BVB-Toptalent Brunner feiert Debüt in der 3. Liga „Das wäre die Traumgeschichte gewesen“

BVB-Toptalent Brunner feiert Debüt in der 3. Liga: „Das wäre die Traumgeschichte gewesen“
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Der Sonntagnachmittag an der Hafenstraße hielt für Borussia Dortmunds U23 wenig Erquickliches bereit. Ein kaum für möglich gehaltener Leistungseinbruch nach der Pause mündete bei Rot Weiss Essen in ein 0:4 und damit in die höchste Niederlage der Saison. Es war der dritte Misserfolg am Stück. Auch das hatte es in dieser Spielzeit bislang noch nicht gegeben. Aus schwarzgelber Sicht war dem Derby daher nicht sonderlich viel Positives abzugewinnen. Das Drittliga-Debüt von Paris Brunner war einer der wenigen Lichtblicke.

Brunner zurück an der Hafenstraße

„Wir haben von Beginn an gesagt, wir wollen unbedingt in der 3. Liga bleiben. Uns ist es aber auch wichtig, die Spieler aus- und weiterzubilden. Wir haben eine relativ komfortable Situation, stehen gut da und haben jetzt die Möglichkeit, dem einen oder anderen Spieler Spielzeit in der 3. Liga zu geben und zu gucken, wie weit er schon ist. Paris hat eine wirklich gute Trainingswoche gehabt. Man soll nicht zu viel erwarten, aber der Junge macht schon spannende Sachen. Ich bin gespannt, ob das heute auch funktioniert. Und wenn es nicht funktioniert, weiß er, woran er arbeiten muss“, erklärte Trainer Jan Zimmermann vor Anpfiff bei „Magentasport“.

Der letzte Dortmunder Sieg an der Hafenstraße war bereits sechseinhalb Jahre her. Am 17. November 2017 gewann die BVB-U23 mit 1:0 bei RWE. Damals ebenfalls mit dabei: Paris Brunner. Der inzwischen 18-Jährige spielte seinerzeit noch für die U12 von RWE und war im Stadion als Balljunge im Einsatz. Nun kehrte das Toptalent, das seit Wochen mit Borussia Dortmund um einen ersten Profivertrag verhandelt, in anderer Rolle an die alte Wirkungsstätte zurück.

Jan Zimmermann schenkte dem U17-Weltmeister von Beginn an das Vertrauen und setzte Brunner (auf der aus U19 gewohnten Position) als Linksaußen ein. Brunner spielte bei seinem ersten Auftritt in der 3. Liga nicht die Sterne vom Himmel, aber er ließ durchaus seine Fähigkeiten aufblitzen.

BVB-Toptalent Brunner vergibt Großchance

Seine womöglich beste Szene hatte der 18-Jährige, als er in der 19. Minute Essens Marvin Obuz am eigenen Strafraum den Ball abknöpfte, umgehend mit viel Geschwindigkeit durch das Mittelfeld marschierte und Sturmpartner Rodney Elongo-Yombo mit einem Vertikalball bediente.

Paris Brunner schlägt die Hände vors Gesicht.
Nach seiner vergebenen Großchance haderte BVB-Toptalent Paris Brunner mit sich. © IMAGO/Beautiful Sports

Nach einer halben Stunde hätte Brunner die Borussia zudem in Führung bringen können. Antonis Aidonis hatte die Kugel weit aus der eigenen Hälfte genau in die Schnittstelle geschaufelt, wo der BVB-Youngster lauerte. Brunner versprang jedoch der Ball durch einen unsauberen Kontakt, er kullerte links neben das Tor. Man musste kein besonders guter Lippenleser sein, um die Bewertung des Dortmunders zu seiner vergebenen Großchance zu deuten: „Scheiße“, fluchte Brunner.

Brunner-Stellungsfehler vorm ersten Gegentor

„Klar, wenn er die Chance zum 1:0 reingemacht hätte, wäre es die Traumgeschichte gewesen“, befand Jan Zimmermann später. Womöglich hätte die Begegnung dann auch einen anderen Verlauf genommen. Doch darüber zu spekulieren, war ohnehin müßig. Unstrittig war hingegen, dass Brunner eine Teilschuld am ersten Gegentreffer hatte. Das 0:1 wurde auch begünstigt durch einen Stellungsfehler des Youngsters, der viel zu weit weg von seinem Gegenspieler Andreas Wiegel stand und diesen anschließend auch nur halbherzig attackierte.

Darüber hinaus ging der Linksaußen immer wieder mutig ins Dribbling, verlor dabei jedoch auch einige Male den Ball. Derartige Fehler haben sie bei Borussia Dortmund eingepreist. Die eigenen Talente sollen mutig sein, ihnen dürfen dabei Fehler unterlaufen. Sie sind Teil des Lern- und Entwicklungsprozesses.

BVB-Trainer Zimmermann verteilt Lob

„Dafür, dass es sein erstes Spiel im Männerfußball war, hat Paris das absolut ordentlich gemacht. Er hat nur eine Woche bei uns mittrainiert. Dass es noch ein paar Abstimmungsprobleme gibt, ist normal. Er hat sich gut gewehrt, gut behauptet, hat hart gearbeitet und die positive Woche unterstrichen. Es ist nicht selbstverständlich, sich als U19-Jungjahrgang in Essen so zu wehren und so präsent zu sein“, resümierte BVB-Trainer Jan Zimmermann.

Der Balljunge von einst ist also auf dem Weg in den Profifußball. Das Debüt in der U23 verlief ordentlich. Es hat Brunner aber auch die Grenzen vor Augen geführt und einen Vorgeschmack geliefert, wie hoch Tempo und Intensität im Seniorenfußball sind. Was geschieht, wenn entsprechende Gegenwehr ausbleibt, bekamen letztlich alle Borussen leidvoll zu spüren.