der 400. Folge des Podcasts. © Stephan Schuetze

Zwei Wochen später habe er sich mit Torwart-Trainer Matthias Kleinsteiber zwei, drei Stunden zusammengesetzt. „Da war für mich klar, das Interesse ist wirklich da.“ Das Problem: Er hatte einem anderen Bundesligisten bereits sein Okay für einen Wechsel gegeben. „Diese Situation hatte ich vorher noch nicht, weil ich eigentlich zu meinem Wort stehe“, schildert der 32-Jährige den inneren Zwiespalt.

BVB-Wechsel hängt an Hitz-Entscheidung

Was tun? Guter Rat ist teuer. Ein weiteres Gespräch, diesmal mit Sportdirektor Sebastian Kehl bestärkt Meyer in seinem Wunsch, nach Dortmund wechseln zu wollen. Das nächste Problem: Am selben Tag erwartete der Klub, dem er mündlich bereits die Zusage gegeben hatte, ihn bereits um 12 Uhr mittags zum Medizincheck. „Ich hatte ein extrem schlechtes Gewissen“, gesteht Meyer. Aber es nützt ja nichts, da muss er jetzt durch. Um 9 Uhr greift er zum Telefonhörer und spielt mit offenen Karten: „Ich kann nicht kommen, ich brauche noch Zeit.“ Meyer schildert seine Situation – und trifft zu seinem eigenen Erstaunen auf Verständnis.

BVB-Fans sitzen in einer Kneipe an Tischen.
Gut gefüllt war die Westfalenschenke bei der 400. Folge des BVB-Podcasts der Ruhr Nachrichten. © Stephan Schuetze

Er rechnet mit einer sofortigen Absage, doch der Klub hält ihm sogar noch wochenlang die Tür offen. Trotzdem zu wenig, da die Zukunft von Marwin Hitz noch immer nicht geklärt ist. Bleibt der Schweizer oder geht er? „Sebastian Kehl war sehr ehrlich mit mir. Er hat mir gesagt: Es kann auch sein, dass Marwin Hitz noch bleibt.“ Die Entscheidung, von der auch Meyers Zukunft abhängt, zieht sich in die Länge. „Das waren fünf Wochen, das war keine leichte Zeit. Es ging hin und her auch emotional für mich, weil ich andere Vereine blockiert hatte. Die Zeit rennt, es ist Ende Mai“, erinnert sich der BVB-Torhüter.

Das Warten auf den BVB hat sich gelohnt

Doch dann die erlösende Nachricht: Hitz verlässt die Borussia, wechselt zum FC Basel. Dortmund sucht eine neue Nummer zwei. Das Warten hat sich gelohnt – wieder einmal. „Gerade im Hinblick auf mein Leben und meine Karriere im Fußball war das in gewisser Weise auch wieder typisch. Bei mir hat es etwas länger gedauert, das war ja auch so, bis ich Profi geworden bin“, schließt sich für Alexander Meyer der Kreis.

Er ist jetzt hier beim BVB. Dem Verein, dessen Fans ihm schon als Kind im Hamburger Volksparkstadion aufgefallen waren. Sein Debüt gibt er ausgerechnet in der Königsklasse beim Heimspiel gegen den FC Kopenhagen. „Mir gehen die Bilder durch den Kopf, wie ich auf den Platz gegangen bin, die Champions-League-Hymne gehört habe. Ich habe versucht, es zu genießen. Das war einfach nur pure Freude.“ Nicht schlecht für einen, der erst mit 26 Jahren Profi geworden ist. Aber was lange währt, wird endlich gut.

Wie Alexander Meyer den VAR in der Bundesliga bewertet, warum er schon lange mit einem Mentaltrainer zusammenarbeitet und was er als Gastronom über Bierkultur in Bayern gelernt hat, all das erfahrt ihr in der 400. Folge des RN-BVB-Podcasts, die am Mittwoch um 18 Uhr online geht.

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