BVB-Toptalent nach Suspendierung zurück auf dem Platz So lief das Comeback von Paris Brunner

BVB-Toptalent nach Suspendierung zurück auf dem Platz: So lief das Comeback von Paris Brunner
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Das kannst du dir nicht ausdenken. Als sich die U19-Junioren von Borussia Dortmund am Samstagvormittag im Trainingszentrum in Meiderich fürs Spiel beim MSV Duisburg aufwärmen, schallt um Punkt 10.20 Uhr „Eye of the tiger“ von Survivor durch die Lautsprecher. Der Soundtrack der Rocky-Balboa-Filme. Rocky schien aus dem Rennen, aber jetzt steht der Boxer wieder auf den Beinen. Ein Bild wie gemalt für einen Vergleich mit Paris Brunner, dessen Zukunft beim BVB nach seiner Suspendierung aus disziplinarischen Gründen zeitweise am seidenen Faden zu hängen schien.

BVB-Toptalent nach Begnadigung wieder im Kader

Die Verbannung des Dortmunder Toptalents hatte medial ein großes Echo nach sich gezogen. Die Mannschaft reiste ohne ihren Torjäger nach Newcastle. An Bord des Fliegers war nur eine große Portion Ungewissheit, wie es mit Brunner weitergehen würde. Auch die Bundesliga-Partien gegen Bochum und Düsseldorf bestritt der BVB ohne den 17-Jährigen. Einhergehend mit seiner Nominierung für die U17-Weltmeisterschaft in Indonesien durch den DFB sprach der BVB jüngst jedoch eine Begnadigung für den Angreifer aus.

Deshalb steht Paris Brunner am Samstag in Duisburg auch wieder im Kader. Anders als gewöhnlich zählt der Stürmer dabei nicht zur Startelf. Als er den Rasen betritt, nimmt ihn Co-Trainer Daniel Rios in den Arm, spricht mit ihm. Die ersten Bälle spielt sich Brunner anschließend mit William Rashidi zu. Das restliche Aufwärm-Programm bestreitet er mit den übrigen Ersatzspielern. Für die Fotografen am Spielfeldrand posiert er mit einem Lächeln. Später macht er Späße mit dem verletzten Teamkollegen Bismark Quayson. Es ist, als wäre nichts gewesen.

BVB-Stürmer Brunner auf der Bank

Beim Verlesen der gegnerischen Aufstellung wird er mit seinem zweiten Vornamen als Josua Brunner vorgestellt. Der Wind hat einen Schwung Herbstlaub auf die Auswechselbank geweht, auf der Brunner kurz vorm Anpfiff mit einem Lächeln Platz nimmt.

Der BVB – mit neun Siegen in Folge ungeschlagener Tabellenführer – beginnt druckvoll, versäumt es aber, seine Chancen zu nutzen. Die Begegnung gegen die abstiegsgefährdeten Duisburger wird zu einer zähen Angelegenheit. Der MSV tritt in einem 5-4-1-System betont defensiv auf, schaufelt immer wieder lange Bälle hinter die Dortmunder Kette. Der BVB hat Mühe. Trainer Mike Tullberg schickt Paris Brunner und die übrigen Reservisten nach 23 Minuten zum Warmmachen.

BVB-Torjäger Brunner eingewechselt

In der 43. Minute geht Duisburg nach einem Foul von Rashidi per Elfmeter durch Kaan Inanoglu in Führung. Halbzeit. Paris Brunner stapft in die Kabine. Zur zweiten Hälfte wird er eingewechselt, spielt zunächst als Neuner, später als Linksaußen. Mit ihm – so die Hoffnung – soll die Wende kommen. Doch sie kommt nicht. Stattdessen erhöht Duisburg per Konter durch Inanoglu auf 2:0 (56.). Seine beste Szene hat Brunner in der 67. Minute, als er von der linken Seite in den Strafraum zieht und dort mehrere Verteidiger austanzt. Sein anschließender Schuss aber ist kein Problem für MSV-Torhüter Fotios Adamidis.

Brunner dringt so wenig durch die Duisburger Deckung wie die Gründe für dessen Suspendierung bisher ans Licht gekommen sind. Es gibt Gerüchte, aber nichts Handfestes. Der BVB schweigt sich weiter beharrlich aus. Man würde gerne wissen, wie Trainer Mike Tullberg, der für eine klare Haltung und seinen Wertekompass bekannt ist, die Angelegenheit beurteilt. Wie die Mannschaft auf die Begnadigung reagiert hat. Einige Spieler hatten die Nachricht der Suspendierung Brunners bei Instagram geliked. Welche Gedanken dem Entscheidungsprozess zugrunde liegen. Ob der sportliche Wert eines Spielers dessen (Fehl-)Verhalten überwiegt. Ob der BVB einen weniger prominenten Spieler ebenfalls begnadigt hätte. Und natürlich würde man auch gerne wissen, wie Paris Brunner selbst zu seiner vorübergehenden Suspendierung steht.

BVB errichtet Mauer des Schweigens

Doch alle Beteiligten verpassen sich mit Verweis auf die Minderjährigkeit des Spielers weiterhin einen Maulkorb. Auf Nachfragen gibt es keine Antwort. Brunner selbst darf sich nicht äußern. Die Mauer des Schweigens, sie steht.

Paris Brunner sitzt auf der Ersatzbank.
BVB-Torjäger Paris Brunner (rechts) musste in Duisburg zunächst auf der Ersatzbank Platz nehmen. © Cedric Gebhardt

In Duisburg verkürzt der BVB durch Rafael Lubach auf 1:2 (69.). Kurz darauf wird Schwarzgelb erneut ausgekontert – 1:3 (72.) durch Inanoglu. Lubach sieht Rot (79.) wegen Meckerns. Kurz vor Schluss fängt es an zu regnen. Es wird zunehmend ungemütlich. Abpfiff. Die Borussen stehen ungläubig auf dem Rasen. Trainer Mike Tullberg trommelt sein Team für eine Standpauke zusammen. Paris Brunner schnappt sich seine Jacke, hört zu und geht danach in die Kabine. Sein Comeback hat er sich mit Sicherheit anders vorgestellt.

BVB-Toptalent Brunner: Nächste Chance gegen Newcastle

„Jeder andere Spieler, der zwei Wochen lang bei uns nicht im Training war, spielt auch nicht von Anfang an. Es war schwierig für Paris, als er reinkam. Aber er hatte seine zwei, drei Chancen“, konstatiert BVB-Trainer Mike Tullberg. Anders als in den Vorwochen macht Brunner an diesem Tag nicht den Unterschied. Seine Fähigkeiten sind unbestritten. Schon am Dienstag (14 Uhr) in der Youth League gegen Newcastle United könnte Brunner die sportliche Antwort auf seine Suspendierung geben. Direkt im Anschluss reist er mit dem DFB zur U17-WM nach Indonesien.

Die Frage, ob er aus der disziplinarischen Maßnahme des Vereins gelernt hat, wird er abseits des Rasens geben müssen. Es ist womöglich die größere Herausforderung für ihn.

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