Die deutsche U17-Nationalmannschaft hat bei der Weltmeisterschaft in Indonesien das Viertelfinale erreicht. Der 3:2 (2:1)-Sieg gegen die USA ebnete der DFB-Auswahl den Weg in die Runde der letzten Acht. Maßgeblichen Anteil am Erfolg hatte Charles Herrmann. Das BVB-Talent avancierte mit einem Treffer und einer Torvorlage zum Matchwinner der Elf von Trainer Christian Wück.
BVB-Stürmer Herrmann erzielt Traumtor
Die 90 Minuten gegen die US-Boys waren aber weitaus kniffliger als im Vorfeld angenommen. Im ersten Abschnitt hatten die Amerikaner 60 Prozent Ballbesitz. Das Mittelfeld-Pressing der Deutschen funktionierte nicht wie erhofft, schnelle Umschaltmomente über die Dortmunder Flügelzange Paris Brunner auf links und Charles Herrmann auf rechts waren daher die Ausnahme.
So war es nicht verwunderlich, dass für die 1:0-Führung ein Standard herhalten musste. Nach einem Foul an Max Moerstedt legte sich Charles Herrmann den Ball aus halbrechter Position zurecht und zirkelte ihn aus rund 20 Metern per Freistoß in den Winkel. Ein Traumtor, das der Borusse mit erhobenem Zeigefinger bejubelte, ehe ihn seine Teamkollegen umringten.
Die USA blieben in der Folge dennoch defensiv stabil und boten der DFB-Elf kaum Räume. Und mit Unterstützung der Deutschen kamen sie auch rasch zum Ausgleich. Torwart Max Schmitt spielte den Ball in die Füße eines Amerikaners, Abwehrchef Finn Jeltsch klärte die folgende Flanke von Nimfascha Berchimas nicht entscheidend, so dass Taha Habroune die Kugel zum 1:1 (24.) in die kurze Ecke einschieben konnte.
BVB-Stürmer bereiten zwei Treffer vor
Deutschlands Replik dauerte ebenfalls nur zehn Minuten und wieder war Charles Herrmann entscheidend an ihr beteiligt. Eric Da Silva Moreira preschte über die rechte Seite vor und bediente den Dortmunder. Der beförderte den Ball mit viel Übersicht zurück in den Rückraum, wo Mittelstürmer Max Moerstedt lauerte und ihn zum 2:1 (34.) über die Linie drückte. Ein perfekt vorgetragener Angriff.
Den weiteren Vorstöße der Deutschen fehlte es dagegen an Durchschlagskraft oder Präzision. Dennoch hatte ihr 2:1-Vorsprung lange Bestand. Erst in der 80. Minute kamen die USA per direkt verwandeltem Freistoß von David Vazquez zum 2:2, bei dem Torwart Max Schmitt nicht gut aussah. Dass es nicht ins Elfmeterschießen ging, war erneut einem Dortmunder zu verdanken. Paris Brunner bediente den eingewechselten Bilal Yalcinkaya bei einem Angriff über links und dieser traf zum 3:2 (87.) für die DFB-Auswahl. Diese Führung brachte sie dann mit Glück und Geschick über die Zeit.
BVB-Talent Herrmann hinterlässt starken Eindruck
Herrmann hatte somit großen Anteil am Viertelfinal-Einzug der deutschen U17. „Wir wussten, dass die USA nicht einfach zu schlagen sind. Gleichzeitig haben wir immer an uns geglaubt. Wir waren defensiv gefordert und haben gezeigt, welche Mentalität wir haben und was für eine individuell starke Mannschaft wir sind. Ich bin froh, der Mannschaft mit meinem Tor und der Vorlage geholfen zu haben. Freistöße trainiere ich so oft wie möglich und ich bin sehr glücklich, dass es heute so gut geklappt hat“, bekannte Herrmann.

Er bestätigt damit die guten Eindrücke, die er seit Turnierbeginn hinterlassen hat. Schon beim 3:1-Auftaktsieg gegen Mexiko wurde der 17-Jährige von der FIFA zum „Player of the match“ gekürt, nachdem er zwei Tore direkt vorbereitet und den dritten Treffer mit eingeleitet hatte. Und auch nach dem Sieg gegen die USA erhielt er vom Verband diese Auszeichnung. „Ich habe einfach Bock, Fußball zu spielen. Immer wenn ich den Ball habe, habe ich Lust am Gegner vorbeizugehen – egal wie. Wenn ich so eine gute Mannschaft hinter mir habe, dann fällt es mir leicht, gut zu spielen“, bekannte Charles Hermann. Seine Spielfreude war ihm auch gegen die USA deutlich anzumerken.
BVB-Trainer Tullberg lobt Herrmann
Das freut seinen Trainer bei der BVB-U19, Mike Tullberg. „Charles war in der U17 sehr lange verletzt und hat dadurch fast die ganze Saison verpasst“, sagt der Däne im Gespräche mit den Ruhr Nachrichten. Wegen eines Syndesmoseband-Risses absolvierte der Flügelstürmer in der vergangenen Saison lediglich sechs Partien in der U17-Junioren-Bundesliga. Daher ist regelmäßige Spielpraxis für Herrmann bei der WM in Indonesien nun umso wichtiger. „Gegen ältere Gegenspieler hat er noch Anpassungsprobleme, aber das ist Teil des Entwicklungsprozesses und ganz normal“, sagt Tullberg.
Das Viertelfinale am Freitag (9.30 Uhr) gegen Spanien dürfte Herrmann ebenso wie den Rest der deutschen U17 diesbezüglich noch mal vor eine neue Herausforderung stellen. „Wir freuen uns sehr über die bisherigen Erfolge der U17-Nationalmannschaft. Und wir hoffen, dass unsere Jungs noch weit kommen“, sagt Mike Tullberg.
Der BVB-Trainer weiß, was er an Charles Herrmann hat: „Charles hat ein starkes Dribbling und ein gutes Spielverständnis. Und für einen Flügelspieler arbeitet auch defensive sehr solide.“ Aber Tullberg stellt auch klar: „Er muss noch mehr in gefährliche Räume und dort zum Abschluss kommen. Er braucht mehr Torbeteiligungen.“ Was das angeht, macht Charles Herrmann bei der WM in Indonesien eindeutig Fortschritte. Das haben neben Mexiko nun auch die USA schmerzhaft zu spüren bekommen.
BVB-Toptalent steht mit U17 im WM-Achtelfinale: Paris Brunner auf dem Weg zurück zur Normalität
BVB-Talent Almugera Kabar gibt Comeback bei U17-WM: „Will meine Führungsrolle festigen“
Ricken erläutert Brunner-Begnadigung: BVB-Nachwuchschef übt Kritik an U17-WM