Die BVB-Verantwortlichen wecken immer wieder große Hoffnungen, wenn sie über Julien Duranville sprechen. Sie reden mit einer hörbaren Bewunderung über den 18-Jährigen und heben seine übermäßigen Fähigkeiten hervor. Trotzdem schleicht sich in ihren Ausführungen immer wieder ein „Aber“ ein. Nicht, wenn es um sein Talent und sein Potenzial geht. Sondern eher aufgrund seiner Verletzungshistorie. Seitdem Duranville im Januar 2023 vom RSC Anderlecht zum BVB kam, stand er bei Pflichtspielen des Profiteams nur 69 Minuten auf dem Rasen.
BVB-Talent Julien Duranville trifft im DFB-Pokal
„Über seine Qualitäten müssen wir nicht reden. Aber der Junge muss einfach auf die Piste kommen“, hatte BVB-Trainer Nuri Sahin noch während des Sommer-Trainingslagers in Bad Ragaz erklärt. Beim DFB-Pokalspiel gegen Phönix Lübeck gönnte Sahin ihm 31 Minuten Spielzeit. Der Belgier bedankte sich mit seinem ersten BVB-Pflichtspieltor zum 4:1-Endstand.
Sahin sah aber noch nicht die Zeit gekommen, um Duranville komplett durchstarten zu lassen. Er betonte stattdessen, dass er sein Talent langsam wieder an die Mannschaft heranführen müsse. Zu groß sei die Gefahr für den nächsten Rückschlag. Gegen Eintracht Frankfurt (2:0) und gegen Werder Bremen (0:0) saß der Belgier jeweils 90 Minuten auf der Bank.
Die spielerisch eher sparsamen BVB-Auftritte in der Bundesliga bislang schreien förmlich nach mehr Einsatzminuten von Duranville. Einen Spieler mit solch einer kreativen Ader könnte dem Team wertvolle Impulse geben. In der Nationalmannschaft hat er diese Spielzeiten in der nun beendeten Länderspiel-Pause bekommen. Gegen Israel (3:1) stand er 16 Minuten auf dem Feld, gegen Frankreich (0:2) acht. Noch nicht übermäßig viel, aber trotz der kurzen Zeiten deutete er seine vorhandene Klasse an. Im Eins-gegen-Eins ließ Duranville seine Gegenspieler mehrfach alt aussehen.

Und Duranville hat nicht nur große Fans bei den BVB-Verantwortlichen, auch beim großen Rivalen FC Bayern München. Bayern-Trainer Vincent Kompany hatte den Belgier beim RSC Anderlecht gecoacht, als Duranville gerade 16 Jahre alt war - und damals forsch prognostiziert, dass er sogar den Ballon d’Or gewinnen könne. Die weltweit größte Ehrung für einen Fußballer.
BVB-Talent erhält Lob vom Bayern-Trainer
Jetzt hat Kompany in einem Interview mit „DH Les Sports“ am Rande der Länderspiele Belgiens gegen Israel (3:1) und Frankreich (0:2) etwas zurückgerudert. „Es ist nicht meine Aufgabe, ihn unter Druck zu setzen, vor allem nicht nach den kleinen physischen Problemen, die er hatte.“ Seine Bewunderung drückte er aber abermals aus: „Ich hatte das Glück, mit ihm in Anderlecht zusammenarbeiten zu können, als er 15, 16 Jahre alt war. Ich habe ihm zum Debüt gegen Club Brügge verholfen, als er gerade 16 wurde. Wir haben sofort seinen Einfluss erkannt, er hat das Spiel verändert. In diesem Alter ist so etwas sehr selten.“
Das Spiel des BVB hat Julien Duranville seit seinem Wechsel noch nicht verändert. Die Zeit dazu scheint aber jetzt reif zu sein. Duranville hat eine komplette Sommervorbereitung hinter sich, Testspiele, die DFB-Pokalbegegnung gegen Lübeck und die zwei Kurzeinsätze in der belgischen Nationalmannschaft unter Trainer Domenico Tedesco. Es gibt nur wenig Gründe, ihn nicht jetzt auch beim BVB von der Leine zu lassen, und wenn er vorerst nur von der Bank kommt.
Die Ablösesumme von acht Millionen Euro an Anderlecht war damals eine Investition in die Zukunft. Die Zukunft kann am Freitag gegen den Tabellenführer Heidenheim starten. Der Verein muss auch irgendwann die Gewissheit haben, ob der Körper von Julien Duranville langfristig für den Profisport gemacht ist.