Kleinere und größere Eskapaden, aber auch großes fußballerisches Potenzial: Paris Brunner bestimmt seit Monaten die Schlagzeilen bei Borussia Dortmund. Er könnte nach Youssoufa Moukoko der nächste Stürmer aus der Jugend-Akademie sein, der den Sprung zu den Profis schafft. Die Verhandlungen über einen Profivertrag aber ziehen sich seit Monaten ohne erkennbare Fortschritte. Wir diskutieren: Sollte der BVB alles dafür tun, Paris Brunner zu halten?
Ja, Ja, der BVB muss sich absichern (Dirk Krampe)
Machen wir uns nichts vor: Auch wenn sich immer wieder Nostalgie und Folklore in den Blick auf den Profifußball mischen: Das Ganze ist ein großes Geschäft. Mit dem Risiko, richtig viel Geld zu versenken, aber auch mit Erlöspotenzialen, die ansonsten nur mit hochrisikoreichen Geschäften zu erzielen wären. Von daher kann die Antwort auf die Frage nur lauten: Ja, der Borussia bleibt gar nichts anderes übrig, als diesen Spieler an sich zu binden. Und das ist völlig unabhängig davon, ob man ihm den Sprung ins Dortmunder Team wirklich zutraut.
Am Ende ist ein Profivertrag für Paris Brunner ein Investment – noch dazu eins mit überschaubarem Risiko. Er kann positiv überraschen, wenn er auf Sicht den Sprung zu den Profis schaffen würde. Das wäre für beide Seiten das Wunschszenario. Doch der BVB hat in diesen Spieler schon einiges investiert und muss sich nun in allererster Linie finanziell für den Fall absichern, dass Brunner seinen Weg woanders gehen möchte, wenn es für die Borussia nicht reicht.

Brunners Verhandlungsposition ist glänzend. Der Stürmer trifft in der U19 regelmäßig, er ist dort der herausragende Spieler. Und das spürt Sportdirektor Sebastian Kehl in den Verhandlungen. Einen Vorwurf kann man der Spielerseite daraus nicht machen.
Für den BVB ist es ist eine Wette in die Zukunft. Der Klub steckt in der Zwickmühle. Denn wie stünde Kehl da, wenn man den Forderungen Brunners nicht entgegenkommen würde, der in ein paar Jahren aber seinen Marktwert nachhaltig steigern kann?
Nein, es gibt andere Talente (Kevin Pinnow)
Paris Brunner hat beim BVB schon so einige Chancen bekommen. Die schnelle Rehabilitation nach der ominösen Suspendierung, dann als Belohnung für den U17-WM-Titel und seine Leistungen beim Turnier die Mitnahme ins Profi-Trainingslager. Aber der Stürmer, zweifelsfrei ausgestattet mit jeder Menge Fähigkeiten, hat offenbar ein gewisses Talent dafür, sie ungenutzt verstreichen zu lassen. Die Bild-Zeitung titelte im Januar „Wie blöd kann man eigentlich sein?“. Eine Frage, die angesichts der Eindrücke durchaus berechtigt ist.
In Marbella verstieß der 17-Jährige erneut gegen Regeln des Vereins. Und viel schlimmer: Im Training war wenig bis gar nichts zu sehen von Einsatz, Lernbereitschaft und Durchsetzungswillen. Seine auffällig aufreizende Art auf und neben dem Platz sorgte für Verwunderung. Und für erste Zweifel bei den Verantwortlichen des Vereins.
Trotzdem haben sie Brunner – mit Blick auf ein mögliches Investment – ein üppiges Angebot für einen Profivertrag unterbreitet. Bislang hat er es nicht angenommen. Brunner und seine Seite pokern lieber noch. Vor allem um mehr Geld. Aber auf was für einer Grundlage überhaupt?
Andere Talente wie Youssoufa Moukoko waren zum gleichen Zeitpunkt deutlich weiter, hatten schon erste Einsätze in der Bundesliga vorzuweisen. Und auch aktuell haben andere die Nase vorn. Kjell Wätjen zum Beispiel. Ein Muster-Schüler, der deutlich näher am Profi-Debüt ist als Brunner. Wenn der Stürmer das aktuelle Angebot also nicht als Chance begreift, sollte Borussia Dortmund wohl besser damit aufhören, ihm weitere zu geben.
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