Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat eine grundlegende Reform der Nachwuchs-Wettbewerbe ab der Saison 2024/25 beschlossen. Anstatt der bisherigen A- und B-Junioren Bundesligen messen sich die besten deutschen Talente künftig in sogenannten DFB-Nachwuchsligen. Das hat auch Auswirkung auf die U19 und U17 von Borussia Dortmund. BVB-Jugendchef Lars Ricken begrüßt die Änderungen. „Die Reform ermöglicht uns mehr Spiele auf höherem Niveau – das ist gerade für die Topspieler wichtig, die wir für den Profibereich ausbilden wollen“, sagt Ricken im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur Reform:
Was ändert sich in Zukunft?
Bislang sind die Bundesligen der A- (U19) und B-Junioren (U17) jeweils in drei Staffen (Nord/Nordost, West, Süd/Südwest) eingeteilt. Dieses Staffelsystem gilt nur noch in dieser Saison und wird danach durch die DFB-Nachwuchsliga ersetzt. Hierbei gibt es zwei Phasen: Es gibt zunächst eine Vorrunde, die regional benachbarte Vereine bestreiten. Dem folgt eine Hauptrunde, die in eine Liga A und eine Liga B aufgeteilt wird. In der Liga A der Hauptrunde dürfte es dann auch zu überregionalen Begegnungen kommen.
In der DFB-Nachwuchsliga spielen die Juniorenteams der Bundesligisten und von Amateurvereinen von Beginn an in einer Liga. Alle Vereine mit einem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) sind dauerhaft in der Nachwuchsliga vertreten. Die Anzahl der teilnehmenden Klubs soll nach den Plänen des Verbands dabei nicht gedeckelt werden. „Während der Saison ist die DFB-Nachwuchsliga außerdem durchlässig – maximal elf Amateurvereine stoßen zur Hauptrunde zusätzlich zum Teilnehmerfeld dazu und können sich für die Vorrunde der kommenden Saison qualifizieren“, schreibt der DFB auf seiner Website.
Vor wenigen Tagen wurden die Spielpläne für die A- und B-Junioren-Bundesligen veröffentlicht. Der Auftakt für die BVB-Teams hat es mit absoluten Topspielen in sich. Die Schwarzgelben bekommen es zum Start mit Bayer Leverkusen zu tun. Die U19 gastiert zum Einstieg beim Bayer-Nachwuchs (13. August), erwartet danach zum ersten Heimspiel (19. August) Alemannia Aachen. Das kleine Revierderby gegen den VfL-Nachwuchs aus Bochum steigt am 8. Spieltag (22. Oktober) auswärts. Gegen den FC Schalke 04 geht es am 12. Spieltag (25. November), auch zuerst auswärts.
Borussias U17 empfängt den Titelfavoriten aus Leverkusen am ersten Spieltag (5. August), reist eine Woche später zum SC Paderborn (12. August). Das Derby gegen den VfL Bochum findet am 8. Spieltag auswärts statt (1. Oktober), das U17-Derby gegen den FC Schalke 04 am letzten Hinrundenspieltag (5. November). Auch dort spielt der BVB-Nachwuchs zuerst auswärts.
Wie sieht der Spielmodus in der DFB-Nachwuchsliga aus?
Die Saison ist in zwei Phasen gegliedert: In der Vorrunde gibt es mehrere regionale Staffeln, wobei Landes- und Regionalverbandsgrenzen keine Rolle spielen. Alle Mannschaften einer Staffel treten in Hin- und Rückrunde gegeneinander an und qualifizieren sich für die Hauptrunde. Aber nur die Erst-, Zweit- und Drittplatzierten der Vorrundengruppen starten in der Liga A der Hauptrunde.

Die übrigen Mannschaften in der Liga B. Zur Liga B der Hauptrunde stoßen elf Amateurvereine, die sich über die Regional- beziehungsweise Landeswettbewerbe (zweithöchste Spielklassen) qualifizieren. Beide Ligen werden erneut in Staffeln aufgeteilt und spielen eine Hin- und Rückrunde. Der Deutsche Meister wird unter den Mannschaften aus der Liga A in einer Endrunde ausgespielt.
Was verspricht sich der DFB von den Änderungen?
Im bisherigen Modus der Junioren-Bundesligen gibt es Absteiger. „Im neuen System ist der Ergebnisdruck für Vereinsverantwortliche aufgrund der gesicherten Ligazugehörigkeit der Leistungszentren geringer, sodass die Spieler sich individuell besser entwickeln können“, schreibt der DFB.
Der Verband möchte mit der Reform auch die Durchlässigkeit und Partizipationsmöglichkeiten kleinerer Vereine erhöhen. In diesem Zusammenhang verweist der DFB auch auf die verstärkte Teilnahme von Amateurvereinen an der höchsten Spielklasse. Elf Klubs mischen ab 2024/2025 dauerhaft in der Nachwuchsliga mit statt durchschnittlich 5,5 wie in den Spielzeiten 2014/2015 bis 2019/2020 in der Junioren-Bundesliga. „Ich bin absolut überzeugt, dass dieser Schritt notwendig ist. Es ist an der Zeit, mutige Veränderungen einzuleiten, um unseren Spielern noch bessere Möglichkeiten zu geben, sich zu entwickeln“, sagte Joti Chatzialexiou, der Sportliche Leiter der Nationalmannschaften.
Wie beurteilt der BVB die Reform?
Lars Ricken, NLZ-Direktor von Borussia Dortmund, ist im Großen und Ganzen einverstanden mit der Reform. Er sagt im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten: „Ich hätte mir auch eine etwas andere Struktur vorstellen können. Aber das ist etwas, auf dass sich alle Vereine einigen konnten.“ Die Vorteile überwiegen aus seiner Sicht: „Die Reform ermöglicht uns mehr Spiele auf höherem Niveau – das ist gerade für die Topspieler wichtig, die wir für den Profibereich ausbilden wollen.“
In der Vergangenheit hatte Ricken ebenso wie U19-Trainer Mike Tullberg immer wieder bemängelt, dass die BVB-Talente viel zu wenige Duell auf Top-Niveau hätten, was für die Entwicklung jedoch essenziell sei. Das gehört bald der Vergangenheit an.
Nicht nur die Anzahl der Partien dürfte sich erhöhen - auch die Varianz der Gegner. „Der neue Modus ist für uns interessant. Gegen Vereine wie Bayern, Hertha, Leipzig und Stuttgart spielst du in der jetzigen Struktur bisher nur, wenn du ins Halbfinale oder Finale um die Deutsche Meisterschaft einziehst. Durch die Reform spielen wir künftig viel regelmäßiger gegen diese Klubs, sofern wir uns in der Rückrunde für die A-Liga qualifizieren. Dadurch haben wir deutschlandweit Spiele auf Top-Niveau.“
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